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Works Basil of Caesarea (330-379) Homiliae diversae Ausgewählte Predigten (BKV)
Exegetisch-dogmatische Predigten (Reden)
Achtzehnte Predigt

2.

Wir müssen uns bewußt bleiben, wie weit die Sprache hinter der Wahrheit zurückbleibt. Wenn schon der Verstand der Natur des Geheimnisvollen nicht beikommen kann, so kann auch keine Sprache das irgendwie Gedachte adäquat zum Ausdruck bringen.

Gott auf Erden, Gott unter Menschen, nicht im Feuer und unter Posaunenschall, nicht auf rauchendem Berge oder bei Dunkel und bei herzerschütterndem und ohrenbetäubendem Sturmwinde Gesetze gebend, sondern in leiblicher Erscheinung sanft und gütig mit Seinesgleichen verkehrend. Gott im Fleische, nicht aus weiten S. 406 Entfernungen wirksam wie in den Propheten, sondern vereint mit einer der Menschheit wesensgleichen Natur, um so durch sein mit uns verwandtes Fleisch die ganze Menschheit zu sich zurückzuführen.

Wie ging nun, frägt man, die Herrlichkeit1 von einem auf alle über? Wie war die Gottheit im Fleische? Wie das Feuer im Eisen, nicht durch Übergang, sondern durch Mitteilung. Nicht entweicht ja das Feuer in das Eisen, sondern teilt ihm, am Orte verbleibend, nur von seiner Kraft mit; auch nimmt es nicht ab durch die Mitteilung, erfüllt vielmehr ganz, was mit ihm in Berührung kommt. So nun ist auch Gott das Wort nicht aus sich herausgetreten, und hat dennoch unter uns gewohnt2, und ohne eine Veränderung zu erleiden „ward das Wort Fleisch3.“ Der Himmel verlor den nicht, der ihn umfaßt, und doch nahm die Erde den Himmlischen in ihren Schoß auf. Denk dabei nicht an ein Herabsinken der Gottheit; denn sie geht nicht wie ein Körper von einem Ort an einen andern. Auch bilde dir nicht ein, die Gottheit hätte sich verändert in Form einer Verwandlung ins Fleisch; denn das Unsterbliche ist unveränderlich.

Wie, frägt man, ward nicht Gott das Wort mit leiblicher Ohnmacht angefüllt? Wir antworten: So wenig, als das Feuer von den Eigenschaften des Eisens berührt wird. Schwarz ist das Eisen und kalt; aber vom Feuer durchglüht nimmt es doch die Form des Feuers an, wird selbst glühend, ohne das Feuer zu schwärzen, flammensprühend, ohne die Flamme abzukühlen. Ebenso hat auch das menschliche Fleisch des Herrn an der Gottheit teilgenommen, ohne der Gottheit von seiner Schwachheit mitzuteilen. Oder gibst du nicht zu, daß die Gottheit ebenso wirkt wie dieses sichtbare Feuer? Träumst du vielmehr in deiner menschlichen Schwäche von einem Leiden beim Leidensunfähigen und weißt nicht, wie die verwesliche Natur durch ihre Vereinigung mit Gott die S. 407 Unverweslichkeit erlangt hat? Nun, vernimm vom Geheimnis!

Deshalb ist Gott im Fleische, um den darin verborgenen Tod zu töten. Wie die Arzneien als Gegengift dem Zersetzungsprozeß Einhalt gebieten, sobald sie mit dem Körper sich verbinden, und die Finsternis im Hause verschwindet, sobald man das Licht herbeibringt, so ist auch der Tod, der in der menschlichen Natur herrschte, durch die Gegenwart der Gottheit verscheucht worden. Und wie das Eis im Wasser, solange Nacht ist und Schatten, die Nässe beherrscht, unter dem Strahle der wärmenden Sonne aber schmilzt, so hat auch der Tod bis zur Ankunft Christi geherrscht. Als aber die rettende Gnade Gottes erschien4 und die Sonne der Gerechtigkeit aufging5, da wurde der Tod verschlungen im Siege6, weil er die Gegenwart des wahren Lebens nicht ertragen konnte. O Tiefe der Güte und Liebe Gottes! Dank dieser übergroßen Menschenfreundlichkeit haben wir das Joch der Knechtschaft abgeschüttelt. Und da suchen Menschen nun noch nach dem Grunde, weshalb Gott unter den Menschen weilte, indes sie doch seine Güte anbeten sollten.


  1. λαμπτήϱιον [lamptērion], ein Basilius und überhaupt ungewöhnlicher Ausdruck (statt des geläufigeren λαμπτήϱ [lamptēr]. ↩

  2. Joh. 1, 14. ↩

  3. Joh. 1, 14. ↩

  4. Tit. 2, 11. ↩

  5. Mal. 4, 2. ↩

  6. 1 Kor. 15, 54. ↩

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