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Contra Vigilantium liber unus
1.
Joviniani damnatio et mors. Errores Vigilantii et blasphemiae.—Multa in orbe monstra generata sunt. Centauros, et sirenas, ululas, et onocrotalos in Isaia (Isai. XIII, et XXXV.) legimus. Job Leviathan et Behemoth mystico sermone describit (Job. III et 40). Cerberum et Stymphalidas, aprumque Erimanthium, et leonem Nemaeum, chimaeram atque hydram multorum capitum narrant fabulae poetarum. Cacum [Al. descripsit] describit Virgilius. (Aeneid. l. VIII). Triformem Geryonem Hispaniae prodiderunt. Sola Gallia monstra non habuit, sed viris semper fortibus, et eloquentissimis abundavit. Exortus est subito Vigilantius, seu verius Dormitantius, qui immundo spiritu pugnet contra Christi spiritum, et Martyrum neget sepulcra veneranda; damnandas [Al. dicit] dicat esse vigilias: numquam nisi in Pascha Alleluia cantandum: continentiam, haeresim; pudicitiam, libidinis seminarium. Et quomodo Euphorbus in Pythagora renatus esse perhibetur, sic in isto Joviniani mens prava surrexit: ut et in illo, et in hoc diaboli respondere cogamur insidiis. Cui jure [Al. dicetur] dicitur: Semen pessimum, para filios tuos occisioni peccatis patris tui (Isa. XIV, sec. LXX, v. 21). Ille Romanae Ecclesiae auctoritate damnatus, inter phasides aves et carnes suillas non tam emisit spiritum, quam eructavit. Iste caupo Calagurritanus, et in perversum propter nomen viculi mutus Quintilianus, miscet aquam vino: et de artificio pristino, suae venena perfidiae Catholicae fidei sociare conatur, impugnare virginitatem, odisse pudicitiam, in convivio saecularium contra sanctorum jejunia proclamare: dum inter phialas philosophatur, et ad placentas liguriens, psalmorum modulatione mulcetur: ut tantum inter epulas, David et Idithun, et Asaph et filiorum Chore cantica audire dignetur. Haec dolentis magis effudi animo quam ridentis, dum me cohibere non possum, et injuriam apostolorum ac martyrum surda nequeo aure transire.
Übersetzung
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Gegen Vigilantius (BKV)
1.
S. 303Der Erdkreis hat vielerlei Ungeheuer hervorgebracht. Wir erfahren bei Isaias von Zentauren, Sirenen, Waldkäuzen und Nachteulen1 . Job beschreibt in geheimnisvollen Worten den Leviathan und die Behemoth2 . Die Sagen der Dichter erzählen vom Cerberus3 und den Stymphaliden4 , von dem erymanthischen Eber5 und dem nemäischen Löwen6 , von der Chimäre7 und der vielköpfigen Schlange8 . Den Cacus schildert Virgil9 . Den dreileibigen Geryon hat Spanien hervorgebracht10 . Nur Gallien nannte noch kein Ungeheuer sein eigen; vielmehr ragte es stets hervor durch seinen Überfluß an tüchtigen und überaus beredten Männern. Da erschien plötzlich Vigilantius, oder besser gesagt, Dormitantius, um mit seinem unreinen Geiste den Geist S. 304Christi zu bekämpfen. Er verbietet, den Gräbern der Märtyrer Ehre zu erweisen; die Vigilfeier verurteilt er; das Alleluja will er nur Ostern gesungen wissen11 ; die Enthaltsamkeit ist ihm eine Irrlehre, die Schamhaftigkeit eine Pflanzstätte der bösen Lust. Wie in Pythagoras Euphorbus wieder zum Leben gekommen sein soll, so hat in diesem der verkommene Geist des Jovinian seine Auferstehung gefeiert12 , so daß ich gezwungen bin, jetzt bei diesem, wie einst bei jenem, gegen die teuflischen Schliche anzugehen. Ihm gilt mit Recht das Wort: „Nichtswürdiger Sproß, bringe deine Söhne als Schlachtopfer dar für die Sünden deines Vaters“13 . Der eine hat, nachdem er durch die Autorität der römischen Kirche verurteilt worden war, bei Fasanen und