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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

98.

Doch selbst wenn unsere Väter, die Patriarchen und Propheten, denen jene Schrift ein so vorzügliches Zeugnis der Heiligkeit und Gottesfurcht ausstellt, - jene Schrift, die von Gott dem Menschengeschlecht zum Heil geschenkt wurde, was nur jemand leugnen kann, der sie nicht kennt, oder aber jeglichen Sinn für vernünftige Überlegung verloren hat – selbst wenn diese Väter also wollüstige und grausame Gestalten gewesen wären, wie sie die Manichäer in ihrem Irrtum, deutlicher gesagt in ihrem Irrwahn, beschuldigen, liesse sich nicht auch so noch beweisen, dass sie deren Gott – geschweige denn ihren Electi – moralisch überlegen waren? Es ist doch weniger verwerflich, wenn ein Mann, der eine Ehefrau hat, sich mit einer Dirne wälzt, als wenn das Licht in seiner reinsten Gestalt sich durch Vermischung mit der Dunkelheit besudelt? Gut, da hat ein Mann seine eigene Ehefrau aus Habgier und um seinen Bauch zu füllen als seine Schwester ausgegeben und um Dirnenlohn feilgeboten: wie viel sittenloser und verabscheuungswürdiger aber ist der, welcher durch Verstellung seine eigene Natur auf die Lüsternheit jener abstimmte, die nach ihm begehrten, und sie damit grundlos der Beschmutzung und Verderbnis preisgab! Und einer, der, selbst wissentlich, mit seiner Tochter schläft, handelt doch weniger obszön, als der, welcher bei sämtlichen Ausschweifungen solcher und noch schlimmerer sexueller Unmoral Glieder seines eigenen Körpers beimischt? Geben sich denn irgendwo liederliche und lasterhafte Menschen solchen Ausschweifungen hin, ohne dass sich dabei euer Gott, ihr Manichäer, vom ganzen Schmutz dieser Unmoral besudeln lässt? Wenn schliesslich Jakob, wie Faustus behauptete (594,21 ff.) in widerlicher Geilheit wie ein Ziegenbock zwischen vier Ehefrauen hin- und herirrte, nicht etwa aus Sorge um seine Nachkommenschaft, sondern allein von zügelloser Lust getrieben, wie viel weniger erbärmlich wäre er immer noch als euer Gott, der ja nicht nur in Jakob und seinen vier Ehefrauen – mit deren Körpern und deren Erregungen er untrennbar verbunden ist - die ganze Schändlichkeit jenes ausschweifenden Lebens zu ertragen hätte, sondern dazu noch im Ziegenbock, den der Unflat mit jenem Mann verglichen hat, jede geschlechtliche Erregung, jede Brunst über sich ergehen lassen muss, und der, durch sein schmachvolles Geschick allüberall beigemischt, in jedem Ziegenbock aufgegeilt, in jeder Ziege besamt, in jedem Zicklein gezeugt wird. Selbst wenn also Juda nicht bloss Dirnenumgang gepflegt, sondern wissentlich mit seiner eigenen Schwiegertochter ruchlosen Inzest begangen hätte, selbst in dieser blutschänderischen Lust würde euer Gott festhängen, er würde von ihr besudelt, durch sie ins Feuer geraten. David wiederum bereute sein Unrecht, dass er die Ehefrau des andern begehrt und deren Ehemann dem Tod ausgeliefert hatte: wann endlich wird euer Gott Reue darüber empfinden, dass er, von der Höllenbrut jener Fürsten der Finsternis, männlichen wie weiblichen Geschlechts, heftig begehrt, seine eigenen Glieder deren Geilheit auslieferte, und so zwar nicht den Ehemann, dessen Gattin er begehrte, wohl aber seine eigenen Söhne in den Gliedern der Dämonen, - von denen er selber begehrt worden war -, dem Tod auslieferte? Doch selbst wenn David keine Reue gezeigt, also die Gesundheit der Seele, d.h. die Gerechtigkeit, den jenes Heilmittel schenkt, nicht wieder erlangt hätte, selbst dann stände er moralisch besser da als jener Gott der Manichäer. Mag sich nämlich David neben dieser einen Tat noch durch beliebig viele andere ähnliche Taten, so viele ein einzelner Mensch überhaupt begehen könnte, entehrt und besudelt haben, jener Gott dagegen, das ist unwiderlegbar, wird durch die Beimischung seiner eigenen Glieder bei sämtlichen von sämtlichen Menschen begangenen Taten dieser Art entehrt und