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Werke Laktanz (250-325) De opificio Dei

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Gottes Schöpfung (BKV)

II. Hauptstück. Von der Erschaffung der Tiere und des Menschen.

§ 1. Gott Vater, unser großer Schöpfer, hat uns Verstand und Vernunft gegeben, damit wir erkennen S. 229 konnten, daß wir von ihm geschaffen seien, weil er selbst die Einsicht, der Verstand und die Vernunft ist.

§ 2. Für die übrigen Lebewesen hat er, da er ihnen nun einmal jene Geisteskraft nicht verliehen hat, gleichwohl vorgesorgt, wie ihr Leben große Sicherheit habe.

§ 3. Allen hat er in ihrem eigenen Felle1 eine schützende Hülle gegeben, damit sie Frost und Kälte ertragen könnten. Den einzelnen Gattungen jedoch hat er zur Abwehr der Angriffe von auswärts entsprechende Schutzmittel gewährt, damit sie mit ihren natürlichen Waffen den Stärkeren entgegentreten, oder damit die Schwächeren durch schnelle Flucht den Gefahren sich entziehen, oder damit diejenigen, welche der Kraft und Schnelligkeit zugleich entbehren, durch List sich schützen oder Schlupfwinkel aufsuchen könnten.

§ 4. Daher schwebt ein Teil von ihnen mit leichtem Gefieder in der Luft oder geht auf Hufen einher oder ist mit Hörnern versehen; ein Teil hat seine Waffen im Munde, nämlich das Gebiß, oder an den Füßen, nämlich Krallen. Ein jedes Tier besitzt seine Schutzmittel.

§ 5. Wenn aber einige zur Nahrung für die größeren dienen, so sind sie doch auf eine Gegend angewiesen, wo die größeren nicht leben können, oder sie besitzen größere Fruchtbarkeit, damit auch für Tiere, welche vom Blute leben, durch jene der Unterhalt vorhanden sei, und auf daß deren Verluste durch die vorhandene große Anzahl wieder ausgeglichen würden.

§ 6. Dem Menschen aber, dem er die Gabe der Vernunft und das Vermögen, zu denken und zu reden gegeben hat, gewährte er keine von diesen den Tieren verliehenen Eigenschaften, weil demselben die Vernunft verschaffen konnte, was ihm etwa die Natur versagt hatte. Er setzte ihn bloß und nackt in die Welt, weil er durch seinen Geist sich bewaffnen und mit Hilfe seiner Vernunft sich kleiden konnte.

§ 7. Wie sehr aber das, was den Tieren gewährt, den Menschen jedoch versagt ist, die Schönheit hebt, läßt sich gar nicht mit Worten ausdrücken. Wenn S. 230 nämlich der Mensch die Zähne wilder Tiere bekommen hätte oder Hörner oder Krallen oder Hufe, einen Schwanz oder verschieden gefärbte Haare, wer fühlte nicht, wie häßlich ein solches Wesen wäre, gerade wie auch die Tiere häßlich sein würden, wenn sie nackt und waffenlos wären?

§ 8. Nimmst du den Tieren ihr Kleid oder ihre von der Natur ihnen verliehenen Waffen, so werden sie weder schön erscheinen, noch wird es auch um ihre Sicherheit gut bestellt sein. Wie wunderbar scheinen sie dagegen in Wirklichkeit ausgestattet, wenn du den Vorteil in Anschlag bringst, wie herrlich, wenn du auf die Schönheit achtest! So trefflich stehen Vorteil und Schönheit hier im Einklang!

§ 9. Weil aber Gott den Menschen für die Unsterblichkeit schuf, so hat er ihm keine äußerlichen Waffen gegeben wie den übrigen Lebewesen, sondern er hat ihn von innen aus geschützt, weil es nämlich, da er ihm das größte Geschenk2 gegeben, überflüssig war, ihn mit körperlichen Schutzwaffen zu versehen, zumal diese seiner Schönheit Eintrag getan hätten.

§ 10. Daher pflege ich mich über den Unverstand der Anhänger des Epikurus3 zu wundern, welche die Schöpfungen der Natur tadeln, um zu zeigen, daß die Welt ohne Vorsehung entstanden sei und ohne eine solche regiert werde. Sie führen nämlich den Ursprung der Welt auf feste, unteilbare Körperchen zurück, durch deren zufälliges Zusammentreffen alles entstehe oder entstanden sei.

§ 11. Ich übergehe, was sie an der Welt selbst zu tadeln haben, ein Unterfangen, wobei sie sich rein S. 231 lächerlich machen. Ich beschäftige mich also nur mit dem, was zu unserem Gegenstand gehört.