Schweinefleisch seinen Geist ausgehaucht, ja herausgebrochen14 . Dieser ist ein Kneipwirt aus Calagurris und, wenn ich zu seinen Ungunsten deuten darf, wegen seines Heimatsortes ein stummer Quintilian15 , der Wasser mit Wein mischt. Seinem früheren Gewerbe entsprechend versucht er, sein treuloses Gift der katholischen Glaubenslehre einzuträufeln. Er tritt auf gegen die Jungfräulichkeit und befehdet die Schamhaftigkeit. Bei den Gelagen der Weltleute zetert er gegen das Fasten der Heiligen. Während er bei vollen Flaschen philosophiert und lüstern nach den Kuchen blickt, bezaubert ihn Psalmengesang. Allerdings läßt er sich nur bei besetzter Tafel herab, die Lieder Davids und Idithuns, Asaphs und der Söhne Kores zu vernehmen. Wenn ich mit diesen Worten meinem Herzen Luft gemacht habe, S. 305so war es weniger Ironie als Schmerz, da ich mich nicht fassen kann und nicht in der Lage bin, tauben Ohres über die den Aposteln und Märtyrern zugefügten Beleidigungen hinwegzugleiten.
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Is. 13, 22; 34, 11. Zentauren sind in der Hl. Schrift nirgendwo erwähnt, wohl Onozentauren bei Is. 34, 14. ↩
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Job 40, 10. 20. ↩
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Apollod. II, 5, 12. ↩
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Die von Herkules erlegten mythischen Raubvögel, welche bei der Stadt Stymphalos in Arkadien hausten und selbst Menschen angriffen. Apollod. II, 5, 6. ↩
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Herkules hat den erymanthischen Eber, der Arkadien beunruhigte, in den Schnee getrieben und lebendig gefangen. Apollod. II, 5, 4. ↩
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Ein Löwe, den Herkules bei der Stadt Nemea in Argolis erlegte. Apollod. II, 5, 1. ↩
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Ein feuerhauchendes Mischwesen, das teils Löwe, teils Ziege, teils Schlange war und von den Alten verschiedenartig dargestellt wurde. Dieses von Amisodaros, dem König von Karien, aufgezogene Ungeheuer wurde von Bellerophontes mit Hilfe des Pegasus umgebracht. Apollod. II, 3, 1. ↩
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Die Lernäische Schlange. Apollod. II, 5, 2. ↩
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Verg. Aen. VIII, 193. Ein furchtbarer Riese in Italien, der des Herkules Rinder stahl und von ihm dafür getötet wurde. ↩
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Geryon war Herrscher auf der Insel Erytheia im gaditanitischen Meerbusen. Er hatte drei Körper, die in der Bauchgegend zusammengewachsen waren. Herkules hatte ihm seine weltberühmten Kinder entführt. ↩
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In den Bethlehemitischen Klöstern war das Alleluja das Signal für die gemeinschaftlichen religiösen Übungen. Epist. 108 ad Eustochium c. 19. ↩
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Pythagoras, welcher die Seelenwanderung lehrte, behauptete, in der Person des Troers Euphorbus eine frühere Periode seines Daseins zurückgelegt zu haben. ↩
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Is. 14, 20 f. nach LXX. ↩
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Dies ist die einzige Nachricht über den Tod Jovinians. ↩
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M. Fabius Quintiliatius, der Lehrer des jüngeren Plinius und Juvenals, war Leiter einer Rhetorenschule in Rom und war aus Calagurris in Spanien, während Vigilantius aus einem gleichnamigen Orte Aquitaniens stammte, also Gallier war. ↩