besudelt. Auch der Prophet Hosea wird von Faustus auf die Anklagebank gesetzt. Doch selbst wenn er sich als Sklave seines schändlichen Sexualtriebes in diese Dirne verliebt und sie geheiratet hätte, so gilt es zu bedenken, dass gemäss eurer Verkündigung die Seelen beider Partner, sowohl die des leichtfüssigen Liebhabers wie die der sittenlosen Dirne, Teile und Glieder, ja die Natur eures Gottes ausmachen, dass also jene Dirne, um es unverblümt und geradeheraus zu sagen, euer Gott ist; nun könnt ihr ja nicht behaupten, dass er unter makelloser Bewahrung der Heiligkeit seiner Natur als willkommener Gast, nicht als Gefangener, in den Körper jener Dirne gelangte, sondern gebt sogar zu, dass diese Glieder eures Gottes dabei schändlichst beschmutzt wurden und deshalb einer gründlichen Reinigung bedürfen. Jene Dirne, deretwegen ihr den Mann Gottes zu beschuldigen wagt, wäre somit auch dann, wenn sie sich nicht durch eine gottgefällige Ehe zum Bessern gewandelt hätte, euer Gott, oder aber, falls euch dieser Ausdruck missfällt, die Seele dieser Dirne wäre wenigstens, wie ihr ja offen zugebt, eine Partikel, wenn auch eine ganz winzige, eures Gottes. Bedenkt man all das, wäre Hosea immerhin moralisch höherstehend als euer Gott, da es sich ja bei dieser Frau nur um eine einzelne Dirne handelte, während sich jener Gott, da er schicksalhaft mit dem gesamten Geschlecht der Finsternis vermischt ist, in sämtlichen Dirnen prostituiert, in sämtlichen Männern und Frauen, die allüberall und in allen Variationen Unzucht treiben und sich dabei moralisch zugrunderichten, sich wälzt, sich wieder befreit, wieder gefesselt wird, um in der nächsten Generation sich wieder zu wälzen, sich wieder zu befreien, und wieder gefesselt zu werden, bis schliesslich der am schlimmsten verunreinigte Teil eures Gottes, gleichsam die Dirne, für die es keine Entsühnung gibt, in jenem letzten Klumpen sein Endlager findet. Nichts von all diesen Übeln, diesen Obszönitäten, dieser Entwürdigung konnte euer Gott von seinen Gliedern fernhalten, durch den Zwang, den ein übermächtiger Feind ausübte, musste er alles auf sich nehmen; denn er hatte ja nicht die Kraft, jenen verbrecherischen und gewaltsamen Feind zu vernichten und seine eigenen Mitbürger, d.h. jene Teile seiner selbst, heil zu bewahren. Wieviel besser war also jener Moses, der den Ägypter tötete und seinen Bruder vor Schaden bewahren konnte, er, den Faustus mit erstaunlicher Verblendung anschuldigte, und dabei seinen eigenen Gott mit noch erstaunlicherer Blindheit übersah! Wieviel besser handelte dieser, wenn er dem Volk der Ägypter dessen goldene und silberne Gefässe entriss, als wenn sich der Gott seine eigenen Glieder durch das Volk der Finsternis entreissen liess! Und obwohl ihr Gott selber einen so erbärmlichen Krieg führte, werfen seine Verehrer dem Diener unseres Gottes vor, dass er Kriege geführt habe, in denen er doch mit all den Seinen immer als Sieger über die Feinde triumphierte, die dann, Männer und Frauen, vom Volk Israel unter der Führung des Moses als Kriegsgefangene weggeführt werden konnten, was euer Gott, wenn er es vermocht hätte, gewiss auch getan hätte. Da ist also keine Anklage gegen Übeltäter, sondern Neid gegen Glücklichere. Was ist nun aber zur Grausamkeit des Moses zu sagen, dass er mit dem Schwert strafend gegen sein Volk vorging, das sich schwer gegen Gott versündigt hatte, eine Sünde, für die er immerhin Gott um Verzeihung bat, und sich sogar selber anstelle des Volkes zur göttlichen Bestrafung anbot? Aber selbst wenn er dies nicht aus Erbarmen, sondern aus Grausamkeit getan hätte, auch dann wäre er noch besser als euer Gott. Nie und nimmer hätte er einen seiner Soldaten, der sich nichts zuschulden kommen liess und den Befehlen gehorchte, und der beim Auftrag, die feindliche Schlachtreihe zu durchbrechen, in Gefangenschaft geriet, später, nach einem Sieg noch zusätzlich bestraft, wie es euer Gott mit jenem Teil