33.
Wer aber fände das nicht wunderbar oder wer sähe nicht mit uns hierin etwas wahrhaft Göttliches? Denn wenn die Werke der Gottheit des Wortes nicht durch den Leib erfolgt wären, so wäre der Mensch nicht vergöttlicht worden, und ferner wäre der Mensch nicht voll und ganz von den Schwächen des Fleisches befreit worden, wenn sie nicht dem Worte zugesprochen worden wären. Vielmehr wäre, wenn sie wohl auch auf eine kurze Zeit gewichen wären, wie schon gesagt, die Sünde und das Verderben wieder in ihm geblieben, wie es zuvor bei den Menschen der Fall war. Das läßt sich beweisen. Viele sind nämlich heilig und von jeder Sünde rein gewesen: Jeremias wurde schon vom Mutterleibe an geheiligt1, Johannes hüpfte, als er noch im Mutterleibe war, bei der Stimme der Gottesgebärerin Maria freudig auf2. Und doch „herrschte der Tod von Adam bis auf Moses auch über die, die nicht durch eine ähnliche Übertretung wie Adam gesündigt haben“3. Und so blieben die Menschen trotzdem sterblich und den natureigenen Leiden ausgesetzt. Nun aber das Wort Mensch geworden ist und die Schwächen des Fleisches sich zu eigen gemacht hat, so berühren diese den Leib nicht mehr wegen des in ihm befindlichen Wortes. Vielmehr sind sie von ihm aufgezehrt worden, und nunmehr bleiben die Menschen nicht mehr gemäß der ihnen eigenen Leiden sündhaft und tot, sondern auferstanden in der Macht des Wortes verbleiben sie immer unsterblich und unvergänglich. Und weil das Fleisch aus der S. 288 Gottesgebärerin Maria geboren wird, deshalb sagt man vom Worte selbst, es sei geboren worden, vom Worte, das nun den andern den Anfang ihrer Existenz gewährt, um auf sich unsere Geburt zu übertragen, und damit wir nicht mehr als bloße Erde zur Erde zurückkehren, sondern, weil mit dem vom Himmel stammenden Worte verbunden, von ihm in den Himmel geführt werden. Es hat also auch die andern Leiden des Leibes nicht ohne Grund auf sich übertragen, sondern damit wir nicht mehr als Menschen, sondern dem Wort zu eigen am ewigen Leben teilnähmen. Denn wir sterben nicht mehr in Adam infolge der ersten Geburt, sondern wir werden nunmehr, da unsere Geburt und jede fleischliche Schwäche auf das Wort übertragen ist, von der Erde auferweckt, da der Fluch der Sünde um dessentwillen aufgehoben ist, der in uns unsertwegen zum Fluch geworden, ist, — was doch ganz natürlich. Denn wie wir alle, die wir von der Erde stammen, in Adam sterben, so werden wir, von oben aus dem Wasser und Geiste wiedergeboren, alle in Christus lebendig gemacht, weil das Fleisch nicht mehr irdisch, sondern nunmehr selbst zum Wort geworden ist — wegen des Wortes Gottes, das unsertwegen Fleisch wurde.