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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Clement of Alexandria (150-215) Stromata Teppiche (BKV)
Zweites Buch
II. Kapitel

9.

1. Andere aber definierten den Glauben als eine in Gedanken vollzogene Anerkennung einer ungewissen Sache, wie andererseits den Beweis als die offene S. a156 Anerkennung einer unbekannten Sache.1

2. Wenn nun der Glaube ein Vorsatz ist, der in dem Streben nach irgend etwas besteht, so handelt es sich hier um ein Streben, das in Gedanken vor sich geht;2 da aber der Vorsatz den Anfang zum Handeln bildet,3 so erweist sich der Glaube als Anfang zum Handeln, als die Grundlage für einen verständigen Vorsatz, indem man sich durch den Glauben schon im Voraus den Beweis verschafft.4

3. Wenn man sich aus freien Stücken auf die Seite des Zweckmäßigen stellt, so ist das der Anfang zur Einsicht. Einen großen Einfluß auf das Erlangen der Erkenntnis hat jedenfalls ein unerschütterlicher Vorsatz. So wird ein treues Festhalten am Glauben zu einem auf fester Grundlage aufgebauten Wissen.5

4. Was nun das Wissen ((xxx) epistämä) betrifft, so definieren es die Jünger der Philosophen als einen Zustand, der von Vernunftgründen ((xxx) logos) nicht erschüttert werden kann.6 Gibt es nun einen anderen derartigen wahrhaften Zustand als die Gottesfurcht, in der der Logos allein unser Lehrer ist? Ich für meinen Teil glaube es nicht. 5. Theophrastos aber sagt, die sinnliche Wahrnehmung sei der Anfang des Glaubens; denn von ihr gehen die ersten Wirkungen auf das Denken in uns und auf unsere Anschauung aus.7 6. Wer also den göttlichen Schriften glaubt, hat einen unumstößlichen Maßstab für sein Urteil und erhält als unwiderleglichen Beweis die Stimme Gottes, der uns die Schriften gegeben hat. Der Glaube hört also auf, Glaube zu sein, wenn er auf festem Beweis beruht. „Selig sind also, die nicht sehen und doch glauben.“8

7. Die Zauberlieder der Sirenen, die eine über alles menschliche Maß hinausgehende Wirkung ausübten, machten einen so S. a157 gewaltigen Eindruck auf alle, die in ihre Nähe kamen, daß diese fast gegen ihren eigenen Willen begierig wurden, die Worte zu hören.9


  1. Andere Definitionen des Begriffes „Beweis“ Strom. II 48,1; VIII 5,1; 14,1. ↩

  2. Vgl. Aristoteles, Eth. Nic. 6,2 p. 1139 b4 (xxx) hä proairesis erexis dianoätikä. ↩

  3. Vgl. ebd. 1139 a 31 (xxx) praxeos archä proairesis. ↩

  4. Das Wort (xxx) proairesis, das hier mit „Vorsatz“ übersetzt ist, hat auch die Bedeutung „Vorwegnehmen“. ↩

  5. Sacr. Par 215 Holl. ↩

  6. Zu dieser stoischen Definition vgl. Strom. II 47,4; 76,1; VI 54,1.2; VII 17,2; Diog. Laert. VII 47.165; Philon, De congr. erud. gr. 140; Chrysippos Fr. log. 93.95 v. Arnim; Pseudo-Platon, Def. p. 414 BC.. ↩

  7. Theophrastos Fr. 13 Wimmer III p. 162. ↩

  8. Joh 20,29. ↩

  9. Vgl. Hom. Od. 12,184 ff. ↩

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