Übersetzung
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Gegen Faustus
7.
Dass nämlich der Sohn Gottes aus dem Samen Davids Mensch geworden ist (cf. Röm. 1,3), sagt unser Apostel nicht nur an dieser einen Stelle, und auch andere heilige Texte verkünden das ganz unverhüllt.
Wenn er aber sagt (II Kor. 5,16): Auch wenn wir Christus dem Fleische nach kannten, jetzt kennen wir ihn nicht mehr so, dann zeigt der Kontext, in dem diese Schriftstelle steht, zur Genüge, was der Apostel sagen will; denn in seiner gewohnten Art lässt er unser zukünftiges Leben, indem es in unserer Mittelsperson, dem Menschen Christus Jesus, unserem Haupt, mit dessen Auferstehung bereits in Erfüllung gegangen ist, mit so unerschütterlicher Hoffnung vor seinem geistigen Auge erstehen, als ob es bereits da wäre und schon in der Gegenwart uns zur Verfügung stände. Dieses Leben wird natürlich nicht mehr dem Fleische nach sein, so wie das Leben Christi schon jetzt nicht mehr dem Fleische nach ist. Unter der Bezeichnung Fleisch will der Apostel nämlich an dieser Stelle nicht die Substanz unseres Körpers verstanden wissen, die der Herr auch nach seiner Auferstehung noch als Fleisch bezeichnet, indem er sagt (Luk. 24,39): Fasst mich doch an und begreift: kein Geist hat Knochen und Fleisch, wie ihr es bei mir seht! , sondern die Vergänglichkeit und Sterblichkeit des Fleisches, die dann nicht mehr in uns sein wird, so wie sie schon jetzt in Christus nicht mehr ist. Dies war ja für ihn auch an jener Stelle der eigentliche Sinn des Wortes Fleisch, als er in ziemlich klaren Worten über die Auferstehung redete und folgendes sagte, was ich schon oben (p. 318,1. 6) zitiert habe (I Kor. 15,50): Fleisch und Blut werden das Reich nicht in Besitz nehmen können, und die Verderblichkeit wird die Unverderblichkeit nicht besitzen.
Wenn dann also geschehen sein wird, was er dort (I Kor. 15,51 ff.) in der Fortsetzung sagte: Seht, ich enthülle euch ein Geheimnis: wir alle werden zwar auferstehen, aber nicht alle werden wir verwandelt werden: Im Nu, d.h. in einem Moment, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall; es wird nämlich die Posaune erschallen und die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferstehen, und wir werden verwandelt werden; denn dieses Vergängliche muss sich mit der Unvergänglichkeit bekleiden und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit: wenn das also geschehen ist, wird das Fleisch jedenfalls nicht mehr da sein, wenn man von dem Sinn des Wortes Fleisch ausgeht, nach dem der Apostel nicht die Substanz unseres Körpers, sondern die Vergänglichkeit unserer sterblichen Natur bezeichnet, da ja das Fleisch, wenn es verwandelt ist, die Vergänglichkeit der sterblichen Natur nicht mehr besitzen wird; wenn man dagegen von der ursprünglichen Bedeutung des Wortes als Substanz unseres Körpers ausgeht, wird es dasselbe Fleisch sein, da dieses Fleisch ja auferstehen und die Verwandlung erfahren wird. Denn sowohl jene Aussage ist wahr, die der Herr nach seiner Auferstehung machte (Luk. 24,39): Fasst mich doch an und begreift: kein Geist hat Knochen und Fleisch, wie ihr es bei mir seht, wie auch diese Aussage, die der Apostel machte (I Kor. 15,50): Fleisch und Blut werden das Reich nicht in Besitz nehmen können. In jener Aussage ist Fleisch im Sinne von Substanz gebraucht, die auch dannzumal noch da sein wird, da sie selber ja die Verwandlung erfahren wird, in dieser Aussage aber im Sinne der Vergänglichkeit als Qualität des Fleisches, welche dannzumal nicht mehr da sein wird, da das verwandelte Fleisch nicht verderblich sein wird. Wir kannten also Christus dem Fleische nach, d.h. nach der Vergänglichkeit seines Fleisches, bevor er auferstand, aber jetzt kennen wir ihn nicht mehr so (II Kor. 5,16), da ja, wie der selbe Apostel sagt (Röm. 6,9) Christus, von den Toten auferstanden, nicht mehr stirbt, und der Tod keine Macht mehr über ihn hat.
