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Works Basil of Caesarea (330-379) Homiliae diversae Ausgewählte Predigten (BKV)
Heiligen-Predigten (Panegyrische Reden)
Neunzehnte Predigt (Mauriner-Ausgabe Nr.18)

1.

Die Bienen haben ein Naturgesetz, ihre Körbe nicht eher zu verlassen, als bis die Königin1 dem Schwarm vorausfliegt. Nun sah ich auch das Volk des Herrn S. 420 heute zum ersten Male zu den himmlischen Blumen, den Märtyrern, hinauseilen, und da suche ich nach einem Führer. Wer hat denn diesen großen Haufen in Bewegung gesetzt, wer die winterliche Traurigkeit in Frühlingsheiterkeit verwandelt? Heute zum ersten Male ist das Volk aus der Stadt wie aus Bienenkörben hinausgeströmt und hat die herrliche Vorstadt2, diese ehrwürdige und wunderbar schöne Rennbahn der Martyrer, dicht besetzt. Auch uns hat das Wunder des Martyrers aufgescheucht, unsere Schwäche3 vergessen lassen und hierhergeführt. So wollen wir denn, so gut es unsere Stimme erlaubt, gleichsam die Blume der Taten dieses Helden umsummen und damit ein heiliges und den Anwesenden willkommenes Werk vollbringen. Denn „wenn der Gerechte gelobt wird, freuen sich die Völker4“, sagte uns unlängst5 der weise Salomon. Freilich konnte ich mir nicht darüber klar werden, was denn eigentlich die rätselhaften Worte des Spruchdichters besagen wollen. Etwa, daß „die Völker sich freuen“, wenn ein gewandter Redner oder Rhetor eine staunenerregende Rede verfaßt und in elegantem Vortrage der Hörer Ohren umtönt, wenn sie also die Originalität der Gedanken, deren Anordnung, die pomphafte Sprache und die harmonische Verbindung der Rede mit Beifall aufnehmen? Oder ob er das nie gemeint habe, da er selbst solcher Darstellung sich nie bedient hat? Auch hat er uns wohl nicht ermahnt, mit hochtrabenden Worten die Seligen zu preisen, da er doch selbst die gewöhnliche Ausdrucksweise und schmucklose Sprache überall bevorzugt hat. Was will er also sagen? Daß die Völker eine geistige Freude genießen schon allein in Erinnerung an die herrlichen Taten der Gerechten, wobei sie sich zur Nacheiferung und Nachahmung des Guten, von dem sie S. 421 hören, angetrieben fühlen. Denn die Lebensbeschreibung von Männern, die vorbildlich gelebt haben, ist für die Heilsbeflissenen gleichsam ein Licht auf ihrer Lebensbahn. Sobald wir den Geist vom Leben des Moses erzählen hörten, überkam uns sofort auch das Verlangen, uns die Tugend des Mannes anzueignen, und jedem schien das gelassene Benehmen nachahmens- und lobenswert. Im allgemeinen erwächst den Menschen das Lob aus einer rednerischen Übertreibung; bei den Gerechten aber genügt das, was sie in Wirklichkeit geleistet haben, um ihre heroische Tugend ins Licht zu stellen. Wenn wir also das Leben derer erzählen, die sich durch Frömmigkeit ausgezeichnet haben, so verherrlichen wir fürs erste den Herrn durch seine Diener, loben zweitens die Gerechten durch Bezeugung dessen, was wir wissen, „erfreuen“ endlich „die Völker“, wenn sie von den herrlichen Taten hören. So ist eine Ermahnung zur Keuschheit das Leben Josephs6 und eine Ermunterung zur Tapferkeit die Geschichte des Samson7.


  1. Im Griechischen steht „König“. So fast immer in der Antike. Vgl. Pauly-Wissowa, Realenzykl. III 1 s. v. „Biene“. ↩

  2. τὀν πϱοπόλεον [ton propoleon] — so sämtliche Handschriften gegen πϱοπύλαιον [propylaion] früherer Herausgeber — κόσμον [kosmon] wäre genau wiederzugeben: „dem vorstädtischen Schmuck“. ↩

  3. Basilius war fast zeitlebens krank. ↩

  4. Sprichw. 29, 2. ↩

  5. Diese Stelle war offenbar nicht lange zuvor Gegenstand einer Homilie gewesen oder wenigstens mit Nachdruck betont worden. ↩

  6. Num. 12, 3. ↩

  7. Gen. 39, 8. ↩

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