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Werke Hieronymus (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

34.

Vernimm darum kurz die Schriftzeugnisse, damit deine törichte, ja gottlose Fragestellung für immer ein Ende nehme! Es spricht der Herr in der Genesis: „Nimmermehr will ich die Erde verfluchen der Werke der Menschen wegen; denn der Sinn des Menschen ist eifrig auf das Böse bedacht von Jugend auf“1. — Abraham und Sara vernehmen die Verheißung der Geburt ihres Sohnes Isaak und lachen in ihrem Herzen; aber der stille Gedanke bleibt dem göttlichen Wissen nicht verborgen. Für ihr Lachen ernten sie Vorwürfe, und der Gedanke selbst wird als ein Stück Unglaube getadelt. Trotzdem werden sie nicht wegen des in ihrem Lachen sich kundgebenden Mißtrauens verurteilt, sondern sie empfangen die Palme der Gerechtigkeit, weil sie nachher geglaubt haben2. — Als Lot mit seinen Töchtern in S. 391 Verkehr trat, wußte er nicht, was er tat. Er war von ihnen trunken gemacht worden, und sein Gewissen bezichtigte ihn keines Vergehens, und doch galt sein Irrtum als Sünde3. — Man könnte dem heiligen Manne Jakob einen Vorwurf daraus machen, daß er die schöne Rachel, für welche er lange Zeit diente, liebte, bei seinem ersten ehelichen Verkehr mit Lia dagegen betrübt war4. Aber man beruhigt sich zuletzt bei der menschlichen Gebrechlichkeit, die ebenfalls schöne Körper liebt und entstellte verachtet. — Jakob beweint den Tod seines Sohnes Joseph und will sich von seinen Söhnen lange Zeit nicht trösten lassen. Er spricht: „Trauernd und weinend will ich hinabgehen ins Totenreich“5, und zeigt sich mit einer menschlichen Schwäche behaftet, obwohl er gerecht ist und nicht weiß, was sich mit seinem gerechten Sohn Joseph zugetragen hat. — Im Buche Exodus steht geschrieben: „Wer einen Menschen verwundet, so daß er stirbt, soll des Todes sein. Hat er es aber nicht gewollt, sondern hat Gott ihn in seine Hände fallen lassen, so will ich dir einen Ort angeben, an welchen er fliehen soll“6. Hier kommt es darauf an, daß Gott den Menschen in seine Hand gegeben und daß derjenige, der aus Unwissenheit den Tod herbeigeführt hat, mit Verbannung bestraft wird. — Im Buche Leviticus wird folgendes Gesetz erlassen: „Ein Mensch, der vor dem Herrn unwissentlich sündigt und etwas begeht, was der Herr in irgendeiner seiner Vorschriften verboten hat — mag es nun der Hohepriester oder die ganze Gemeinde und das übrige Volk sein — soll, wenn er nachträglich sein unbeabsichtigtes Vergehen in Erfahrung bringt, eine Opfergabe darbringen, und zwar einen makellosen Ziegenbock. Er soll seine Hände auf dessen Kopf legen und ihn töten an dem Orte, wo die Brandopfer vor dem Herrn geschlachtet werden, weil es für die Sünde ist“7. — Unmittelbar darauf lesen wir: „Wenn jemand unwissentlich etwas Unreines angerührt hat, was S. 392 man nicht anrühren darf, und es nachträglich bemerkt, oder wenn er etwas versprochen und nachher vergessen hat, dann soll er seine Sünde bekennen, durch welche er sich vergangen hat, und Gott für sein Vergehen ein Lamm oder eine Ziege opfern. Der Priester aber soll für ihn beten wegen der Sünde, und sie wird ihm vergeben werden. Wenn er aber zu arm ist, um ein Schaf zur Sühne für seine Sünden darzubringen, dann soll er dem Herrn zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben opfern, eine für die Sünde und eine als Brandopfer. Er soll sie zum Priester bringen, und der Priester wird zuerst die eine für die Sünde opfern. Er selbst wird wegen der begangenen Übertretung in Gnaden aufgenommen werden und Vergebung erlangen“8. Es gibt noch andere ähnliche Stellen, welche ich der Kürze halber übergehe, um in deinem Magen keinen Widerwillen hervorzurufen. — An einer späteren Stelle erzählt Moses, daß er bei der Weihe Aarons und seiner Söhne ein Kalb für die Sünde herbeigebracht