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Leben und Gefangenschaft des Mönches Malchus (BKV)
4.
Wenn man von Beroa nach Edessa1 reist, dann liegt in der Nähe der öffentlichen Straße eine Einöde, welche Sarazenen, die ohne festen Wohnsitz sind, ständig nach allen Richtungen hin durchstreifen, Aus Furcht vor ihnen schließen sich die Reisenden in jenen Gegenden zusammen, um durch vereinten Widerstand die drohende Gefahr abzuwenden. In meiner Begleitung waren Männer, Frauen, Greise, Jünglinge und Kinder, im ganzen ungefähr siebzig Personen. Plötzlich stürzten, auf Pferden und Kamelen reitend, Ismaeliten gegen uns heran mit flatterndem Haar, das Haupt mit einem Turban umwunden. Halbnackt waren sie, nur bekleidet mit einem Mantel und weiten Schuhen. Von der Schulter hing der Köcher herab, während die schlaffe Bogensehne schwirrte; auch trugen sie lange Speere. Jedoch waren sie nicht gekommen, um zu kämpfen, sondern um Beute zu machen. Wir wurden ausgeraubt, zerstreut und nach allen Richtungen verschleppt, Und ich, der ich nach langer Wartezeit Erbe und Eigentümer geworden war, bereute zu spät meinen Eigensinn. Zusammen mit einer Frau kam ich bei Verteilung der Beute in den Dienst desselben Herrn. Hoch S. 77oben auf den Kamelen wurden wir weggeführt oder vielmehr geschleppt. Durch die weite Wüste hindurch hingen wir mehr als wir saßen, so daß wir beständig zu fallen fürchteten. Halbrohes Fleisch war unsere Nahrung, Kamelsmilch unser Trank.
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Jetzt Urfa im Nordwesten Mesopotamiens. ↩
Edition
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Vita Malchi monachi captivi
IV
[Captivus abducitur.]
De Beroea Edessam pergentibus vicina est publico itineri solitudo, per quam Saraceni incertis semper sedibus huc atque illuc vagantur. Quae suspicio frequentiam in illis locis viatorum congregat, ut imminens periculum auxilio mutuo declinetur. Erant in comitatu meo viri, feminae, senes, iuvenes, parvuli, numero circiter septuaginta. Et ecce: subito equorum camelorumque sessores Ismaelitae irruerunt crinitis vittatisque capitibus ac seminudo corpore, pallia et latas caligas trahentes. Pendebant ex umero pharetrae, et laxos arcus vibrantes hastilia longa portabant. Non enim ad pugnandum, sed ad praedandum venerant. Rapimur, dissipamur, in diversa distrahimur. Ego interim longo postliminio hereditarius possessor et sero mei consilii paenitens cum altera muliercula in unius heri servitutem sortitus venio. Ducimur, immo portamur sublimes in camelis et per vastam eremum semper ruinam timentes haeremus potius quam sedemus. Cibus semicrudae carnes, et lac camelorum potus erat.