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Werke Hieronymus (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
II. Buch

13.

„Der Bruder wird den Bruder dem Tode überliefern und der Vater den Sohn, und es werden die Söhne sich gegen die Eltern erheben, um sie zu töten. Ihr werdet“, so spricht Christus, „gehaßt werden von allen Menschen um meines Namens willen“1. Weil er nur leichte Dinge geboten hatte, weil er wußte, daß sie leicht zu erfüllen waren, fügt er, natürlich nur um auf die Leichtigkeit der Sache hinzuweisen2, die Worte an: „Wer bis ans Ende beharrt, der wird selig werden“3. — „Ich bin nicht gekommen, um den Frieden, sondern S. 426 um das Schwert auf die Erde zu schicken. Ich bin gekommen, um den Menschen zu entzweien gegen seinen Vater, die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter“4. Um nicht auf alle Verhältnisse einzugehen und zu weitläufig zu werden in seinen Ausführungen, hat er alles zusammengefaßt in dem einen Worte: „Die Feinde des Menschen sind seine Hausgenossen“5. — Als er die Lehre aufstellte: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; wer seinen Sohn oder seine Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert“6, da hat er, offenbar doch, weil die Gebote so leicht zu erfüllen sind7, die Bemerkung hinzugefügt: „Und wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolget, der ist meiner nicht wert“8. Das Kreuz Christi ist leicht, nackt Christus nachzufolgen, ist Spiel und Scherz. Wo aber bleibt der Lohn, den man nach Überwindung der Schwierigkeit erhofft? Das Unkraut wird in dieser Welt nicht gesammelt, damit man nicht zu gleicher Zeit das Getreide ausreißt9. Die Wurfschaufel des Herrn wird für das zukünftige Gericht zurückgelegt, wann die Gerechten wie die Sonne glänzen und die Engel ausgehen werden, um die Bösen von der Schar der Guten zu scheiden10. — Petrus ist am Versinken und wird gewürdigt, die Worte zu vernehmen: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“11 Wenn in ihm der Glaube klein war, dann weiß ich nicht, bei wem er groß ist. — „Aus dem Herzen“, so lesen wir, „gehen die bösen Gedanken, die Mordtaten, die Ehebrüche, die Unzucht, die Diebstähle, die falschen Zeugnisse und die Gotteslästerungen hervor. Diese Dinge verunreinigen den Menschen“12. Derjenige möge hervortreten, der bezeugen kann, daß solche Dinge in seinem Herzen keinen Raum haben, und ich will zugeben, daß volle Gerechtigkeit in diesem sterblichen Körper zu finden ist. Christus sagt: „Wer sein Leben retten S. 427 will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten“13. Wiederum frage ich: „Sind diese Gebote leicht?“ — „Wehe der Welt wegen der Ärgernisse! Es ist aber notwendig, daß Ärgernisse vorkommen“14. Und deshalb steht an anderer Stelle geschrieben: „In vielen Dingen fehlen oder irren wir alle“15. Christus betont, daß die Zahl der Sünden nicht gering, sondern zahlreich ist, daß nicht einzelne, sondern alle sündigen. „Alle suchen das Ihrige, nicht das, was Gottes ist“16. — Einer wird gut genannt, Gott17; aber des Gesetzeslehrers Güte wird als die eines Menschen nicht als vollgültig anerkannt. Er will zwar alles getan haben, weshalb ihn auch der Herr liebt. Doch eignet ihm nicht die volle Gerechtigkeit, weil er sich weigert, sein Vermögen unter die Armen zu verteilen. Darum wird eine Schwierigkeit einer zweiten, oder besser gesagt, eine Unmöglichkeit einer anderen gegenübergestellt dort, wo es heißt, daß weder ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen, noch ein Reicher ins Himmelreich kommen kann18. — Wer von uns, die wir das Äußere des Bechers und der Schüssel reinigen, ist in seinem Innern frei von Schmutz? Wer von uns kann die Ähnlichkeit mit äußerlich übertünchten Gräbern ablehnen19, so daß auf ihn Jesu Wort: „Von außen erscheint ihr zwar als gerechte Menschen, inwendig aber seid ihr voll Heuchelei und Schlechtigkeit“20 nicht Bezug nimmt. Wenn wir auch noch so sehr anderer Fehler entbehren sollten, so gibt es doch nur wenige, ja keinen, dem es gegeben ist, frei zu sein von Heuchelei.


  1. Matth. 10, 21 f. ↩

  2. Ironisch. ↩

  3. Matth. 10, 22. ↩

  4. Matth. 10, 34 f. ↩

  5. Matth. 10, 36. ↩

  6. Matth. 10, 37. ↩

  7. Ironisch. ↩

  8. Matth. 10, 38. ↩

  9. Matth. 13, 29. ↩

  10. Matth. 13, 41. 43. ↩

  11. Matth. 14, 31. ↩

  12. Matth. 15, 19 f. ↩

  13. Matth. 16, 25. ↩

  14. Matth. 18, 7. ↩

  15. Jak. 3, 2. ↩

  16. Philip. 2, 21. ↩

  17. Matth. 19, 17. ↩

  18. Matth. 19, 21―24. ↩

  19. Matth. 23, 27. ↩

  20. Matth. 23, 28. ↩

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