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Works Eusebius of Caesarea (260-339) Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin und des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen (BKV)
Des Kaisers Konstantin Rede an die Versammlung der Heiligen

XIII. Kapitel: Der Unterschied der einzelnen Teile der Schöpfung ist notwendig; die Neigung zum Guten und Bösen stammt aus dem Willen des Menschen, weshalb auch das Gericht notwendig und berechtigt ist.

Inhaltsangabe:

1. „Warum hat Gott nicht alles Sein und damit auch alle Charaktere gleich gemacht?“ 2. Es wäre eine unausstehliche Forderung, wollte einer Gleichheit in der Natur fordern. 3.Ganz lächerlich aber wäre es, wenn einer Gleichartigkeit der Menschen wollte und den gewaltigen Unterschied zwischen der physischen Welt und dem ethischen Gebiet nicht erkennte; die Natur wurde ein für allemal geschaffen, dem Menschen war aber freier Wille gegeben. 4.Der Gegensatz in den menschlichen Charakteren' kommt von einem Mißbrauch des Geschenkes Gottes; darum werden auch mit Recht die einen ewig belohnt, die anderen ewig bestraft. 5. Gottlos wäre auch das Verlangen, daß alles gleichwertig und darum auch gleichselig sei.

Sofort aber unterfangen sich einige, sogar auch Gott zu tadeln: „Was wollte er doch, daß er nicht allen Wesen ein und dieselbe Natur gab, sondern der Natur auftrug, sie so zu bilden, daß sie verschieden und sogar meistenteils entgegengesetzt sind? Daher kommt auch der Unterschied in unserem Charakter und in unserem S. 232Wollen. Es wäre doch sicher für den Gehorsam gegen die Gebote Gottes, für die genaue Kenntnis Gottes und für die Befestigung des Glaubens eines jeden einzelnen besser, wenn alle Menschen den gleichen Charakter hätten. Möglich wäre ja dies dem Schöpfer auch gewesen, da er Gott ist.“

Wer so spricht, scheint die Ordnung des Ganzen zu tadeln und nicht zu billigen, daß die Nacht auf den Tag folgt, vielmehr zu wünschen, daß immer das Tageslicht anhalte, trotzdem doch eine Ruhe notwendig ist; er scheint auch unwillig zu sein über die Abgrenzung des Meeres und des Landes und die ganze Erde zu tadeln, die doch so viel zum Gebrauch der Erdenbewohner spendet, ja auch das Meer zu schelten, das den Schiffern so mannigfache Wege bietet; er scheint, kurz gesagt einfach zu verlangen, daß alles einförmig sei, zu verlangen, daß sich überhaupt keine Wälder und Berge mehr zeigten, er scheint vollständig alle voneinander verschiedenen Gebilde der Natur mitsamt ihren Benennungen tilgen zu wollen.

Dies ist nun offenbar ein unausstehliches Gerede; ganz lächerlich ist es aber zu verlangen, daß alle Menschen den gleichen Charakter hätten, und nicht einzusehen, daß nicht wie die Ordnung in der Welt, so auch die Ordnung bei den Weltbewohnern ist, daß nicht das Physische dem Ethischen gleichartig ist, nicht die Eindrücke auf den Körper denen auf die Seele gleichen; denn die ganze Welt hat Gott aus verschiedenen Elementen gebaut; da nämlich die Kräfte der Körper verschieden waren, wurde notwendig auch Verschiedenes und Mannigfaches zum Nutzen der Welt dargeboten, weil vieles, ja unzähliges von der Natur, vieles auch vom Meere und von der Luft geschaffen wird1 . Den Menschen hingegen hat Gott zu einem vernünftigen Lebewesen gemacht und ihm die Erkenntnis von Gut und Bös geschenkt, damit er das eine meide und dem anderen nachstrebe2 ; und nachdem er ihm eine solche Weisheit, soweit sie für ihn nötig war, gegeben hatte, ließ er ihm S. 233seinen freien Willen und überließ ihm die Entscheidung über die ganze Ausgestaltung seines eigenen Lebens und dies gewahrte er in gleicherweise allen Menschen3 . Woher kommt nun die Verschiedenheit der Charaktere? Wohl daher, weil wir das von der Vorsehung uns geschenkte Gut nicht achten, dem Drang in unserer Brust oder der niederen Leidenschaft nachgeben4 und statt des Besseren das Schlechtere wählen. Denn es widerstreitet nicht wenig das Drängen in unserer Brust, es gebraucht auch die niedere Leidenschaft Gewalt und beide bringen die Unvernünftigen zu Fall, wenn sie über die Vernunft Herr werden. Gewinnt aber die Vernunft die Oberhand, dann wird das ganze Leben besonnen und des Lobes würdig. Es wird also, wenn wir nach Art eines guten Wagenlenkers die Zügel des ungeordneten und rasenden Zweigespannes straff anziehen, dadurch der Glaube geübt und es entstehen die Gottesfurcht, die Gerechtigkeit, Besonnenheit und das Glück einer jeglichen Tugend. Dieses nun und dergleichen edle Taten der Seele führen diese zu dem heiligen Richter, doch nicht zum Gerichte oder um für ihre Fehler Strafe zu finden, sondern um die Ehren zu erlangen, die er selbst den Seelen versprochen hat, die trefflich gelebt haben. Die Unreinen aber, die sich sinnlichen Lüsten ergeben haben, treibt mit Gewalt die Rache, die das gerechte Urteil Gottes zu Ende führt und vollzieht, in die gehörige Strafe, ob sie auch noch so jammern. Da wartet ihrer das unauslöschliche und nimmer rastende Feuer, wartet ihrer der abschüssige, verschlossene Abgrund.

Gottlos ist aber auch der Gedanke derer, die ob der Verschiedenheit der Wesen zürnen und gern möchten, daß alle Dinge ein und denselben Wert besäßen5 . S. 234Ungerecht scheint es also den Gottlosen zu sein, daß das Wertvolle dem Geringeren vorgezogen werde und daß das unsterbliche Wesen6 an Seligkeit dem vergänglichen und irdischen Geschöpf gegenüber im Vorteil sei, je erhabener und göttlicher es ist, ebenso auch das der göttlichen Güte nicht unteilhaftige Geschlecht der Menschen, nicht aber schlechthin alle Menschen, noch auch welche es gerade trifft, sondern nur die, welche das göttliche Wesen erforscht und die für andere vorbildliche Lebensweise erwählt haben, das Erkennen des Göttlichen.


  1. Es findet sich im Text wohl eine Lücke ↩

  2. Vgl. Gen. 2, 17; 3, 1 ff. ↩

  3. Weil Gott den Menschen freien Willen gegeben hat, können ihre Charaktere nie gleichförmig sein; immerhin ist von seiten Gottes dafür gesorgt, daß alle gut sein können. Wenn sich trotzdem gegensätzliche Verschiedenheiten zeigen, so ist das nur auf Rechnuug der Menschen zu setzen: nicht alle entschließen sich zum Guten. ↩

  4. Die Dreiteilung der Seele in logoj, qumoj und epiqumia, ebenso das Bild vom Wagenlenker stammen von Plato. ↩

  5. Der neue Einwand sohließt sich der eben erwähnten Belohnung bezw. Bestrafung der Menschen an; nur was den gleichen Wert besitzt, hat auch das Recht, auf gleiche Seligkeit Anspruch zu erheben. ↩

  6. Das unsterbliche Wesen ist wohl Gott, obschon die Ausdrucksweise, daß es göttlicher sei, merkwürdig klingt. ↩

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