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Works Gregory of Nyssa (335-394) De opificio hominis Abhandlung über die Ausstattung des Menschen (BKV)

14. Daß nicht in einem Theile des Körpers der Geist ist, wobei auch der Unterschied der körperlichen und psychischen Thätigkeiten erörtert wird.

Allein wir sind weit von unserem Gegenstande abgekommen. Es handelte sich uns nämlich darum, zu zeigen, daß der Geist nicht an irgend einen Theil des Leibes gebunden sei, sondern, daß er an jedem gleichmäßig hafte, indem er entsprechend der Natur des vorliegenden Theiles die Thätigkeit ausübt. Bisweilen aber auch folgt der Geist den natürlichen Trieben und wird gleichsam Diener. Denn voran geht oft die Natur des Körpers, indem sie eine Empfindung des Schmerzhaften erregt oder ein Verlangen nach dem Ergötzlichen, so daß diese zwar den ersten Anstoß gibt, entweder Eßgier oder überhaupt den Trieb nach irgend etwas Angenehmem bewirkend, der Geist aber, derlei Triebe aufnehmend, durch die ihm eigene Umsicht die Bestrebungen nach dem Verlangten in Verbindung mit dem Körper in’s Werk setzt. Dieß ist jedoch nicht bei Allen der Fall, sondern nur bei den mehr sklavisch Gesinnten, welche, die Vernunft unter die Triebe der Natur knechtend, durch die Mithilfe des Geistes dem sinnlich Angenehmen sklavisch fröhnen. Bei den Vollkommeneren aber ist das nicht so. Denn voran geht da der Geist, nach Vernunft und nicht nach Leidenschaft das Nützliche wählend, die Natur aber folgt dem Führer auf dem Fuße. Da aber drei Unterschiede der Lebenskraft unsere Untersuchung gefunden hat, die empfindungslos nährende, die nährende und empfindende, aber der Vernunftthätigkeit entbehrende, endlich die vernünftige und vollkommene, die das Gesammtvermögen durchdringt, so daß sie sowohl in jenen ist, als auch den Vorzug der Denkkraft hat, so soll darum Niemand meinen, es seien in dem menschlichen Gebilde drei Seelen S. 251 zusammengeschweißt, als in eigenen Grenzen befindlich, so daß er glaubte, eine Mischung aus mehreren Seelen sei die menschliche Natur. Vielmehr die wahre und vollkommene Seele ist ihrer Natur nach eine, die vernünftige und immaterielle, durch die Sinne mit der materiellen Natur verbundene. Alles Materielle, in Wandel und Veränderung Liegende aber, wenn es der beseelenden Kraft theilhaft ist, wird wachsthümlich sich bewegen; wenn es aber der Lebensthätigkeit entfällt, wird es in Untergang auflösen die Bewegung. Weder also findet Sinnesempfindung ohne materielles Wesen noch Thätigkeit der Denkkraft ohne Empfindung statt.1


  1. Bei körperlichen Wesen nämlich. ↩

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Abhandlung über die Ausstattung des Menschen (BKV)

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