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Die Prozeßeinreden gegen die Häretiker (BKV)
6. Kap. Er spricht fast in jedem seiner Briefe ein Verwerfungsurteil über sie aus. Erklärung des Wortes Häresie.
Und nun kein Wort weiter über ihn, wenn er derselbe Paulus ist, der auch anderswo, im Briefe an die Galater, die Häresien zu den fleischlichen Sünden rechnet und der dem Titus angibt, daß er einen häretischen Menschen nach der ersten Zurechtweisung abweisen solle, weil ein solcher verkehrten Sinnes sei und sündige, wie einer, der sich selbst die Verdammung gesprochen hat1. Indem er aber fast in jedem Briefe einschärft, man müsse die falschen Lehren fliehen, charakterisiert S. 312er damit die Häresien2, deren Werke gerade in den falschen Lehren bestehen. Häresien heißen sie mit griechischem Ausdrucke, so genannt nach der „Wahl“, welche man mit besonderer Tragweite3 bei ihrer Aufstellung oder Annahme trifft. Daher sagt er auch vom Häretiker, er habe sich selbst verdammt, weil er sich nämlich auch das ausgewählt hat, worin er verdammt wird4. Wir hingegen dürfen nichts nach unserem Gutdünken einführen5 und auch nicht einmal das annehmen, was irgendein anderer nach seinem Gutdünken eingeführt hat. Wir haben die Apostel des Herrn zu Gewährsmännern, welche nicht einmal selbst nach ihrem Gutdünken etwas auswählten, um es einzuführen, sondern welche die von Christus empfangene Lehre den Nationen getreulich überlieferten. Wenn daher auch ein Engel vom Himmel ein anderes Evangelium verkündigte, so würde er von uns verflucht werden6. Schon damals sah der Hl. Geist voraus, daß in einer gewissen Jungfrau Philumene ein Engel der Verführung, der sich in einen Engel des Lichtes umgestaltete, wohnen werde, durch dessen Zeichen und Blendwerke verleitet Apelles eine neue Häresie eingeführt hat.
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Vgl. Gal. 5, 20; Tit. 3, 10 f. ↩
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Haeresis bedeutet in Tertullians Sprachgebrauch nicht immer häretische Lehre, sondern, wie de bapt. 1 und Scorp. 1 zeigen, auch häretische Genossenschaft. Die Interpunktion dieser Stelle bei Oehler ist irreleitend, der Relativsatz quarum gehört zum Vorangehenden. ↩
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nach der Lesart maxime. ↩
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quia et in quo damnatur sibi elegit; „in quo“ ist nicht der Häresiarch, nach dem sie sich benennen, denn das Gesagte gilt ja vom Häresiarchen erst recht; es ist vielmehr die häretische Lehre selbst. ↩
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Nach der Lesart „inducere“, die mir besser zu sein scheint als „indulgere“ und bestätigt wird durch das folgende „induxerit“ und „inducerent“. ↩
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Vgl. Gal. 1, 8. ↩
Edition
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De Praescriptione Haereticorum
VI.
[1] Nec diutius de isto si idem est Paulus qui et alibi haereses inter carnalia crimina enumerat scribens ad Galatas et qui Tito suggerit hominem haereticum post primam correptionem recusandum quod peruersus sit eiusmodi et delinquat ut a semetipso damnatus. [2] Sed et in omni paene epistula de adulterinis doctrinis fugiendis inculcans haereses taxat quarum opera sunt adulterae doctrinae : haereses dictae graeca uoce ex interpretatione electionis qua quis maxime siue ad instituendas siue ad suscipiendas eas utitur. [3] Ideo et sibi damnatum dixit haereticum quia et in quo damnatur sibi elegit. Nobis uero nihil ex nostro arbitrio inducere licet sed nec eligere quod aliquis de arbitrio suo induxerit. [4] Apostolos Domini habemus auctores qui nec ipsi quicquam ex suo arbitrio quod inducerent, elegerunt, sed acceptam a Christo disciplinam fideliter nationibus adsignauerunt. [5] Itaque etiamsi angelus de caelis aliter euangelizaret, anathema diceretur a nobis. [6] Prouiderat iam tunc Spiritus sanctus futurum in uirgine quadam Philumene angelum seductionis transfigurantem se in angelum lucis, cuius signis et praestigiis Apelles inductus nouam haeresin induxit.