  1. Ist bloß im allgemeinen gesagt und mit besonderer Beziehung auf die damals bekannten Säugetiere. ↩

  2. Die Vernunft. ↩

  3. Epikurus wurde 342 v. Chr. im Demos Gargettos in Attika geboren. Er bildete die Lehre des Kyrenaikers Aristippus weiter aus. In der Ethik galt ihm die Glückseligkeit als höchstes Prinzip, in der Physik lehrte er nach Leukippus und Demokritus die Entstehung aller Wesen durch das zufällige Zusammentreffen der Atome. Er starb im Jahre 270 v. Chr. Die Grundsätze seiner Physik sind uns im Lehrgedichte des Römers Lukretius De rerum natura’ in sechs Büchern erhalten. Lukretius, geb. etwa 96 v. Chr., gest. 55 v. Chr. ↩

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On the Workmanship of God, or the Formation of Man

Chap. II.--Of the Production of the Beasts and of Man.

For our Creator and Parent, God, has given to man perception and reason, that it might be evident from this that we are descended from Him, because He Himself is intelligence, He Himself is perception and reason. Since He did not give that power of reason to the other animals, He provided beforehand in what manner their life might be more safe. For He clothed them all with their own natural hair, 1 in order that they might more easily be able to endure the severity of frosts and colds. Moreover, He has appointed to every kind its own peculiar defence for the repelling of attacks from without; so that they may either oppose the stronger animals with natural weapons, or the feebler ones may withdraw themselves from danger by the swiftness of their flight, or those which require at once both strength and swiftness may protect themselves by craft, or guard themselves in hiding-places. 2 And so others of them either poise themselves aloft with light plumage, or are supported by hoofs, 3 or are furnished with horns; some have arms in their mouth--namely, their teeth 4 --or hooked talons on their feet; and none of them is destitute of a defence for its own protection.

But if any fall as a prey to the greater animals, that their race might not utterly perish, they have either been banished to that region where the greater ones cannot exist, or they have received a more abundant fruitfulness in production, that food might be supplied from them to the beasts which are nourished by blood, and yet their very multitude might survive the slaughter inflicted upon them, so as to preserve the race. 5 But He made man--reason being granted to him, and the power of perceiving and speaking being given to him--destitute of those things which are given to the other animals, because wisdom was able to supply those things which the condition of nature had denied to him. He made him naked and defenceless, because he could be armed by his talent, and clothed by his reason. 6 But it cannot be expressed how wonderfully the absence of those things which are given to the brutes contributes to the beauty of man. For if He had given to man the teeth of wild beasts, or horns, or claws, or hoofs, or a tail, or hairs of various colour, who cannot perceive how misshapen an animal he would be, as the dumb animals, if they were made naked and defenceless? For if you take from these the natural clothing of their body, or those things by which they are armed of themselves, they can be neither beautiful nor safe, so that they appear wonderfully furnished if you think of utility, and wonderfully adorned if you think of appearance: in such a wonderful manner is utility combined with beauty.

But with reference to man, whom He formed an eternal and immortal being, He did not arm him, as the others, without, but within; nor did He place his protection in the body, but in the soul: since it would have been superfluous, when He had given him that which was of the greatest value, to cover him with bodily defences, especially when they hindered the beauty of the human body. On which account I am accustomed to wonder at the senselessness of the philosophers who follow Epicurus, who blame the works of nature, that they may show that the world is prepared and governed by no providence; 7 but they ascribe the origin of all things to indivisible and solid bodies, from the fortuitous meetings of which they say that all things are and were produced. I pass by the things relating to the work itself with which they find fault, in which matter they are ridiculously mad; I assume that which belongs to the subject of which we are now treating.


  1. Omnes enim suis ex se pilis. Others read, "pellibus texit." ↩

  2. [podoki'en la`goois --Anac., Ode i. 3.] ↩

  3. [Phu'sis ke'rata tau'rois hopla`s d' e'doken i'ppois.--Anac., Ode i. 1, 2.] ↩

  4. [le'ousi cha'sm' oedo'nton --Ib., 4.] ↩

  5. ["The survival of the fittest." The cant of our day anticipated.] ↩

  6. [tois andra'sin phro'nema --Ib., 5. See p. 172, note 5, supra.] ↩

  7. [The admirable investigations of the modern atheists are so many testimonies against their own theories when they come to talk of force, etc., instead of God. P. 97, note 4, supra.] ↩

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Gottes Schöpfung (BKV)
On the Workmanship of God, or the Formation of Man
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