16. Auch die geringste Gabe wird von Gott belohnt
Vielleicht aber scheint dir, Ungläubigem, wo du auch seist, dies alles zu wenig beweiskräftig oder zu wenig einleuchtend. Jedoch lehrt der Herr selbst im Evangelium ganz klar, daß kein Christ etwas von seinen guten Werken verliere: „Jeder, der einem von diesen Geringsten nur einen Becher frischen Wassers zum Trünke gibt auf den Namen eines Jüngers hin, wahrlich, ich sage euch: er wird seinen Lohn nicht einbüßen!" 1Kann etwas noch deutlicher gesagt werden? Sagt er doch, daß in der Zukunft sogar eine Sache ihren Lohn erhielte, die in der Gegenwart keinen Wert hätte. So viel der Ehre weist er seinem Dienste zu, daß dort drüben etwas durch den Glauben wirklich zu etwas wird, was hier durch seine Wertlosigkeit eigentlich gar nichts war. Auf daß sich aber gewisse Leute nicht schon damit schmeicheln, daß sie trotz ihres großen Besitzes um einen geringen Preis Großes erkaufen können, drückt er es ganz genau so aus, daß auch für einen Becher frischen Wassers der Lohn nicht zugrunde gehen werde; damit S. 353 zeigt er ganz deutlich, nicht daß für etwas Geringes etwas Großes zurückerstattet werden soll, wohl aber, daß kein Werk des Glaubens, wie es auch sein mag, untergehen werde. Da hast du also die zweifellose Sicherheit einer künftigen Vergeltung, da hast du einen hinlänglichen Bürgen für die Aufnahme der guten Werke; dieser Bürge ist nicht bloß so unendlich treu, nein, auch so barmherzig und gnädig, daß er nicht allein sein Versprechen wie eine Schuld einlöst, sondern sogar noch darauf hinweist, wie er sich zum Schuldner macht. Denn wer da sagt, er werde einen Becher frischen Wassers belohnen, der will nicht nur bezahlen, was er erhalten hat, nein, er zeigt auch gleich auf, was er bezahlen will. In seiner Gnade, in seiner Barmherzigkeit und in seinem fürsorglichen Wollen zeigt er nicht bloß der Freigebigkeit der Reichen, sondern auch schon dem Pflichteifer der Armen, wie sich auch einer, der gar nichts zum Ausleihen auf Zins besitzt, doch in irgendeiner Form Gott zum Schuldner machen könne.
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Matth. 10, 42. ↩