seiner selbst tun wird, der seinem Befehl gehorchte und zur Rettung seines Reichs, den Tod vor Augen, in die feindliche Schlachtreihe vorrückte. Doch, lautet der Einwurf der Manichäer, in dieser langen Reihe von Äonen, in der jener Teil nun mit dem Bösen vermischt und verwachsen ist, hat er ja den Geboten seines Gottes nicht gehorcht! Gut, doch fragen wir, warum er nicht gehorchte! Wenn es aus eigenem Willen geschah, dann ist die Schuld echt und die Strafe gerecht; wenn allerdings der Wille verantwortlich ist, dann gibt es keine feindliche Natur, die zum Sündigen zwingt, und damit ist auch das ganze Lügengebäude der Manichäer widerlegt und zum Einsturz gebracht. Wenn er dagegen vom Feind, gegen den er ausgesandt worden war, überwältigt und somit durch ein nicht in ihm selbst liegendes Böses, dem er keinen Widerstand entgegensetzen konnte, überwunden wurde, dann ist die Strafe ungerecht und eine grosse Grausamkeit. Nun wird aber, um den Gott zu entschuldigen, seine Zwangslage ins Feld geführt. Soll halt einen solchen Gott verehren, wer Gott nicht verehren will! Immerhin ist eines zuzugeben: auch die Verehrer dieses Gottes, selbst wenn sie sich durch die Verehrung eines solchen Gottes als ganz üble Charaktere zeigen, sind immer noch viel besser als er selber, da sie wenigstens existieren, während er selber nichts anderes ist als Fiktion und Fälschung, als Hirngespinst und leerer Schein. Doch sehen wir uns an, was Faustus sonst noch an pfiffigem Unsinn anbietet!

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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres

98.

Sed tamen patres nostri patriarchae atque prophetae, quibus tam illustre testimonium sanctitatis atque pietatis ea scriptura perhibet, quam saluti generis humani divinitus dispensatam non negat, nisi quisquis aut eam nescit aut omnem sensum rationalis considerationis amisit, etiamsi libidinosi et crudeles fuissent, sicut eos Manichaeorum error vel potius furor accusat, p. 703,23 nonne etiam sic non dico electis eorum, sed ipso etiam deo illorum demonstrarentur esse meliores? Nonne melius est cum pelice volutari virum cum femina quam esse sincerissimam lucem et miscendo se tenebris inquinari? Ecce homo avaritiae ac ventris causa uxorem suam sororem mentitus in aliorum concubitum vendidit: quanto ille peior et exsecrabilior est, qui naturam suam ad libidinem desiderantium simulando coaptatam gratis eis polluendam corrumpendamque subiecit! Iam cum filiabus qui etiam sciens concubuerit, nonne minus mali perpetrat, quam qui membra sua omnium talium peiorumque turpitudinum libidinibus miscet? Quid enim tale ab immundis flagitiosisque committitur, ubi non deus vester, Manichaei, turpitudinibus omnibus polluatur? p. 704,3 Denique si vere Iacob, ut ait Faustus, inter quattuor uxores foeda concupiscentia tamquam hircus erraret nullam propaginis curam gerens, sed lascivae solius voluptati, quanto minus miser esset deo vestro, qui non solum in ipso et in eius quattuor uxoribus omne illud dedecus luxuriae pateretur, omnibus eorum corporibus motibusque concretus, sed in ipso hirco, quem viro illi sordidus comparavit, omnem illum genitalem motum caloremque perpetitur et ubique turpi condicione permixtus in capro inflammatur, in capra seminatur, in haedo generatur! Ac per hoc etsi Iudas non tantum fornicator, sed etiam sciens nurus suae nefarius incestator exsisteret, in illius quoque incesti libidine deus vester haereret, sorderet, arderet. p. 704,18 David autem iniquitatis paenituit, quod uxorem adamaverit alienam virumque eius mandarit occidi: at vero deum vestrum quando paenitebit, quod a tartareo genere masculino ac feminino principum tenebrarum adamatus eorum libidini sua membra concessit nec maritum, cuius coniugem adamaverat, sed suos filios in membris daemonum, a quibus daemonibus ipse fuerat adamatus, occidit? Sed etsi non paenituisset David nec iustitiae sanitatem tali medicina recepisset, etiam