151.
1. Und die Mannhaftigkeit des Menschen, der seinem Wesen nach, wie man sagt, den Gemütserregungen unterworfen ist, macht ihren Träger furchtlos und S. b102 unüberwindlich, und Waffenträger des Geistes ist der Mut in Geduld und in Standhaftigkeit und in den ähnlichen Tugenden; zur Beherrscherin der Begierde aber ist sowohl die Selbstbeherrschung als auch die heilbringende Klugheit gesetzt.
2. Gott aber ist frei von jeder Gemütserregung, frei von zorniger Leidenschaft und von Begierde; und er ist nicht in dem Sinn furchtlos, daß er Gefahren nicht ausweicht, noch in dem Sinn sittsam, daß er die Begierden beherrscht; denn seinem Wesen nach kann Gott in keine Gefahr geraten, und Gott kann die Feigheit nicht fliehen, so wie er auch nicht begehren wird, so daß er auch seine Begierde beherrschen müßte.
3. Mit geheimer Bedeutung ist also auch in bezug auf uns jenes Pythagoraswort gesagt, „auch der Mensch müsse ein einziger (eine Einheit) werden“,1 da auch der Hohepriester selbst nur einer ist, da Gott ein einziger ist, entsprechend dem unveränderlichen Zustand, daß er unausgesetzt das Gute will.2
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Pytagoras, Symbol 71 Mullach FPG I p. 508. ↩
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Nach der überlieferte Löesart würde hier, wie Protr. 26,1 im Anschluß an Platon, Kratylos p. 397 D, (xxx) von (xxx) abgeleitet, so daß der Schluß des Satzes hieße: „daß das Gute unausgesetzt in Bewegung ist“. Aber statt (xxx) ist wohl mit Klostermann (xxx) oder (xxx) zu lesen; zu letzterem vgl. Philon, De conf. ling. 137; darnach ist übersetzt. ↩