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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Prima Pars Secundae Partis
Quaestio 1

Sechster Artikel. Alles, was der Mensch will, das will er um des letzten Endzweckes willen.

a) Dagegen stehen folgende Gründe: I. Was mit Rücksicht auf den letzten Zweck dienlich ist, wird als ernsthaft bezeichnet, d. h. als nützlich. Also thut der Mensch das Scherzhafte nicht auf Grund des letzten Zweckes. II. Aristoteles sagt (1 Metaph.): „Die spekulativen Wissenschaften werden wegen ihrer selbst gesucht.“ Nicht aber jede von ihnen kann alsl etzter Endzweck bezeichnet werden. Also nicht Alles, was der Mensch sucht, das erstrebt er wegen des letzten Zweckes. III. Wer etwas zu einem Zwecke hinordnet, denkt an diesen Zweck.Nicht immer aber denkt der Mensch an den letzten Endzweck in dem, waser thut oder verlangt. Auf der anderen Seite sagt Augustin (19. de Civ.): „Jenes ist der Endzweck unseres Gutes, um dessentwillen alles Übrige geliebt wird; es selbst aber wird geliebt wegen seiner selbst.“

b) Ich antworte; notwendigerweise begehrt der Mensch Alles, was er sucht, um des letzten Zweckes willen. Das beruht auf zwei Gründen: 1. Alles, was der Mensch begehrt, das begehrt er unter dem Gesichtspunkte und auf Grund des Guten. Wenn er also etwas nicht deshalb begehrt, weil er es als sein vollendetes Gut betrachtet und somit als seinen letzten Zweck, so ist es erfordert, daß dieses selbe Gute begehrt wird als in Beziehung stehend zum vollendeten Gute. Denn der Anfang von etwas ist hingeordnet zur Vollendung desselben, wie dies offenbar ist sowohl im Bereiche der Natur wie in dem was die Kunst vollbringt; und so hat der Beginn einer jeden Vollendung Beziehung zur Gesamtvollendung. 2. Der letzte Endzweck verhält sich darin daß er den Anstoß zum Begehren giebt, ebenso wie in den anderen Bewegungen sich verhält der Erstbewegende. Nun ist es aber offenbar, daß die untergeordneten bewegenden Ursachen nur in Bewegung setzen, je nachdem sie vom Erstbewegendenden Anstoß erhalten. Also bewegen die untergeordneten begehrenswerten Dinge nur mit Rücksicht und auf Grund des Erstbegehrenswerten, nämlich des letzten Endzweckes.

c) I. Die Scherze haben keine Beziehung zu einem außen bestehenden Zwecke, wie z. B. das Bauen; sondern wollen das Wohl des Scherzenden selber, insofern sie Vergnügen oder Ruhe gewähren. Das vollendete Wohl des Menschen aber ist der letzte Zweck. II. Ebenso bezieht sich die spekulative Wissenschaft auf ein gewisses Wohl des Nachdenkenden selber, welches also inbegriffen ist im vollkommenenGute und somit im letzten Zwecke. III. Es ist nicht notwendig, daß jemand fortwährend an den letzten Zweck denkt, so oft er etwas thut oder begehrt. Wohl aber bleibt die bewegende Kraft der ersten Absicht, welche sich auf den letzten Zweck richtet, in jeglichem Begehren nach irgend welchem Dinge, wenn auch thatsächlich an den letzten Endzweck nicht gedacht wird. So braucht, wer auf der Straße geht, nicht fortwährend an den Zielpunkt seines Gehens zu denken.

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