habe, auf welches Aaron und seine Söhne wegen der Sünde ihre Hand gelegt hätten. Dann habe er es geschlachtet, von dessen Blute genommen, damit die Hörner des Altares ringsum mit seinem Finger bestrichen und den Altar gereinigt. Ähnlich sei er mit einem Widder verfahren und habe mit dem Blute das rechte Ohrläppchen, die rechte Hand und die Spitze des rechten Fußes Aarons bestrichen9. Und nach vielen anderen Zeremonien, deren Aufzählung zu weit führen würde, lesen wir, nachdem inzwischen eine Frist von sieben Tagen verflossen war: „Aber am achten Tage rief Moses Aaron und seine Söhne und alle Ältesten Israels und sprach zu Aaron: Nimm aus der Herde ein Kalb für die Sünden und einen Widder zum makellosen Brandopfer, schlachte sie vor dem Herrn, und sprich zu den Ältesten Israels: Nehmet einen Ziegenbock für die Sünde und ein jähriges fehlerloses Lamm zum Brandopfer. Und es sprach Moses zu Aaron: Tritt an den Altar heran und opfere für deine Sünde“10 S. 393 u. s. w. „Dann erhob Aaron seine Hände über das Volk und segnete es. Und er stieg herab, nachdem er das Sünd-, das Brand- und das Friedensopfer dargebracht hatte“11. — Die Mutter gebiert Söhne kraft eines Naturgesetzes, und doch ist sie unrein vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes, und achtzig nach der Geburt einer Tochter. Mache dem Schöpfer einen Vorwurf daraus, daß er unrein nennt, was sich entsprechend einer von ihm getroffenen Einrichtung vollzieht! Aber nicht nur sie selbst ist unrein, sondern alles, was sie berührt. „Und wenn die Tage ihrer Reinigung beim Sohne oder bei der Tochter vollendet sind, dann soll sie ein jähriges fehlerloses Lamm und eine junge Taube und eine Turteltaube für die Sünde vor die Türe des Zeltes des Zeugnisses zum Priester bringen, der sie opfern soll vor dem Herrn, und es wird der Priester sie entsündigen“12. — Auch vom Aussätzigen wird gefordert, daß er am Tage seiner Reinigung für sich ein Sündopfer darbringe, zwei Turteltauben und zwei junge Tauben, eine für die Sünde, die andere zum Brandopfer13. — Wer am Samenfluß leidet, wird in derselben Weise durch ein Opfer für die Sünde und durch ein Brandopfer gereinigt14. — Und zuletzt heißt es: „Flößet den Israeliten Furcht ein vor ihrer Unreinigkeit, damit sie nicht für ihre Sünde sterben, wenn sie das Bundeszelt verunreinigen!“15 — Auch Aaron wird gebeten, nicht zu jeder Zeit das Allerheiligste zu betreten, damit er nicht sterbe. Wenn er eintreten will, soll er ein Kalb opfern für die Sünde und einen Widder zum Brandopfer, und er soll zwei Böcke in Empfang nehmen vom ganzen Volke; den einen davon soll er für seine Sünden opfern, den anderen für die Sünde des Volkes und einen Widder zum Brandopfer16. Der eine der Böcke nimmt als Vorbild unseres Herrn und Erlösers alle Sünden des Volkes auf sich und schleppt sie hinaus in die Wüste, und auf diese Weise versöhnt sich Gott mit der ganzen Menge. — Und zuletzt heißt es: S. 394 „Wenn jemand ohne Wissen vom Geheiligten ißt, dann wird es ihm als Sünde und Vergehen angerechnet, und er ist des Gelübdes schuldig“17. Darum gibt auch der Apostel die Mahnung, die Eucharistie des Herrn in aller Vorsicht zu empfangen, damit sie uns nicht zur Verdammnis und zur Verurteilung gereiche18. Wenn schon im Gesetze die Unkenntnis von Strafe betroffen wird, um wieviel mehr im Evangelium die bewußte Bosheit!


  1. Gen. 8, 21. ↩

  2. Gen. 18. ↩

  3. Gen. 19, 31 ff. ↩

  4. Gen. 29, 18 f. ↩

  5. Gen. 37, 35. ↩

  6. Exod. 21, 12 f. ↩

  7. Lev. 4, 2. 13. 23 f. ↩

  8. Lev. 5, 3—8. 10. ↩

  9. Lev. 8, 14 f. 18. 24. ↩

  10. Lev. 9, 1—3. 7. ↩

  11. Lev. 9, 22. ↩

  12. Lev. 12, 6 f. ↩

  13. Lev. 14, 2. 22. ↩

  14. Lev. 15, 2. 14 f. ↩

  15. Lev. 15, 31. ↩

  16. Lev. 16, 2 f. 5. ↩

  17. Lev. 22, 14. ↩

  18. 1 Kor. 11, 28 f. ↩

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