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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum Gegen Faustus
32. Buch

10.

Nehmen wir etwa das, was Faustus soeben (763,15) in seinem Unverständnis den Geboten des Alten Testaments als verbrecherisches Ansinnen vorgehalten hat, dass nämlich der Bruder verpflichtet wird, die Ehefrau seines Bruders zu ehelichen, nicht um für sich, sondern für den Bruder Nachkommenschaft zu zeugen, und der Frucht dieser Vereinigung dessen Namen zu geben (cf. Deut. 25,5 ff.): was anderes ist das als ein sinnbildlicher Hinweis darauf, dass jeder Verkünder des Evangeliums in der Kirche Sorge tragen muss, dass er für seinen verstorbenen Bruder, Nachkommenschaft zeugt (cf. I Kor. 4,15), d.h. für Christus, der für uns gestorben ist, und dass, was gezeugt wird, dessen Namen trägt! Der Apostel, der diesen Auftrag schon nicht mehr im fleischlichen Sinn, d.h. in jener zur Ankündigung vorausgeschickten sinnbildlichen Gestalt, sondern im geistigen Sinn, d.h. in dieser nun zur Erfüllung gelangten wirklichen Gestalt, befolgt, ist denn auch erbittert über jene Menschen, die er, wie er in Erinnerung ruft, im Namen von Christus Jesus durch das Evangelium gezeugt hat, und weist sie mit scharfen Worten zurecht, weil sie Paulus zugehören wollen: Er sagt da (I Kor. 1,13): Ist denn Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder wurdet ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?, wie wenn er sagen würde: Ich habe euch für den verstorbenen Bruder gezeugt; ihr heisst Christen, nicht Paulianer. Wer aber, von der Kirche dazu auserwählt, das Evangelium zu verkünden, diesen Dienst verweigert, der wird von dieser Kirche zurecht, und so wie er es verdient, geringschätzig behandelt. Das nämlich ist der Grund, warum befohlen wird, ihm ins Gesicht zu spucken (cf. Deut. 25,9), natürlich verbunden mit jenem Zeichen der Verachtung, dass man ihm den Schuh vom einen Fuss zieht, damit er sich nicht mehr in der Gemeinschaft jener befindet, von denen eben dieser Apostel sagt (Eph. 6,15): Und die Füsse beschuht in Bereitschaft zur Heilsbotschaft des Friedens, und an die auch der Prophet erinnert (Is. 52,7): Wie kostbar sind die Füsse derer, die den Frieden verkünden, die die gute Botschaft bringen! Wer nämlich den Glauben an das Evangelium auf die Weise befolgt, dass er gleichzeitig für sich selber Gutes tut, wie auch bereitwillig zum Guten der Kirche beiträgt, der ist leicht deutbar als einer, der an beiden Füssen beschuht ist; wer dagegen meint, weil er zum Glauben gefunden habe, habe er für sein Heil genügend gesorgt, und dabei der Aufgabe, zum Heil anderer beizutragen, aus dem Weg geht, der wird die Schande nicht mehr sinnbildhaft erfahren wie jener Mann, dem ein Schuh ausgezogen wurde, sie wird vielmehr an ihm im eigentlichen Sinn in Erfüllung gehen.

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