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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Sermones Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
ZEHNTE PREDIGT

Haupt und Leib ein Christus

Sehen wir also, was an Christus glauben heißt; was es heißt, glauben, daß Jesus der Christus ist! Es folgt: „Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren.“ Doch was heißt das: glauben? „Und jeder, der den liebt, der ihn geboren hat, liebt auch den, der von ihm geboren wurde“ (5, 1). Sogleich verbindet der Apostel mit dem Glauben die Liebe. Denn ohne die Liebe ist der Glaube leer. Verbunden mit der Liebe, ist es der Glaube des Christen, ohne die Liebe der Glaube des Teufels. Füge dem Glauben die Liebe hinzu, daß es ein S. 141Glaube werde, wie der Apostel Paulus ihn bezeichnet: „Ein Glaube der durch die Liebe wirkt“ (Gal. 5, 6) — und du hast einen Christen gefunden, hast einen Bürger Jerusalems gefunden, hast einen Genossen der Engel gefunden, hast einen auf dem Wege seufzenden Pilger gefunden; verbinde dich ihm! Er ist dein Gefährte, eile mit ihm, wenn du auch so bist! „Jeder, der den liebt, der ihn geboren hat, liebt auch den, der von ihm geboren wurde.“ Wer hat geboren? Der Vater. Wer wurde geboren? Der Sohn. Was also sagt er? Jeder, der den Vater liebt, liebt auch den Sohn (Tr. 10, 2).

„Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben“ (5, 2). Was ist das, Brüder? Eben vorher sprach Johannes vom Sohne Gottes, nicht von den Söhnen (= Kindern) Gottes; siehe, den einen Christus stellte er uns zur Betrachtung vor und sagte uns: „Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren; und jeder, der den liebt, der ihn geboren hat“ — d. h. den Vater —, „liebt auch den, der aus ihm geboren wurde“ — d. h. den Sohn, unsern Herrn Jesus Christus. Und er fährt fort: „Daran erkennen wir, daß wir die Söhne Gottes lieben“; als ob er sagen wollte: Daran erkennen wir, daß wir den Sohn Gottes lieben; „Söhne Gottes“, sagt er, indes er doch unmittelbar vorher vom „Sohne Gottes“ sprach. Denn die Söhne Gottes sind der Leib des eingeborenen Sohnes Gottes; da jener das Haupt ist und wir die Glieder sind, gibt es nur einen Sohn Gottes. Wer also die Söhne Gottes liebt, liebt den Sohn Gottes; und wer den Sohn Gottes liebt, liebt den Vater; und es kann einer den Vater nicht lieben, S. 142wenn er den Sohn nicht liebt; und es liebt auch die Söhne Gottes, wer den Sohn liebt. Welche Söhne oder Kinder Gottes? Die Glieder des Sohnes Gottes. Und dadurch gerade, daß er sie liebt, wird er selbst durch die Liebe ein Glied im Gefüge des Leibes Christi; und so wird ein einziger Christus sein, der sich selbst liebt (et erit unus Christus amans se ipsum). Denn wenn die Glieder sich gegenseitig lieben, liebt sich der Leib. „Und wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; und wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle Glieder mit.“ Und wie fährt Paulus fort? „Ihr aber seid Christi Leib und seine Glieder“ (I Kor. 12, 26 f.). Johannes sprach kurz vorher von der Bruderliebe und sagte: „Wer den Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht?“ (4, 20.) Wenn du aber den Bruder liebst, liebst du da vielleicht nur den Bruder und liebst Christus nicht? Wie, wenn du doch die Glieder Christi liebst? Wenn du also die Glieder Christi liebst, so liebst du Christus; wenn du Christus liebst, liebst du den Sohn Gottes; und wenn du den Sohn Gottes liebst, liebst du auch den Vater. Unteilbar also ist die Liebe. Wähle dir, was du lieben willst! Das andere folgt daraus dann mit Notwendigkeit. Sprich: Ich liebe Gott allein, Gott den Vater. Du lügst. Wenn du ihn liebst, liebst du ihn nicht allein; sondern wenn du den Vater liebst, liebst du auch den Sohn. Ja, sagst du, ich liebe den Vater und liebe den Sohn, aber nur dies: Gott den Vater und unsern Herrn Jesus Christus, der in den Himmel aufgefahren ist und zur Rechten des Vaters sitzt, jenes Wort, durch das alles gemacht wurde, und das S. 143Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat, diese allein liebe ich. Du lügst; denn wenn du das Haupt liebst, liebst du auch die Glieder; wenn du aber die Glieder nicht liebst, liebst du auch das Haupt nicht. Erschrickst du nicht vor der Stimme des Hauptes, das vom Himmel herab für seine Glieder ruft: „Saulus, Saulus, was verfolgst du mich?“ (Apg. 9, 4.) Ihn, sagt er, verfolgt, wer seine Glieder verfolgt, ihn, sagt er, liebt, wer seine Glieder liebt. Wer seine Glieder sind, wißt ihr ja, Brüder: Es ist die Kirche Gottes. „Daran erkennen wir, daß wir die Söhne Gottes lieben, daß wir Gott lieben“ (5, 2). Wie? Sind nicht ein anderes die Söhne Gottes, ein anderes Gott? Ja, aber wer Gott liebt, liebt seine Gebote. Und welches sind die Gebote Gottes? „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet“ (Joh. 13, 34). Niemand entschuldige sich mit einer andern Liebe, unter Hinweis auf eine andere Liebe; so verhält es sich voll und ganz mit dieser Liebe: Wie sie zu einer Einheit gefügt ist, so macht sie alle, die vor ihr stammen, zu einer Einheit und schmilzt sie wie ein Feuer zusammen. Da ist Gold; die Masse wird geschmolzen und wird zu einer Einheit; wenn aber die Glut der Liebe das Feuer nicht entzündet, dann können die Vielen nicht zur Einheit gefügt werden. „Daß wir Gott lieben, erkennen wir daran, daß wir die Kinder Gottes lieben“ (Tr. 10, 3).

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Übersetzungen dieses Werks
Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief
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Einleitung: Gott ist die Liebe. Die Predigten des Hl. Augustinus über den 1. Johannesbrief

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
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