5.
Die Apokalypse weist auf ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch hin. 1 Gibst Du es einem in der Literatur bewanderten Menschen in die Hand, damit er es lese, so wird er Dir antworten: „Ich kann nicht; denn es ist versiegelt.“ Wie viele gibt es nicht heute, die sich für wissend halten! Greifen sie aber zu diesem versiegelten Buche, dann können sie es nicht öffnen, bis der es erschließt, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, was niemand verschließt, und verschließt, was niemand öffnet. 2 In der Apostelgeschichte begegnet uns der heilige Eunuch, den wir richtiger als Mann ansprechen; denn als einen solchen bezeichnet ihn die Schrift. Als er den Propheten Isaias las, erwiderte er auf die Frage des Philippus: „Verstehst du, was du liest“ mit den Worten: „Wie kann ich es verstehen, wenn es mir keiner deutet?“ 3 Um schließlich auf mich zu kommen, so bin ich weder heiliger noch wissensdurstiger als genannter Eunuch, der den Königshof verließ, um aus Äthiopien, also von den äußersten Grenzen der Erde, zum heiligen Tempel zu wallen. So sehr interessierte er sich für die heilige Wissenschaft, daß er selbst im Reisewagen die Hl. Schrift las. Aber während er das Buch in der Hand hielt, über Gottes Wort nachdachte und es mit Zunge und Lippen las, war ihm doch Christus fremd, den er im Buche, ohne es zu wissen, verehrte. Da kam Philippus und lehrte ihn Jesus kennen, der im Buchstaben verborgen lag. Wie wunderbar war der Eindruck, S. b250 der von diesem Lehrer ausging! Zur selben Stunde glaubt der Eunuch, läßt sich taufen und tritt in die Gemeinschaft der Gläubigen und Heiligen ein. 4 Aus dem Schüler wird ein Lehrer, und im verlassenen Quell der Kirche 5 findet er reichere Schätze als im goldstrotzenden Tempel der Synagoge.