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Werke Johannes Cassianus (360-435) Collationes patrum Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern (BKV)
Achtzehnte Unterredung, welche die des Abtes Piammon ist, über drei alle Arten von Mönchen und eine vierte, neu entstandene.

13. Antwort.

Piammon: Die wahre Geduld und Ruhe wird ohne tiefe Demuth des Herzens weder erlangt noch bewahrt. Wenn sie aus dieser Quelle stammen, werden sie weder die Hilfe der Zelle noch die Flucht in die Einsamkeit nöthig haben. Denn sie suchen nicht irgendwo von aussen Schutz, da sie durch die Kraft der Demuth, d. i. ihrer Erzeugerin und Wächterin innerlich gestützt werden. Wenn wir übrigens durch irgend Jemandes Reizung aufgeregt werden, so ist es gewiß, daß die Grundlagen der Demuth in uns nicht stark befestigt sind, und deßhalb wird unser Gebäude schon beim Andrange eines kleinen Sturmes bis zum verderblichen Schwanken erschüttert; denn es wäre ja doch eine Geduld weder lobenswerth noch bewunderungswürdig, wenn sie, ohne von feindlichen Geschoßen angegriffen zu sein, ihren Vorsatz der Ruhe halten würde; vielmehr ist sie darin herrlich und ruhmreich, daß sie trotz der auf sie einbrechenden Stürme der Versuchungen unerschüttert bleibt. Denn gerade Das gereicht ihr zur Stärkung, was, wie man glaubte, durch die Widerwärtigkeit sie beunruhigen und brechen würde, und dort wird sie am Meisten geschärft, wo man meinte, daß sie abgestumpft würde. Es weiß ja Jeder, daß von den Leidenschaften und vom Ertragen der Ausdruck „leiden“ herkommt, und deßhalb steht fest, daß Niemand geduldig genannt werden könne als Der, welcher S. b229 alles ihm Zugefügte ohne Unwille erträgt. Deßhalb wird er nicht mit Unrecht von Salomon in folgender Weise gelobt: 1 „Besser ist ein Geduldiger als ein Tapferer, und Der, welcher den Zorn im Zaume hält, besser, als ein Städteeroberer.“ Und wieder: 2 „Ein langmüthiger Mann ist gar stark in der Klugheit, ein engherziger aber ist sehr thöricht.“ Wenn also Jemand, übermannt von der Beleidigung, im Zornesfeuer erglüht, so muß man nicht glauben, daß die Bitterkeit der zugefügten Beschimpfung Ursache seiner Sünde sei, sondern sie ist vielmehr eine Offenbarung, der verborgenen Schwäche, nach jener Parabel unsers Erlösers, die er von den beiden Häusern vorlegt, 3 deren eines auf Felsen, das andere auf Sand gebaut war. In gleicher Weise stürzten auf sie, wie er sagt, die wilden Regenströme, Wasserfluthen und Sturmwinde; aber das auf die Festigkeit des Felsen gegründete habe durchaus keinen Schaden von diesem gewaltigen Anprall zu leiden gehabt, während das auf den unsichern, beweglichen Sand gebaute sogleich zusammengefallen sei. Es ist nun durchaus klar, daß dieses nicht deßhalb zusammenstürzte, weil es von den Wogen der Regenströme und der Sturzbäche getroffen wurde, sonders daß es unkluger Weise auf Sand gebaut war. Denn nicht dadurch unterscheidet sich der hl. Mann von dem Sünder, daß er nicht in gleicher Weise versucht wird, sondern daß er auch durch eine große Anfechtung nicht besiegt wird, während Jener schon einer kleinen Versuchung unterliegt. Es wäre ja, wie wir sagten, die Tapferkeit keines Gerechten lobenswerth, wenn er ohne Kampf siegen würde, da doch in allweg ein Sieg gar nicht stattfinden kann ohne Widerstand und Streit. Denn „selig ist der Mann, welcher die Versuchung aushält, weil, wenn er bewährt sein wird, er die Krone des Lebens erlangen wird, welche Gott denen verheissen hat, die ihn lieben.“ 4 Auch S. b230 nach dem Apostel Paulus wird die Tugend nicht im Müßiggange und Vergnügen, sondern in der Schwäche vollendet. 5 „Siehe,“ heißt es (anderswo), „ich mache dich beute zu einer festen Stadt, zu einer eisernen Säule und ehernen Mauer gegen das ganze Land, wider die Könige von Juda, wider dessen Fürsten und Priester und alles Volk des Landes, und sie werden kämpfen wider dich und nicht obsiegen, weil ich mit dir bin, dich zu erretten, spricht der allmächtige Herr.“ 6


  1. Sprüchw. 16, 32. ↩

  2. Sprüchw. 14, 29. ↩

  3. Matth. 7, 24 ff. ↩

  4. Jak. 1, 12. ↩

  5. II. Kor. 12, 9. ↩

  6. Jerem. 1, 18. ↩

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Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern (BKV)
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Avant-Propos des Conférences de Cassien sur la perfection religieuse
Einleitung: Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern

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