20. Diese Behauptungen gilt es nicht nur zu meiden, sondern zu widerlegen.
Vorher schon hat der selige Apostel Paulus das vorausgesehen, wie wir schon oft dargetan haben. Deswegen hat er zur Vorsicht gemahnt mit seinem Wort: „Seht zu, daß keiner euch beraube durch Weltweisheit und eitle Täuschung, gemäß Menschenüberlieferung, gemäß den Grundmächten der Welt und nicht gemäß Christus, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt!”1 Zurückhalten muß man sich also gegen die Weltweisheit; und die Bemühungen menschlicher Überlieferungen gilt es nicht so sehr zu meiden als zu widerlegen.
Auch darf man diesen nicht nachgeben, als ob sie mehr Sieg gewännen, als sie Täuschung verüben. Wir nämlich verkünden Christus als die Kraft Gottes und die Weisheit Gottes; darum ist es nur billig, wenn wir die menschlichen Lehren nicht so sehr fliehen als tatkräftig zurückweisen; und auch dies, den allzu Schlichten mit Wehr und Lehre beizuspringen, damit sie von ihnen nicht beraubt werden. Denn da sie (die Weisheit) alles vermag und Gott eben in ihr alles mit Weisheit vermag und weder der Kraft die Vernunft, noch der Vernunft die Kraft fehlt, so müssen diejenigen, die Christus der Welt verkünden, den falschgläubigen und unvollkommenen Lehren der Welt mit dem Wissen allmächtiger Weisheit begegnen, nach jenem Wort des seligen Apostels: „Unsere Waffen sind nämlich nicht die des Fleisches, sondern die Macht Gottes, zum Niederreißen der S. 296 Befestigungen; sie zerstören die Trugschlüsse und jedes Bollwerk, das hochgebaut wurde wider Gottes Erkenntnis.”2
Der Apostel hat keinen hilf- und vernunftlosen Glauben hinterlassen. Wenn er auch vor allem zum Heile dient, so kann er doch nur durch Lehre dargelegt werden. Zwar besitzt er unter den Widrigkeiten einen sicheren Hort der Zuflucht, nicht aber behält er eine fortdauernde Behütung davor, sich nicht wehren zu müssen. Er wird den Schwachen nach der Flucht ein (sicheres) Lager sein; nicht aber auch soll denen die Tapferkeit verloren (überflüssig) sein, die ein Lager besitzen. Die unverschämten Wortgefechte gegen Gott gilt es also zu zerschlagen, die Schutzwehren trügerischer Gründe zu vernichten, die zum Falschglauben hochgereckten Geister zu zertrümmern: und das nicht mit Waffen des Fleisches, sondern des Geistes, nicht mit irdischer Lehre, sondern mit himmlischer Weisheit. So groß wie der Abstand zwischen Göttlichem und Menschlichem ist, so hoch soll auch himmlisches Wissen über irdisches Bemühen hinausragen.