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Works Gregory of Nyssa (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§18. Widerlegung

5.

„Der tugendhafte Wandel wird sich aber von der Sündhaftigkeit dadurch unterscheiden, daß jene, welche sich im Leben durch Tugend gleichsam zu einer schönen Frucht des Feldes gezüchtet haben, sogleich wie eine vollkommene Ähre auferstehen; diejenigen dagegen, welche durch Sünden die in dem Seelensamen gelegene Kraft schwächen und verderben, werden dem Hornhafer ähnlich, welcher, wie alle Sachkundigen wissen, seine S. 333 Fruchtbarkeit eingebüßt hat, und so müssen sie, obgleich sie zwar bei der Auferstehung aufsprossen, große Strenge vom ewigen Richter erfahren, weil ihnen die Kraft mangelt, sich zur Gestalt einer vollendeten Ähre zu erheben und zwar noch rechtzeitig, ehe sie nämlich verurteilt wurden, unter die Erde zu kommen. Der Herr der Früchte wird aber folgendes Heilverfahren einschlagen: zunächst wird er die Unkräuter und Dörner sammeln, die mit dem Samen aufwuchsen, weil die Kraft, welche die Wurzel hätte nähren sollen, in den unechten Samen drang, so daß der gute, der Nahrung beraubt und vom schlimmen Gewächs erstickt, nicht zur Reife gelangte. Wenn nun alles Unkraut und Fremdartige von dem nahrungshaltigen Korn abgesondert und vertilgt ist und das Feuer diese Entartung der Natur verzehrt hat, so wird auch die Natur der Ungerechten gute Nahrung bekommen, aufblühen und dank dieser Sorgfalt zur Frucht reifen und so, wenngleich nach langen Zeitläuften, jene Beschaffenheit erlangen, welche uns Gott ursprünglich verliehen hatte. Selig aber die, welchen sogleich, sobald sie durch die Auferstehung emporblühen, die vollendete Schönheit der Ähren beschert wird.“

„Das meinen wir aber nicht so, als ob ein körperlicher Unterschied zwischen denen, welche gut, und denen, welche schlecht gelebt haben, bei der Auferstehung bestünde, so daß wir uns etwa die einen als körperlich vollendet, die anderen aber als körperlich mangelhaft vorzustellen hätten, sondern wie im Leben der Freie und der Gefangene hinsichtlich des Körpers sich wohl nahestehen, dagegen ein großer Unterschied in bezug auf Freude und Trauer sich zwischen beiden geltend macht, so muß man, glaube ich, den Unterschied zwischen den Guten und Bösen in der künftigen Zeit sich denken. Denn die Vollendung der aus der Saat emporsprießenden Leiber wird, wie der Apostel sagt, in Unverweslichkeit, Herrlichkeit, Ehre und Macht bestehen; der Mangel dieser Vorzüge hat aber keine Verstümmelung des Leibes zur Folge, sondern die Beraubung und den Verlust alles dessen, was wir als ein Gut ansehen. Da nun einer von den beiden allgemein anerkannten Gegensätzen, d. h. Gutes oder aber Böses, an uns sich finden muß, so besagt S. 334 das Urteil, jemand sei nicht im Guten, das nämliche wie das Geständnis, er sei im Bösen; nun ist aber mit diesem nicht Ehre, nicht Ruhm, nicht Unvergänglichkeit, nicht Macht verbunden; infolgedessen kann auch nicht bezweifelt werden, daß bei dem, der die genannten Güter nicht erlangte, das Gegenteil sich einstellt: Ohnmacht, Schmach, Vergänglichkeit und andere Gebrechen, welche nach unseren früheren Darlegungen die Sünde nach sich zieht und welche sich nur schwer aus der Seele ausmerzen lassen, falls sie sich ganz mit ihr verbunden und verwachsen haben, so daß sie fast eins mit ihr wurden. Wenn nun diese Übel durch die Feuerkur ausgeschieden und gesühnt sind, dann werden an deren Stelle alle Güter ihren Einzug halten: Unvergänglichkeit, Ehre, Schönheit, Herrlichkeit, Kraft und die übrigen Vorzüge, die da in erster Linie Gott, aber auch seinem Ebenbild eigen, d. i. der menschlichen Natur.“

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Translations of this Work
Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

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