Wenn du nun aber die Aussage des Apostels (II Kor. 5,16): Wir kannten Christus dem Fleische nach, wörtlich nimmst, dann hat er die Unwahrheit gesagt, falls Christus niemals dem Fleische nach existierte; denn noch niemand kannte etwas, was nicht existierte. Er sagte aber nicht: Wir hielten ihn für Christus dem Fleische nach, sondern wir kannten ihn… Doch ich will nicht weiter auf diesem Wort herumreiten, damit nicht einer noch behauptet, der Apostel habe es im uneigentlichen Sinn gebraucht, indem er, um auszudrücken wir hielten ihn für das Wort wir kannten ihn als verwendete: mich wundert eins, dass diese blinden Menschen nicht bemerken – vielmehr ich wundere mich nicht, dass sie es in ihrer Blindheit nicht sehen –, dass auch jene, von denen der Apostel an der selben Stelle (II Kor. 5,16) sagt: Also kennen wir von jetzt an niemanden mehr dem Fleische nach, kein Fleisch besessen hätten, wenn sich aus dem Satz desselben Apostels, jetzt kenne er Christus nicht mehr dem Fleische nach ergäbe, dass er das Fleisch nicht besass. Wenn er das nämlich einzig von Christus hätte verstanden wissen wollen, hätte er nicht sagen können: Wir kennen niemanden dem Fleische nach; doch da er das zukünftige Leben jener, die nach der Auferstehung verwandelt sein werden, als ob es bereits gegenwärtig wäre, vor seinem geistigen Auge sah, sagte er (II Kor. 5,16): Von nun an kennen wir keinen dem Fleische nach, d.h. wir haben eine solch feste Hoffnung auf unsere zukünftige Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit, dass wir uns von nun an nur schon über dieses Wissen freuen.
Deshalb sagt er an anderer Stelle (Kol. 3,1 f.): Wenn ihr aber mit Christus auferstanden seid, strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt; richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht was auf der Erde ist! Natürlich sind wir noch nicht wie Christus auferstanden, und doch hat er bezeugt, dass wir aufgrund der Hoffnung, die er für uns bedeutet, schon mit ihm auferstanden sind. Deshalb sagt er auch (Tit. 3,5): Aufgrund seines Erbarmens hat er uns gerettet durch das Bad der Wiedergeburt. Wer aber würde unter dem Bad der Wiedergeburt nicht die Hoffnung auf das zukünftige Heil verstehen, die uns bereits gegeben ist, nicht aber das Heil selber, das uns erst versprochen ist? Und trotzdem sagte er, da ja unsere Hoffnung fest ist, er hat uns gerettet, als ob uns das Heil schon gegeben wäre. An anderer Stelle sagt er ja ganz klar (Röm. 8,23 ff.): Wir aber seufzen in unserem Herzen, und warten darauf, die Kindschaft Gottes, die Erlösung unseres Leibes, zu bekommen. Durch die Hoffnung nämlich sind wir gerettet worden; Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung; denn wie kann man auf etwas hoffen, das man schon erfüllt sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir noch nicht sehen, dann warten wir in Geduld. So wie also der Apostel hier (Röm. 8,23) nicht sagte: Wir werden gerettet sein, sondern: Eben sind wir gerettet worden, zwar noch nicht durch die real eingetretene Rettung, sondern durch deren Erwartung – er sagte ja: In der Hoffnung nämlich sind wir gerettet worden – ebenso wird auch das, was dort (II Kor. 5,16) gesagt ist: Nun kennen wir keinen mehr dem Fleische nach, noch nicht im Sinne der Verwirklichung, sondern im Sinne der Erwartung zu verstehen sein, da ja für uns die Hoffnung in Christus ist, weil in ihm schon erfüllt ist, was wir für uns, da es uns verheissen ist, erhoffen. Jener ist ja schon auferstanden und der Tod wird ferner keine Macht mehr über ihn haben. Wenn wir ihn auch noch dem Fleische nach kannten (cf. II Kor. 5,16), als er noch dem Tod unterworfen war – in seinem Körper befand sich ja noch jene Sterblichkeit, die der Apostel mit dem Wort bezeichnet, das im eigentlichen Sinn Fleisch heisst, – aber jetzt kennen wir ihn nicht mehr so; jenes Sterbliche von ihm hat nämlich schon die Unsterblichkeit angezogen (cf. I Kor. 15,53), weshalb dieses nicht mehr im Sinn der früheren Sterblichkeit als Fleisch bezeichnet werden kann.
Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
7.