sic isto deo Manichaeorum melior exstitisset. Iste quippe uno ipso facto putemus et aliis talibus quotquotlibet, quam multa unus homo posset admittere, ille autem in omnibus omnium talibus factis commixtione illa membrorum suorum turpari polluique convincitur. p. 705,3 Et Osee propheta accusatur a Fausto. Qui si meretricem turpi concupiscentia captivatus adamasset atque duxisset, animas certe amborum, et lascivi amatoris et obscaenae meretricis, partes et membra naturamque dei vestri esse praedicatis, illa ergo meretrix – quid enim ambiam verbis et non plane dicam? – illa meretrix esset deus vester; neque enim potestis dicere, quod servata atque incorrupta suae sanctitate naturae illi meretricio corpori non ligatus, sed praesentatus incideret, sed et inquinatissima esse ista membra dei vestri et ob hoc magna purgatione indigere fatemini. Illa ergo meretrix, de qua hominem dei audetis arguere, deus vester esset, etiamsi non esset in melius casto coniugio commutata; aut si non vultis, particulam certe dei vestri, licet minimam, non negatis illam animam meretricis. p. 705,16 Hoc ergo iam melior deo vestro, quoniam ipsa una meretrix esset, ille autem condicione suae illius commixtionis universo generi tenebrarum in omnibus meretricibus prostituitur, in omnibus denique maribus ac feminis late varieque fornicantibus et sese corrumpentibus volutatur, solvitur, illigatur, rursus in eorum fetibus volutandus, solvendus, ligandus, donec ad ultimum globum pars immundissima dei vestri tamquam inexpiabilis meretrix perducatur. Haec scilicet mala, has turpitudines, haec dedecora a membris suis deus vester amovere non potuit et hostis immanis necessitate compulsus ad ista pervenit; neque enim potuit interimere iniuriosum atque violentum suis vel civibus vel partibus salvis. p. 705,28 Quanto ergo ille melior, qui occiso Aegyptio fratrem defendit illaesum, quem mirabili vanitate Faustus arguit et deum suum mirabiliore caecitate non respicit! Quanto melius ipse vasa aurea et argentea abstulisset de gente Aegyptiorum, quam eius membra depraedaretur gens tenebrarum! Et tamen cum bellum tam miserum ipse gessisset, cultores eius famulo dei nostri obiciunt, quod bella gesserit, in quibus semper cum suis omnibus victor de hostibus triumphavit, qui captivi vel captivae Moyse belligerante de populo Israhel duci potuerunt, quod et deus vester si potuisset, utique fecisset. Hoc ergo non est malos arguere, sed felicioribus invidere. Quae autem crudelitas Moysi, quod in populum, qui graviter in deum peccaverat, gladio vindicavit, cuius tamen peccati veniam se pro illis etiam divinae vindictae offerens deprecatus est. p. 706,13 Verumtamen si et hoc non misericorditer, sed crudeliter fecisset, etiam sic melior deo vestro esset. Neque enim quemquam suorum innocentium et oboedientium, si ad hostis cuneum disrumpendum missus fuisset et captivatus, ullo modo eum postea, si vicisset, ipse damnaret, quod facturus est deus iste de sua parte, quam configet in globo, quia oboedivit iubenti, quia in hostiles cuneos pro salute regni eius proposita sua morte processit. Sed in hac, inquit, serie saeculorum iam malis permixta atque concreta non obtemperavit praeceptis. Quaeramus, quare! Si propria voluntate, vera culpa et iusta poena; sed iam si voluntas est rea, nulla est ad peccandum natura contraria, et ideo Manichaeorum omnis convicta est et eversa fallacia. Si autem ab hoste oppressa quo missa est, si alieno malo superata, cui resistere non valuerat, iniqua poena et magna crudelitas. p. 706,28 Sed ad excusandum profertur dei necessitas. Talem colant deum, qui nolunt colere deum. Sane, quod fatendum est, etiam ipsi cultores eius, quamvis talem deum colendo sint pessimi, meliores tamen illo sunt, quia saltem sunt, ille autem nihil est nisi fictio falsitatis et cogitatio vanitatis. Sed iam cetera Fausti arguta deliramenta videamus!

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