16. Über die Veränderlichkeit der obern und himmlischen Kräfte.
Daß nun auch die himmlischen Mächte, wie wir gesagt, der Veränderlichkeit unterworfen seien, das zeigen Jene, welche aus ihrer Zahl durch die Schuld ihres verdorbenen Willens herabstürzten. Deßhalb dürfen wir auch jene nicht für unveränderlich von Natur aus halten, welche in der anerschaffenen Seligkeit blieben, weil sie nicht gleich- S. a467 falls im Widerspruch schlecht geworden waren. Denn es ist etwas Anderes von unveränderlicher Natur sein, und etwas Anderes, durch Tugendeifer und Bewahrung des Guten mit der Gnadenhilfe des unveränderlichen Gottes sich nicht zu ändern. Was immer durch Fleiß erworben oder bewahrt wird, das kann auch durch Nachlässigkeit verloren gehen. Deßhalb heißt es: 1 „Preise den Menschen nicht glücklich vor seinem Ende,“ weil nemlich Jeder, solange er noch im Kampfe und auf dem Ringplatze steht, obgleich er zu siegen pflegt und häufig die Siegespalme erringt, doch nicht sicher sein kann vor der Furcht und Vermuthung eines ungewissen Ausganges, und deßhalb heißt Gott allein unveränderlich oder gut, da er seine Güte nicht durch Streben und Fleiß, sondern von Natur aus besitzt und nichts Anderes sein kann als gut. Der Mensch aber kann keine Tugend unveränderlich besitzen, sondern damit die erworbene beständig behalten werde, muß man sie immer mit derselben Emsigkeit und Thätigkeit bewahren, mit der sie erworben wurde, und was noch wahrer ist, sie muß durch die Wohlthat der helfenden Gnade beschützt werden.
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Sir. 11, 30. ↩