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Werke Laktanz (250-325) De opificio Dei

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Gottes Schöpfung (BKV)

XIV. Hauptstück. Vom unbekannten Zweck einiger innerer Organe.

§ 1. Am Körper gibt es vieles, dessen Wesen und Bedeutung nur der Schöpfer kennt1.

§ 2. Oder glaubt jemand es dartun zu können, S. 268 welchen Nutzen, welchen Zweck jene durchsichtige Haut2 hat, womit der Bauch wie mit einem Netze umspannt und geschützt ist?

§ 3. Wozu das ganz gleiche Nierenpaar [renes]?3 Varro behauptet, sie hießen so, weil von ihnen die Bäche [rivi] der abscheulichen Flüssigkeit ihren Ursprung hätten. Das verhält sich nicht so, da sie nämlich zu beiden Seiten des Rückgrates rücklings zusammenhängen und von den Eingeweiden getrennt sind.

§ 4. Was ist es mit der Milz?4 Was mit der Leber?5 Beide Eingeweide scheinen aus geronnenem Blute entstanden zu sein. Wie steht es mit der bitteren Galle?6 Wozu dient das Herz?7 Wir müßten uns denn der Ansicht jener anschließen, welche den S. 269 Zornesaffekt8 in die Galle, die Furcht ins Herz, die Fröhlichkeit in die Milz verlegen.

§ 5. Den Zweck der Leber aber will man darin finden, daß sie durch ihr Aufliegen9 und Erwärmen die Speisen im Magen zur Verdauung bringe; einige glauben, daß die Wollust in der Leber ihren Sitz habe.

§ 6. Vorerst kann der menschliche Verstand das Wesen dieser Organe nicht begreifen, da deren Verrichtungen verborgen sind und deren Verwendung nicht vor die Augen tritt. Nach dem Obigen würden die sanftmütigen Tiere überhaupt keine Galle besitzen oder viel weniger als die wilden, die furchtsamen mehr Herz, die geilen mehr Leber, die mutwilligen mehr Milz.

§ 7. So wie wir also merken, daß wir mit den Augen sehen, mit den Ohren hören, mit der Nase riechen, so würden wir natürlich auch merken, daß wir mit der Galle zürnen, mit der Leber begehren, mit der Milz uns freuen.

§ 8. Da wir aber durchaus nicht merken, woher jene Gefühle kommen, so kann es sein, daß sie sonstwo herkommen, und daß diese Eingeweide einen ganz anderen Zweck, den wir nicht im geringsten ahnen, haben. Indes können wir die Behauptung dieser Leute nicht als falsch erweisen. Aber alles, was die Erregungen des Geistes und der Seele anbelangt, ist so dunkel und hehr, daß die Erkenntnis hiervon außer dem Bereiche des menschlichen Verstandes liegt.

§ 9. Das aber ist gewiß, daß so viele Dinge, so viele Organe die eine Aufgabe haben: nämlich die Existenz der Seele im Leibe zu ermöglichen. Die besondere Aufgabe eines jeden Organes jedoch, wer kann sie kennen als der Künstler, der allein sein Werk versteht?


  1. Laktantius wirft hier eine Reihe von Fragen auf, deren Beantwortung den Physiologen heutigentags schon zum großen Teile gelungen ist. ↩

  2. Unter der durchsichtigen Haut ist jedenfalls das Bauchfell, Peritonaeum, zu verstehen. Dasselbe hat den Zweck, die Eingeweide zu umschließen und dieselben beweglich zu erhalten, indem es eine Art Flüssigkeit absondert. ↩

  3. Die Nieren haben den Zweck, die Harnbildung zu ermöglichen, insoferne in denselben Blutflüssigkeit in Harn verwandelt wird. ↩

  4. Nach den neueren Forschungen besteht die Tätigkeit der Milz hauptsächlich in der Bildung von Lymphkörperchen, die in das Blut zurückgeführt und hier in rote Blutkörperchen umgewandelt werden. Ferner sollen in der Milz auch unbrauchbar gewordene rote Blutkörperchen aufgelöst werden. ↩

