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Works Gregory of Nyssa (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§16. Schriftbeweise für die Auferstehung.

2.

„Aber auch anderswo sagt derselbe Prophet: „Der Gott des Alls, der Herr alles Seienden, hat angeordnet das Fest unter den Bedeckenden“ (Ps. 117, 27 [hebr. Ps. 118, 27]); durch den Ausdruck „Fest unter den Bedeckenden“ bezeichnet er das Laubhüttenfest, welches seit alter Zeit von der Überlieferung des Moses her eingesetzt war. Der Gesetzgeber wies damit prophetischen Geistes auf Zukünftiges hin, auf etwas, was aber immer stattfindend dennoch nicht stattfand; denn diejenigen Feste, welche stattfanden, waren lediglich Gleichnisse, welche die Wahrheit im voraus anzeigten; das wahre Laubhüttenfest jedoch ward noch nicht begangen. Denn nach dem prophetischen Worte hat Gott, der Herr aller Dinge, diese Anordnung getroffen, um anzudeuten, daß er für die ganze Menschheit den Hüttenbau unserer zerstörten Behausung (des zerstörten Leibes) herstellen werde; denn der Ausdruck „Bedeckung“ bezeichnet seiner Bedeutung nach das Kleid S. 317 und den Kleiderschmuck. Das Psalmenwort aber lautet also: „Der Herr erschien uns, um anzuordnen ein Fest unter Bedeckenden bis an die Hörner des Altars.“ Sinnbildlich aufgefaßt bezieht sich diese Weisung auf ein Fest für die ganze vernünftige Schöpfung, bei dem die Geringeren mit den Vornehmen einträchtig im Festzug der Guten einherziehen. Wegen der typischen Bedeutung der Tempeleinrichtung war nämlich der Übertritt von der äußeren Umgebung in das Innere nicht allen gestattet, sondern Heiden und Fremden blieb der Zutritt verwehrt und auch denen, welche zugelassen waren, stand der Zugang in das Innere nicht gleichmäßig offen, sondern nur jenen, welche durch einen reineren Wandel und durch gewisse Besprengungen sich geheiligt hatten; aber selbst diese durften nicht ausnahmslos das Innerste des Tempels betreten, sondern nur den Priestern war die gesetzliche Erlaubnis gewährt, zur Erfüllung ihres Opferdienstes hinter den Vorhang zu treten; jedoch sogar den Priestern hinwiederum blieb das Verborgene und Allerheiligste, wo der mit hörnerartigen Vorsprüngen verzierte Opferaltar stand, unzugänglich mit Ausnahme einzig des Hohenpriesters, der es nur einmal während des Jahres an einem bestimmten Tage betrat, um dort allein ein geheimnisvolleres und mystischeres Opfer darzubringen. Durch diese so große Verschiedenheit im Tempel, welche ein Bild und Gleichnis der geistigen Verfassung war, will die körperliche Observanz lehren, daß nicht die gesamte vernünftige Natur dem Tempel sich naht, d. h. dem Bekenntnis des großen Gottes, vielmehr jene, welche zu einem falschen Glauben abgeirrt sind, außerhalb des eingehegten göttlichen Raumes stehen, aber auch, daß unter den auf ihr Bekenntnis hin Eingelassenen, die durch Besprengungen und Heiligungen Gereinigten eine größere Ehre genießen und von diesen wiederum die Geweihten einen Vorzug haben, so daß sie der Einführung in die innersten Geheimnisse gewürdigt werden. Um den Sinn des vorgeführten Typus noch deutlicher zu machen, wollen wir daraus als durch die Schrift gegeben noch die Lehre ziehen, daß von den vernunftbegabten Kräften einige gleichsam als heiliger Opferaltar im Allerheiligsten vor Gott hingestellt sind, unter diesen aber manche S. 318 wie die Altar-Hörner hervorragen; andere wieder sehen wir um jene herum in einer bestimmten Ordnung und Reihenfolge den ersten und zweiten Rang einnehmen.“

„Das Menschengeschlecht aber wird wegen der Sünde, in die es gefallen, aus der Umgebung Gottes verstoßen; aber es kann wieder den Zutritt hiezu erlangen, wenn es sich durch das Besprengungsbad (Taufe) gereinigt hat. Aber da diese trennenden Schranken, durch welche die Sünde uns von dem Geheimnisvollen hinter dem Vorhang trennt, dereinst fallen sollen, so wird, sobald unsere Natur wie ein Gezelt bei der Auferstehung wieder hergestellt und das gesamte durch die Sünde über uns gekommene Verderben beseitigt ist, alsdann ein gemeinsames Fest mit Gott als Mittelpunkt für alle veranstaltet, welche durch die Auferstehung „bedeckt“ wurden, damit allen ein und dieselbe Wonne zuteil werde und keine Verschiedenheit mehr die vernünftigen Geschöpfe bei dem Genuß des nämlichen Glückes trenne, sondern auch die der Sünde wegen jetzt noch Außenstehenden in das Allerheiligste der göttlichen Seligkeit eintreten dürfen und mit den Hörnern des Altars d. h. mit den hohen überirdischen Mächten vereinigt werden1. Das nämliche spricht der Apostel ganz deutlich aus, wenn er, um den Zusammenklang des Universums dem Guten gegenüber auszudrücken, lehrt: „Jegliches Knie wird sich vor ihm beugen, derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, und jede Zunge soll bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes des Vaters“ (Phil. 2, 10). Statt von Hörnern des Altares spricht der Apostel von Engeln und Himmlischen; seine anderen Ausdrücke beziehen sich auf die Geschöpfe, welche jenen begriffsmäßig nachstehen d. h. auf uns Menschen; sie alle führt ein Fest in voller Eintracht zusammen. Als Fest können wir aber das Bekenntnis und die Erkenntnis Gottes betrachten, dem wahrhaftiges Sein zukommt.“


  1. Das angeführte Psalmwort läßt sich nur äußerst schwer auf die Auferstehung beziehen, auf die Apokatastasis aber ganz und gar nicht. ↩

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Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

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