Nam quod filius dei ex semine David homo factus est, nec idem apostolus uno loco dicit et aliae sanctae scripturae apertissime praedicant. p. 322,7 Quod vero dicit: Etsi noveramus Christum secundum carnem, sed iam nunc non novimus, ea ipsa circumstantia scripturae loci eius satis ostendit, quid loquatur apostolus; suo quippe more vitam nostram futuram, quae iam in ipso homine mediatore Christo Iesu capite nostro resurgente completa est, ita spe certa meditatur, tamquam iam adsit praesensque teneatur. Quae utique vita non erit secundum carnem, sicut iam Christi vita non est secundum carnem. Carnem namque hoc loco non ipsam corporis nostri substantiam, quam dominus etiam post resurrectionem suam carnem appellat dicens: Palpate et videte, quia spiritus ossa et carnem non habet, sicut me videtis habere, sed corruptionem mortalitatemque carnis vult intellegi, quae tunc non erit in nobis, sicut iam in Christo non est. p. 322,21 Hanc enim proprie carnem nominabat, etiam cum de ipsa resurrectione satis evidenter loqueretur et diceret, quod iam supra commemoravi: Caro et sanguis regnum dei possidere non possunt, neque corruptio incorruptionem possidebit. Cum ergo factum fuerit, quod ibi consequenter dicit: Ecce mysterium vobis dico: omnes quidem resurgemus, non tamen omnes immutabimur; in atomo id est in momento in ictu oculi, novissima tuba; canet enim tuba, et mortui resurgent incorrupti, et nos immutabimur; oportet enim corruptibile hoc induere incorruptionem et mortale hoc induere immortalitatem, iam secundum id, quod carnem non ipsam corporis substantiam, sed ipsam corruptionem mortalitatis appellat, non erit utique caro, quia corruptionem mortalitatis mutata non habebit, p. 323,7 secundum autem ipsius substantiae corporis[que] originem eadem caro erit, quia ipsa resurget et ipsa mutabitur, quia et illud verum est, quod ait dominus, posteaquam resurrexit: Palpate et videte, quia spiritus ossa et carnem non habet, sicut me videtis habere, et hoc verum est, quod ait apostolus: Caro et sanguis regnum dei possidere non possunt. Illud enim dictum est secundum ipsam substantiam, quae etiam tunc erit, quia ipsa mutabitur; hoc autem dictum est secundum carnalem corruptionis qualitatem, quae tunc iam non erit, quia mutata caro non corrumpetur. Noveramus ergo Christum secundum carnem, id est secundum carnis mortalitatem, antequam resurgeret, sed nunc iam non novimus, quia, sicut idem dicit apostolus, Christus resurgens a mortuis iam non moritur et mors ei ultra non dominabitur. p. 323,23 Nam si te ad verborum proprietatem teneas, mentitus est, quod ait: Noveramus Christum secundum carnem, si Christus numquam fuit secundum carnem; nemo enim noverat, quod non erat. Non autem dixit: putabamus Christum secundum carnem, sed noveramus. Verumtamen ut verbo non premam, ne quis affirmet per abusionem locutum apostolum, ut pro eo, quod est putabamus diceret noveramus, illud miror non attendere homines caecos, vel potius non miror non videre caecos, quia, si Christus ideo non habuit carnem, quia dixit apostolus nunc iam non se nosse Christum secundum carnem, nec illi habuerunt carnem, de quibus in eodem loco dicit: Itaque nos amodo neminem novimus secundum carnem. p. 324,6 Neque enim de solo Christo id volens intellegi posset dicere: Neminem novimus secundum carnem, sed quia illorum secum vitam futuram tamquam praesentem meditabatur, qui resurgentes commutabuntur: Amodo inquit neminem novimus secundum carnem, id est: tam certam spem tenemus futurae nostrae incorruptionis et immortalitatis, ut amodo iam in ipsa notitia gaudeamus. Unde alio loco dicit: Si autem resurrexistis cum Christo, quae sursum sunt quaerite, ubi Christus est ad dexteram dei sedens; quae sursum sunt sapite, non quae super terram. Nondum utique resurreximus sicut Christus, sed tamen secundum spem, quae nobis in illo est, iam nos cum illo resurrexisse testatus est. Unde etiam dicit: Secundum suam misericordiam salvos nos fecit per lavacrum regenerationis. Quis autem non intellegat in lavacro regenerationis spem nobis datam salutis futurae, non iam salutem ipsam, quae promittitur? p. 324,21 Et tamen quia certa spes est, tamquam iam data esset eadem salus, salvos nos inquit fecit. Alio quippe loco dilucidissime dicit: Nos in nobis ipsis ingemescimus adoptionem exspectantes, redemptionem corporis nostri. Spe enim salvi facti sumus, spes autem, quae videtur, non est spes; quod enim videt quis, quid sperat? Si autem quod non videmus speramus, per patientiam exspectamus. Sicut ergo hic non dixit: Salvi futuri sumus, sed: Amodo iam salvi facti sumus, nondum tamen in re, sed in spe – spe enim inquit salvi facti sumus – sic et ibi dictum [est]: Amodo neminem novimus secundum carnem, nondum in re, sed in spe intellegetur, quia (v.l. quae) spes nobis in Christo est, quia in illo iam completum est, quod nobis promissum speramus. p. 325,5 Ille quippe iam resurrexit et mors ei ultra non dominabitur. Quem etsi noveramus secundum carnem, cum adhuc moriturus esset – inerat quippe in eius corpore illa mortalitas, quam proprie carnem appellat apostolus – sed iam nunc non novimus; illud enim eius mortale iam induit immortalitatem, unde secundum pristinam mortalitatem iam caro appellari non possit.