  5. Die Funktion der Leber ist noch nicht ganz festgestellt. Soviel aber ist sicher, daß die Gallenbereitung in der Leber mit einer Neubildung von Blut, überhaupt mit einer Verarbeitung der verdauten und aufgesogenen Eiweißstoffe einhergeht. Dann scheint in der Leber ein massenhafter Untergang unbrauchbarer roter Blutkörperchen stattzufinden, da sich Reste ihrer Bestandteile im Gallenfarbstoffe nachweisen lassen. ↩

  6. Die Galle hat die Eigenschaft, sich leicht mit Fett zu vermischen, und sie ist es insbesondere, welche die Aufnahme von Fettstoffen ins Blut ermöglicht. Ist der Speisebrei aus dem Magen in den Dünndarm übergetreten, so fließt die Galle aus ihrem Behälter, der Gallenblase, in den Dünndarm ab, vermischt sich dann mit dem Speisebrei und bewirkt ihrerseits die Aufsaugung der Fette durch die feuchte Schleimhaut des Darmes. ↩

  7. Das Herz ist das Organ des Blutkreislaufes im menschlichen Körper und sozusagen das wichtigste Organ. ↩

  8. Was die Affekte anbelangt, so sind dieselben Äußerungen des Gefühlslebens, dessen Träger die Nerven sind. Die Affekte sind somit keineswegs an bestimmte Organe gebunden, wenn sich auch zeigen läßt, daß bei sehr starken Affekten gewisse schwächliche Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. ↩

  9. Daß die Leber durch das Aufliegen auf dem Magen die Verdauung der Speisen bewirke, ist natürlich ein Irrtum. ↩

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On the Workmanship of God, or the Formation of Man

Chap. XIV.--Of the Unknown Purpose of Some of the Intestines.

It is evident that there are many things in the body, the force and purpose of which no one can perceive but He who made them. Can any one suppose that he is able to relate what is the advantage, and what the effect, of that slight transparent membrane by which the stomach is netted over and covered? What the twofold resemblance of the kidneys? which Varro says are so named because streams of foul moisture arise from these; which is far from being the case, because, rising on either side of the spine, they are united, and are separated from the intestines. What is the use of the spleen? What of the liver? Organs which appear as it were to be made up 1 of disordered blood. What of the very bitter moisture of the gall? What of the heart? unless we shall happen to think that they ought to be believed, who think that the affection of anger is placed in the gall, that of fear in the heart, of joy in the spleen. But they will have it that the office of the liver is, by its embrace and heat, to digest the food in the stomach; some think that the desires of the amorous passions are contained in the liver.

First of all, the acuteness of the human sense is unable to perceive these things, because their offices lie concealed; nor, when laid open, do they show their uses. For, if it were so, perhaps the more gentle animals would either have no gall at all, or less than the wild beasts; the more timid ones would have more heart, the more lustful would have more liver, the more playful more spleen. As, therefore, we perceive that we hear with our ears, that we see with our eyes, that we smell with our nostrils; so assuredly we should perceive that we are angry with the gall, that we desire with the liver, that we rejoice with the spleen. Since, therefore, we do not at all perceive from what part those affections come, it is possible that they may come from another source, and that those organs may have a different effect to that which we suppose. We cannot prove, however, that they who discuss these things speak falsely. But I think that all things which relate to the motions of the mind and soul, are of so obscure and profound a nature, that it is beyond the power of man to see through them clearly. This, however, ought to be sure and undoubted, that so many objects and so many organs have one and the same office--to retain the soul in the body. But what office is particularly assigned to each, who can know, except the Designer, to whom alone His own work is known?


  1. Concreta esse. [See p. 180, note 1, supra.] ↩

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Gottes Schöpfung (BKV)
On the Workmanship of God, or the Formation of Man
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