4.
1. Und die Feinschmeckerei hat bei den Menschen keine Grenze; denn sie hat sich auch zu dem Zuckergebäck und den Honigkuchen und ferner zu allerlei Naschwerk verirrt, indem sie eine Menge von Nachtischspeisen erfand und die größte Mannigfaltigkeit der Arten zu erreichen suchte. 1 Und ein solcher Mensch scheint mir nichts weiter als ein Kinnbacken zu sein. 2
2. „Und begehre nicht die Leckerbissen der Reichen,“ sagt die Schrift, „denn sie sind mit einem trügerischen und schimpflichen Leben verbunden.“ 3 Denn diese Leute hängen sich an die Speisen, die nach kurzem der Abort erhält; 4 wir aber, die wir der himmlischen Speise nachjagen, müssen über den Bauch, der unter dem Himmel 5 S. a12 ist, und noch mehr über das ihm Angenehme 6 herrschen; denn beides „wird Gott vergehen lassen“,7 wie der Apostel sagt, der mit Recht die lüsternen Begierden verwünscht.
3. „Denn die Speisen (gehören) dem Magen“8 , von denen dieses in der Tat fleischliche und verderbliche Leben abhängig ist. Wenn aber einige mit zuchtloser Zunge jene nach Bratendampf und Brühen duftenden Festgelage ein Liebesmahl (ἀγάπη) zu nennen wagen, wobei sie das herrliche und heilbringende Werk des Logos, die geheiligte Liebe, mit ihren Kochtöpfen und ihrem Verschütten von Brühen verunehren und dem Namen mit Trinken und Schwelgen und Fettdampf Schande machen, so täuschen sie sich in der Annahme, wenn sie erwarten, die Verheißung Gottes mit Festessen erkaufen zu können.
4. Denn auch wir selbst rechnen Mahlzeiten und Frühstücke unter die Zusammenkünfte zum Zweck des Frohsinns und nennen, der Vernunft gehorchend, ein solches Zusammenkommen mit Recht Gastmahl; aber der Herr hat solche Schmausereien nicht Liebesmahle genannt.
5. Jedenfalls sagt er an einer Stelle: „Wenn du zur Hochzeit eingeladen wirst, so nimm nicht den Ehrenplatz ein, sondern wenn du eingeladen wirst, so lasse dich am untersten Platze nieder“, 9 und an einer anderen Stelle: „Wenn du ein Frühstück oder ein Abendessen veranstaltest“, 10 und wieder: „Wenn du ein Gastmahl veranstaltest, so lade die Armen ein“, 11 wozu vor allem man ein Gastmahl veranstalten muß, und ferner: „Ein Mensch veranstaltete ein großes Gastmahl und lud viele ein.“ 12
Vgl. CAF III p. 436 Adesp. 141. ↩
Vgl. CAF III p. 461 Adesp. 291. ↩
Sprichw. 23, 3. ↩
Vgl. Matth. 15, 17; Mark. 7, 19; Joh. 6, 27. ↩
Außer dem Gegensatz zwischen der himmlischen Speise und dem Bauch, der „unter dem Himmel“ ist, muß man wohl auch an die doppelte Bedeutung von οὐρανος denken, das außer „Himmel“ auch „Gaumen“ heißt. ↩
Die überlieferte Lesart προσφιλών ist wohl richtig. ↩
1 Kor. 6, 13. ↩
1 Kor. 6, 13. ↩
Luk. 14, 8, 10. ↩
Ebd. 14, 12 ↩
Ebd. 14, 13. ↩
Ebd. 14, 16. ↩
