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Werke Tertullian (160-220) De praescriptione haereticorum Die Prozeßeinreden gegen die Häretiker (BKV)

24. Kap. Fortsetzung.

Es ist mir nicht so wohl, oder richtiger gesagt, es ist mir nicht so wehe zumute, daß ich die Apostel gegeneinander in den Kampf führen möchte. Allein weil jene ganz verkehrten Menschen die erwähnte Zurechtweisung S. 331zu dem Zwecke hervorziehen, um die ältere Lehre1 verdächtig zu machen, so will ich gleichsam im Namen des Petrus antworten: auch Paulus habe gesagt, er sei allen alles geworden, den Juden ein Jude und den Nichtjuden ein Nichtjude, um alle zu gewinnen. Also je nach Zeiten, Personen und Veranlassungen tadelten sie gewisse Dinge, in Bezug auf welche sie in gleicher Weise je nach Zeiten, Personen und Veranlassungen ihrerseits auch Nachsicht übten, wie z. B., wenn auch Petrus den Paulus getadelt hätte, weil er die Beschneidung verbot und doch selber den Timotheus beschnitt. Mögen die zusehen, die über die Apostel zu Gericht sitzen! Da ist es dann wirklich noch ein Glück, daß Petrus dem Paulus auch im Punkte des Märtyrertodes gleicht. Allein wenn Paulus, bis in den dritten Himmel entrückt und in das Paradies versetzt, dort gewisse Dinge hörte2, so können dies nicht Dinge gewesen sein, wodurch er für eine andere Lehre und besser unterrichtet worden wäre; denn ihre Beschaffenheit war ja derart, daß sie keinem Menschen verraten wurden. Wenn nun aber jene Dinge, ich weiß nicht, wie ich sie bezeichnen soll, doch zur Kenntnis irgendeines Menschen gelangt sind, und irgendeine Häresie ihnen anzuhangen behauptet, dann hat sich entweder Paulus des Verrates eines Geheimnisses schuldig gemacht, oder man muß beweisen, daß nachher noch irgendein anderer in das Paradies entrückt worden ist, dem erlaubt wurde, das laut auszurufen, wovon Paulus nicht einmal leise reden durfte.


  1. die des Petrus. ↩

  2. 2 Kor. 12, 2 ff. Auch darauf hatten sich also die Häretiker berufen, um für Paulus eine Geheimwissenschaft, deren Erben sie zu sein behaupteten, in Anspruch zu nehmen. ↩

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