262. Frage.
Da die Schrift die Armuth und Dürftigkeit unter die löblichen Dinge zählt, wie: „Selig sind die Armen,“1 ferner: „Das Verlangen der Dürftigen erhört der Herr,“2 und wiederum: „Die Armen und Dürftigen werden loben deinen Namen;“3 was ist denn für ein Unterschied zwischen Armuth und Dürftigkeit, und wie redet David wahr, wenn er sagt: „Ich aber bin arm und dürftig“4
Antwort. Eingedenk des Apostels, welcher vom Herrn sagte, er sei um unsertwillen arm geworden, da er reich war,5 halte ich dafür, der sei arm, welcher vom Reichthum in Dürftigkeit gerathen, der aber dürftig, welcher von Anfang in Dürftigkeit war und diese Lage auf eine dem Herrn wohlgefällige Weise ertrug. David aber sagt, er sei arm und dürftig, indem er Dieß vielleicht mit Rücksicht auf den Herrn sagt, von dem es heißt: „Der um S. 329 unsertwillen arm wurde, da er reich war,“ der aber dürftig genannt wurde, weil er nicht für eines Reichen, sondern eines Zimmermanns Sohn gehalten wurde; vielleicht aber auch, weil David wie Job nicht darauf dachte, seine Habe in der Schatzkammer aufzubewahren und den Reichthum als etwas ihm Zugehörendes zu besitzen, sondern Alles nach dem Willen des Herrn einzurichten.