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Works Gregory of Nyssa (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§18. Widerlegung

3.

„Die Nichtigkeit und Haltlosigkeit der vorgebrachten Einwände werden wir aber noch mehr einsehen, wenn wir einen Blick in die Tiefe der apostolischen Weisheit werfen. Den Korinthern nämlich, welche ihm vielleicht dieselben Bedenken vorhielten, welche die jetzigen Gegner erheben, um unseren Glaubenssatz zum Falle zu bringen, erklärt er unser Geheimnis und äußert sich dabei, ihren kecken Unverstand mit seinem Ansehen niederringend, also: Du wirst mich fragen: wie werden die Toten auferstehen und mit welchem Leibe hervorgehen? Du Tor! Was du säest, wird nicht lebendig, es sei denn, daß es zuvor abstirbt; und was du auch säest, du säest nicht schon den zukünftigen Leib, sondern nur ein Korn, wie etwa Weizen oder ein anderes Samenkorn, Gott aber gibt ihm einen Leib, wie es ihm gefällt“ (1 Kor. 15, 35 ff.). Hier scheint mir der Apostel jene zu zügeln, welche, die Beschränktheit ihrer Natur verkennend, die göttliche Macht nach ihrer eigenen Kraft beurteilen und wähnen, Gott vermöge nur soviel, als sich unser Menschenverstand vorstellen kann; was denselben übersteige, übersteige auch die Macht Gottes. Denn durch seine Frage: Wie können die Toten auferstehen? verrät der Gegner die Meinung, es sei unmöglich, daß die zerstreuten Bestandteile des menschlichen Körpers sich wieder vereinigen würden; und da dies einerseits unmöglich sei, andererseits es einen anderen Körper außer dem durch Wiedervereinigung der Urstoffe gebildeten weiter nicht geben könne, so schließt er wie ein gewandter Dialektiker folgerichtig seinen Einwand mit der ferneren Frage: „Wenn der Leib sich als eine Verbindung von Elementen darstellt, diese Verbindung aber unmöglich ist, welchen Leib S. 330 sollen dann die Auferstehenden haben? ― Dieses scheinbar recht geschickt gefertigte Gewebe nennt Paulus aber eine Torheit von solchen, welche auch sonst in der Schöpfung die Überschwänglichkeit der göttlichen Macht nicht sehen wollen. Indem er nämlich die handgreiflicheren Wunder Gottes, durch welche er die Zuhörer leicht in Verlegenheit hätte bringen können, absichtlich übergeht, wie die Beschaffenheit und den Ursprung der Himmelskörper, der Sonne, des Mondes und der Sterne, widerlegt er mit Hilfe uns ganz geläufiger und gewöhnlicher Vorgänge alle die törichten Einwände. Belehrt dich, sagt der Apostel, denn nicht der Ackerbau, daß ein Tor ist, wer den Maßstab seiner Beschränktheit an die Überschwänglichkeit der göttlichen Macht anlegt.“

„Woher nehmen sich die Samenkörner die aus ihnen emporwachsenden Körper? Was geht ihrem Aufsprossen voran? Nicht etwa der Tod, insofern man darunter die Auflösung des Zusammengesetzten versteht? Denn der Same käme nicht zum Keimen, wenn er nicht zuvor in der Erde zersetzt, gelockert und porös würde, damit er vermöge seiner neuen Beschaffenheit die Feuchtigkeit in der Nähe aufnehmen und so in Wurzel und Sprößling sich verwandeln kann, um aber auch dabei nicht zu bleiben, sondern um in den Halm überzugehen, mit Zwischenknoten und Bändern gegürtet, so daß er stark genug werde, aufrecht stehend die mit der Frucht beschwerte Ähre zu tragen. Wo waren denn nun all diese verschiedenen Bestandteile des Weizens, bevor er unter der Erde aufgelöst wurde? Sie stammen doch alle vom Samenkorn; denn wäre dieses nicht vorhanden gewesen, so könnte sich auch keine Ähre entwickeln. Gleichwie die Ähre aus dem Samenkorn entspringt, indem die Allmacht Gottes sie aus demselben voll Weisheit und Kunst entstehen läßt, und sie weder mit dem Samenkorn durchaus gleich noch etwas völlig Anderes ist, so, sagt der Apostel, wird das Geheimnis der Auferstehung durch die wunderbaren Vorgänge am Samenkorn im voraus erklärt, daß nämlich die göttliche Macht in der Überschwänglichkeit ihrer Kraft den Körper trotz seiner völligen Auflösung dir nicht bloß wieder zurückgibt, sondern auch anderes Schönes und Großes dir hinzufügt, so daß deine Natur S. 331 auf das Herrlichste ausgestattet wird. Darum schreibt der Apostel auch: Gesäet wird in Verweslichkeit, auferweckt in Unverweslichkeit ― gesäet wird in Unehre, auferweckt in Herrlichkeit ― gesäet wird ein irdischer Leib, auferweckt ein geistiger Leib (1 Kor. 15, 43 f.). Denn wie der Weizen in der Scholle, auch wenn er seinen geringen Körperumfang und die eigentümliche Beschaffenheit seiner Gestalt verläßt, sich selbst doch nicht aufgibt, sondern mit sich wesenseins (identisch) bleibend zur Ähre wird, so daß er an Größe, Schönheit, Mannigfaltigkeit und Gestalt sich bedeutend von seinem früheren Zustand unterscheidet, so wird auch die menschliche Natur, wenn sie all die Eigenschaften, die sie sich durch ihre Sündhaftigkeit zuzog, bei der Auflösung im Tode aufgeben muß, wie Unehre, Verweslichkeit, Schwäche, den Altersunterschied und dergleichen, sich selbst nicht aufgeben, sondern gleichsam in eine Ähre umgewandelt werden, d. h. zur Unvergänglichkeit, zur Herrlichkeit, zur Kraft, zur allseitigen Vollendung, zur Befreiung von der Notwendigkeit, den Leib nach seinen verschiedenen Bedürfnissen zu versorgen, zur Emporführung in einen geistigen, leidenschaftslosen Zustand. Denn nur dem irdischen Leib ist es eigen, daß er unaufhörlich von einem Zustand in einen anderen übergeht. Und so werden all die Schattenseiten, die wir hier nicht bloß an den menschlichen Leibern, sondern auch sogar an Tieren und Pflanzen sehen, im künftigen Leben verschwinden.“

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Translations of this Work
Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

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