11.
1. „Es ist gut, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken“, 1 sagt daher er selbst und ebenso S. a20 Pythagoras 2 mit seinen Anhängern. Denn dies (die Fleischnahrung) paßt mehr für Tiere; und da die Ausdünstung davon unreiner ist, verfinstert sie die Seele. 3 Jedoch sündigt einer nicht, wenn er auch solche Speise zu sich nimmt, nur soll er es mit Maß tun und darf sie nicht für unentbehrlich halten oder von ihr abhängig werden und darf nicht gierig auf das Fleisch aus sein; denn sonst wird ihm eine Stimme entgegenschallen, die spricht: „Zerstöre nicht um einer Speise willen das Werk Gottes!“ 4
2. Denn es ist sehr unverständig, nach den Genüssen, die wir an der Lehre hatten, die bei den gewöhnlichen Bewirtungen aufgetragenen Speisen zu bewundern und anzustaunen; noch viel unverständiger aber ist es, seine Augen sklavisch an die Gerichte zu hängen, so daß mit diesen von den Dienern sozusagen die Unmäßigkeit mit herumgetragen wird.
3. Wie sollte es aber nicht unschicklich sein, sich von dem Speiselager zu erheben und das Gesicht beinahe in die Schüsseln hineinzutauchen, indem man sich vom Lager wie aus einem Nest vorbeugt, damit man, wie man zu sagen pflegt, beim Einatmen den von den Speisen ausströmenden Duft einfängt?5 Wie sollte es nicht unvernünftig sein, mit den Händen immer in den leckeren Speisen herumzusuchen oder sie unausgesetzt nach dem Essen auszustrecken, gleich Leuten, die nicht etwas davon versuchen, sondern es ganz an sich reißen wollen, und sich mit ihm maßlos und unanständig anzufüllen?
4. Man kann ja sehen, daß solche Leute in ihrer Gefräßigkeit mehr Schweinen oder Hunden als Menschen ähnlich sind, 6 da sie so rasch sich sättigen wollen, daß beide Backen zugleich sich herauswölben und die Adern im Gesicht anschwellen. Zugleich strömt S. a21 der Schweiß an ihnen herunter, weil sie von ihrer Unersättlichkeit geplagt werden und infolge ihrer Unmäßigkeit außer Atem gekommen sind und die Nahrung in einer Eile, die anderen nichts gönnen will, in den Magen hinabgestoßen wird, gerade als wollten sie die Speisen als Reisevorrat aufbewahren, nicht zur Verdauung bestimmen. 7 Und die Unmäßigkeit, die überall ein Übel ist, erweist sich als solches am meisten beim Essen. 8
Röm. 14, 21. ↩
Pythagoras selbst enthielt sich nach dem Zeugnis von Aristoteles und Aristoxenos nicht durchaus des Fleischgenusses (vgl Diog. Laert. VIII 19. 20); erst die späteren Pythagoreer forderten völlige Enthaltung. ↩
Vgl, Muson. rell p. 95, l0f. 13 f. ↩
Röm. 14, 20. ↩
Vielleicht aus einem Komiker. ↩
Vgl. Muson. rell. p. 100, 2 f. ↩
Vgl. Plut. Mor. p. 125 E. ↩
Vgl. Muson. rell. p. 99, 14 f. ↩
