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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

14.

Warum aber habt ihr nicht darauf hingewiesen, dass ihr mit dem Begriff der Hyle, der in einigen Werken heidnischer Autoren häufig verwendet wird, auch eine dem Heidentum verwandte religiöse Grundanschauung besitzt, im Gegenteil darauf gepocht, dass euer Verständnis gerade dieses Begriffes nicht vergleichbar, ja ein völlig anderes ist, da ja euer Theologe mit diesem Wort den Urgrund und die Natur des Bösen bezeichne (537,14). Damit verrät sich aber nur eure grosse Unkenntnis, da ihr gar nicht wisst, was die Hyle ist, und mit der Verwendung dieses Wortes für eine Sache, die ihr überhaupt nicht kennt, auch noch mit eurer angeblichen Gelehrsamkeit prahlen wollt. Den Begriff Hyle definieren nämlich die Griechen in ihren Abhandlungen über das Wesen der Natur als eine Art Grundstoff der Dinge, der noch keinerlei Gestalt besitzt, aber dafür geeignet ist, jegliche körperliche Gestalt anzunehmen, und der, wenn überhaupt, nur durch die wechselnde Vielfalt der Körper hindurch erkennbar ist, da er in sich selber weder mit den Sinnen, noch mit dem Verstand erfasst werden kann. Darin allerdings irrt sich ein Teil der Heiden, die diesen Grundstoff als gleich-ewigen Partner Gott zur Seite stellen, sodass er zwar durch ihn Gestalt erhält, aber nicht von ihm geschaffen ist. Dass dies nicht der Wahrheit entspricht, lehrt uns die Wahrheit selber (cf. 543,21). Diesem Teil der Heiden aber erweist ihr euch in der Frage der Hyle als durchaus vergleichbar, da ja auch ihr der Ansicht seid, dass sie ihren eigenen Ursprung hat und nicht von Gott her stammt. Und gerade in diesem Punkt habt ihr behauptet, euch von den Heiden zu unterscheiden, ohne zu wissen, was ihr redet. In jenem andern Punkt dagegen, dass diese Hyle keine ihr eigentümliche Gestalt besitzt und nur von Gott Gestalt bekommen kann, stimmen die Heiden mit unserer Wahrheit überein, und unterscheiden sich von eurer Irrmeinung. Da ihr nämlich nicht wisst, was die Hyle, d.h. was der Grundstoff der Dinge ist, macht ihr aus ihr das Volk der Finsternis, in dem ihr nicht nur zahllose, in fünf Kategorien gegliederte, Gestalt besitzende Körper ansiedelt, sondern auch den Geist, der diesen Körpern Gestalt gibt, und – was eure Unkenntnis, ja geistige Verwirrung noch deutlicher verrät – ihr bezeichnet obendrein diesen Geist als Hyle, die also nach eurer Theorie nicht Gestalt bekommt, sondern Gestalt verleiht. Wenn es nämlich dort einen Geist gäbe, der Gestalt gibt, und körperliche Elemente, die Gestalt bekommen, dann wären es jene Elemente, die man als Hyle bezeichnen müsste, d.h. als Grundstoff, dem dieser Geist, den ihr als den Ursprung des Bösen sehen wollt, Gestalt gäbe. Wenn ihr das so darstellen würdet, würdet ihr euch zwar in der Beschreibung der Hyle nicht mehr so gründlich irren, aber auch diese Elemente – die zwar andere Gestalten annehmen könnten, aber als bereits bestehende Elemente sich durch spezifische Eigenheiten voneinander unterschieden – wären nicht die Hyle, weil diese ja ganz und gar gestaltlos ist. Doch wäre eure Unkenntnis erträglich, weil ihr immerhin das als Hyle bezeichnen würdet, was Gestalt empfängt, nicht das, was Gestalt verleiht. Und trotzdem wäre euch auch dann noch Grosssprecherei und Gotteslästerung vorzuwerfen, weil ihr, in Unkenntnis dessen, dass jegliche Ausprägung der natürlichen Gestalt, jegliche Proportion der Formen, jegliche Zuordnung der Gewichte (542,5) vom Vater, vom Sohn und vom Heiligen Geist herkommen, dem Urgrund des Bösen soviel Gutes zuschreiben würdet. Jetzt aber, da ihr weder wisst, was die Hyle ist, noch was das Böse ist, o könnte ich euch doch dazu überreden, damit aufzuhören, unerfahrene Seelen zu verführen!

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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres

14.

Sed cur non etiam propter hylen, quae in nonnullis libris paganorum frequentatur, parem vos cum paganis religionem habere dixistis, quin immo propter hoc imparem longeque dissimilem voluistis intellegi, quia hoc nomine mali principium ac naturam theologus vester appellat, in quo quidem imperitia vestra magna deprehenditur, quia nec quid sit hyle scitis et hoc rei vocabulo, quam penitus ignoratis, etiam inflari velut docti affectatis. p. 554,1 Hylen namque Graeci, cum de natura disserunt, materiem quandam rerum definiunt nullo prorsus modo formatam, sed omnium corporalium formarum capacem, quae quidem in corporum mutabilitate utcumque cognoscitur; nam per se ipsam nec sentiri nec intellegi potest. Verum in hoc errant quidam gentilium, quod eam tamquam coaeternam deo coniungunt, ut haec ab illo non sit, quamvis ab illo formetur, quod alienum esse a veritate ipsa veritas docet. Ecce tamen quibus paganis de hac ipsa hyle invenimini esse consimiles, quod eam vos quoque suum habere principium nec ex deo esse perhibetis, et in hoc vos dispares esse dicebatis nescientes, quid dicatis. p. 554,12 In illo vero, quod nulla est huic hyle forma propria nec nisi a deo formari potest, nostrae illi veritati consentiunt, a vestra autem falsitate dissentiunt, qui nescientes, quid sit hyle, id est, quid sit rerum materies, gentem tenebrarum eam dicitis, ubi non solum distinctas quinque generibus innumerabiles corporum formas, verum etiam mentem constituitis horum corporum formatricem, et – quod est imperitius vel potius dementius – ipsam magis mentem dicitis hylen, quam non formari, sed formare perhibetis. Nam si esset ibi mens quaedam formans et elementa corporea, quae formarentur, illa elementa dicenda esset hyle, id est materies, quam formaret eadem mens, quam mentem principium mali esse vultis. Hoc si diceretis, non quidem multum erraretis in eo, quod est hyle, nisi quod ipsa quoque elementa quamvis in alias formas formanda, tamen quia iam elementa essent, et speciebus propriis distinguerentur, hyle non essent, quia illa est prorsus informis. p. 554,28 Verumtamen tolerabilis esset imperitia vestra, quia eam, quae formaretur, non eam, quae formaret, hylen diceretis; sed tamen etiam sic eo teneremini vani atque sacrilegi, quia nescientes omnem modum naturarum numerumque formarum et ordinem ponderum non esse posse nisi a patre et filio et spiritu sancto principio mali tantum bonum tribueretis. Nunc vero cum et quid sit hyle et quid sit malum ignoretis, o si possem vobis persuadere, ut a seducendis imperitioribus vos compesceretis!

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