53.
1. So sagt auch Platon in der Schrift „Über die Seele“ (im Phaidon),1 daß der Lenker und das durchgehende Pferd (d.h. der unvernünftige Seelenteil, der aus zwei Teilen besteht, dem leidenschaftlichen Empfinden und dem Begehrungsvermögen2) hinstürzen.3 So weist auch die Sage darauf hin, daß Phaethon herabstürzte, weil er die Rosse nicht beherrschen konnte.
2. So ist auch die Geschichte von Joseph zu deuten. Als dieser noch jung war, waren seine S. b166 Brüder auf ihn eifersüchtig, weil er infolge seiner Erkenntnis mehr als diese von der Zukunft voraussah, und „sie zogen ihm seinen bunten Rock aus, nahmen ihn und warfen ihn in einen Brunnen; der Brunnen war aber leer und enthielt kein Wasser.“4
3. Da sie die aus dem Lerneifer des Tugendhaften erwachsende mannigfache Erkenntnis verschmähten oder sich mit dem bloßen, dem Gesetz entsprechenden Glauben zufrieden gaben, warfen sie ihn in den wasserleeren Brunnen, um ihn dann nach dem des göttlichen Wortes baren Ägypten zu verkaufen. Leer an Wissen war der Brunnen, in dem der „verborgene Weise“,5 hinabgeworfen und seiner Erkenntnis entkleidet, seinen Brüdern ähnlich, der Erkenntnis entblößt, zu sein schien.
4. Nach einer anderen Deutung ist das bunte Gewand die Begierde, die in einen klaffenden Abgrund hinabführt.
5. „Wenn aber jemand eine Grube öffnet oder Steine bricht und das Loch nicht zudeckt, so daß dann ein Rind oder ein Esel hineinfällt, so soll der Eigentümer der Grube Entschädigung zahlen und dem Nächsten geben; das tote Tier aber soll ihm gehören.“6