36. Die Lehre des Isaias über den Sohn Gottes.
Doch aus dem Wort: „Denn ich bin es, und (zeitlich) vor mir ist kein anderer Gott und wird auch nach mir nicht sein”1 soll man nicht die Gelegenheit zu gottloser Behauptung aufgreifen können, als ob der Sohn deswegen nicht Gott sei, weil (zeitlich) nach demjenigen Gott, vor dem kein Gott ist, auch späterhin kein Gott sein wird. Deswegen ist der Sinn dieses ganzen Wortes darzulegen.
Gott selbst ist Bürge seines Wortes, zugleich mit ihm S. 208 aber auch sein erwählter Knecht, daß es keinen Gott vor ihm (gegeben) habe, daß es aber auch nach ihm keinen geben werde. Zwar ist er für sich selbst ausreichende Gewähr; er hat jedoch seinem Selbstzeugnis das Zeugnis seines erwählten Knechtes beigegeben. Eines ist also das Zeugnis der beiden, daß kein Gott (zeitlich) vor ihm sei; denn aus ihm hat alles Dasein: daß (also) nach ihm niemand anders Gott sein werde; nicht aber (ist damit gesagt), daß er (der Sohn) nicht aus ihm (dem Vater) Dasein gewonnen habe. Denn so sprach schon der Knecht in dem Zeugnis des Vaters, der Knecht aus jenem Stamm, aus dem der Erwählte seinen Ursprung nahm.
Genau das gleiche weist er auch in den Evangelien nach: „Sieh, mein Knecht, den ich erwählte, mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen fand.”2 Keinen anderen Gott gibt es also vor mir und wird es nach mir geben; damit erweist er nämlich die Unendlichkeit seiner ewigen und unveränderlichen Kraft, daß es vorher oder nachher keinen anderen Gott gebe als nur ihn. Seinen Sohn aber setzt er, wie in sein Zeugnis, so auch in seinen Namen ein.