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Werke Boethius, Anicius Manlius Severinus (480-524) Philosophiae consolatio Trost der Philosophie (BKV)
Fünftes Buch

II.

Ich verstehe, sagte ich, was du gesagt hast, und gebe zu, daß es so ist. Aber ist nicht in dieser Reihe zusammenhängender Ursachen irgend eine Freiheit unseres Willens, oder umschließt die Kette des Verhängnisses auch sogar die Bewegungen der menschlichen Seelen? – Es gibt eine, sagte sie, es würde nämlich keine vernünftige Natur sein, wenn es keine Freiheit des Willens gäbe; denn was von Natur sich der Vernunft bedienen kann, das hat Urteil, womit es jegliches Ding unterscheidet; so vermag es zu erkennen, was zu vermeiden und was wünschenswert ist. Nach dem, was jemand für S. 163 wünschenswert hält, strebt er und vermeidet, was er für schädlich hält. Deshalb haben sie, deren Vernunft ihnen selbst eingeboren ist, auch die Freiheit des Wollens oder Nichtwollens. Aber das ist nicht in allen Wesen gleichmäßig festgelegt. Den himmlischen und göttlichen Wesen ist diese Macht immer zu Diensten, und sowohl als durchdringendes Urteil wie als unverderbter Wille, wie als Wirksamkeit für den Wünschenden. Die menschlichen Seelen nun müssen notwendig um so freier sein, je mehr sie sich in Betrachtung des göttlichen Geistes erhalten, weniger wenn sie zu Körpern herabgleiten, am wenigsten wenn sie von irdischen Gliedern gebunden werden. Äußerste Knechtschaft aber ist es, wenn sie den Lastern ergeben, vom Besitz der eigenen Vernunft abgefallen sind. Denn sobald sie die Augen vom Licht der höchsten Wahrheit zu Niederem und Dunklem abgewendet haben, so umhüllen sie die Wolken der Unwissenheit, sie werden von verderblichen Leidenschaften umhergetrieben, und dadurch, daß sie diesen immer näher treten und ihnen zustimmen, haben sie die Knechtschaft verursacht und helfen ihr und sind so gewissermaßen aus freier Wahl Knechte. Das aber erblickt die alles durchschauende Einsicht der Vorsehung von Ewigkeit und ordnet dies vorbestimmend nach Verdienst.

II. „Alles durchschauend und alles erhorchend“.

So singt Homer, des strahlenden Phöbus

Reines Licht mit süßströmendem Munde;

Dennoch können das Innre der Erde

Nicht, noch die Tiefe des unfesten Meeres

Seines Lichtes Strahlen durchdringen.

Nicht so der große Schöpfer der Welten.

Ihm, das All von oben durchschauend,

Stehen nicht Hügel der Erde entgegen,

Nicht die Nacht voll finsterer Wolken.

Das was ist, was war und was sein wird,

Faßt er mit einem Blick seines Geistes.

Ihn, denn er nur durchschauet das Ganze,

Kannst du die wahre Sonne nennen.

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