101.
1. Daraus nahmen auch die Stoiker die Lehre, daß höchstes Ziel sei, in seinem Leben der Natur zu folgen, wobei sie statt „Gott“ „Natur“ einsetzten, ungehörigerweise, weil sich ja der Begriff „Natur“ auch auf Gepflanztes und Gesätes, auf Bäume und Steine erstreckt.1
2. Deutlich ist daher gesagt: „Schlechte Leute verstehen das Gesetz nicht“;2 „die aber das Gesetz lieben, errichten sich eine Mauer zum Schutz.“3 Denn „die Weisheit der Klugen wird ihre Wege kennen; der Unverstand der Toren aber geht in die Irre“.4 „Denn auf wen soll ich schauen als auf den Sanftmütigen und Friedlichen und auf den, der sich vor meinen Worten fürchtet?“5 sagt die Weissagung.
3. Man lehrt uns aber, daß es drei Arten von Freundschaft gibt, und von ihnen ist die erste und beste die auf der Tugend beruhende; denn unerschütterlich ist die auf vernünftigen Gründen beruhende Liebe; die zweite und mittlere Art ist die auf Gegenseitigkeit beruhende; diese ist bereit, zu geben und mitzuteilen und ist fürs Leben nützlich; denn allen Menschen eigen ist die auf Gunsterweisungen beruhende Freundschaft; die dritte und letzte Art nennen wir die auf Gewohnheit beruhende, andere die auf Vergnügen beruhende, die wandelbar und veränderlich ist.6