8. Fortsetzung.
Denn obwohl sie das Dasein von Göttern leugnen, gestehen sie es doch selbst wieder zu, und zwar lassen sie dieselben rechtswidrigen Dinge verüben. Und zuerst besingen die Dichter mit höherem Schwunge die unschönen Taten des Zeus. Chrysippus, der so viele Torheiten ersonnen, gibt uns die Notiz, Hera habe sich mit unlauterem Munde dem Zeus genaht. Was soll ich weiter die Ausschweifungen der sogenannten Göttermutter aufzählen, oder die des nach Menschenblut dürstenden Jupiter Latiaris, oder die des sich entmannenden Attos (Attis), oder wie Zeus mit dem Beinamen der Tragöde seine Hand verbrannte, wie man erzählt, und jetzt bei den Römern als Gott verehrt wird? Ich übergehe mit Stillschweigen die Tempel des Antinous1 und der übrigen sogenannten Götter. Denn wenn ich es erzähle, so erregte es bei verständigen Lesern nur verächtliches Lachen. Diejenigen also, die solche Dinge S. 85 mit ihrer Philosophie ausklügelten, werden durch ihre eigenen Sätze entweder als gottlose Menschen oder als Verteidiger der unbeschränkten Geschlechtslust und des rechtswidrigen Umgangs überführt, ja man stößt sogar in ihren Schriften auch auf Menschenfresserei bei ihnen, und als die ersten, die diese Handlungen verübten, geben sie die Götter an, die sie anbeteten.
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Ein Liebling Kaiser Hadrian's, den dieser als Gott erklärte, und dem er Tempel bauen ließ. ↩