XXII. Kapitel: Der Kaiser schreibt voll Dank Christo seine Siege und alles übrige Gute zu und erhebt Beschuldigungen gegen den Feind von dem allen, den Tyrannen Maximin der durch seine große Verfolgung nur den Ruhm der Gottesverehrung erhöht hat.
Inhaltsangabe:
1. Ich habe Gott all mein Glück zuzuschreiben; das bezeugen meine Erfolge, das bezeugt auch Rom, das mich freudig aufnahm, obwohl es sich erst einen unwürdigen Herrscher gewählt hatte. 2. Ich will nicht von dessen Greueltaten reden, sondern nur von der Bewährung der christlichen Religion. 3. Unversöhnliche Kriege hat man dir, o Gottesfurcht, angekündigt, Martern angewandt, daß selbst die Henker ermüdeten und die Folterwerkzeuge ihren Dienst versagten: aber du hast nicht gewankt. 4. Was hat es dir, gottloser Tyrann, nun eingetragen? Warum hast du es getan? Aus Furcht vor den Göttern oder aus Scheu vor dem Herkommen?
Ich halte mein und all der Meinigen Glück für ein Geschenk deiner Güte. Das bezeugen auch der glückliche Ausgang alles dessen, was mir am Herzen lag, die Taten des Heldenmutes, die Siege, die Siegeszeichen über die Feinde; das weiß und preist mit Lob auch die große Stadt, das zieht auch vor das Volk der mir so lieben Stadt, wenn sie auch vordem, durch trügerische S. 264Hoffnungen geblendet, sich einen unwürdigen Herrscher1 erwählt hat, der gar bald ergriffen ward, wie es seinen verwegenen Freveltaten gebührte und zukam. Doch es wäre nicht recht, derselben zu gedenken, zumal für mich, da ich zu dir spreche und alle Sorgfalt darauf verwende, wie ich mich mit reinen und heiligen Worten an dich wenden kann. Ich will aber etwas sagen, das sicherlich nicht unziemlich und unwürdig ist2 .
Wahrlich, im Übermaß ihres Wahnsinnes und ihrer Grausamkeit haben Tyrannen einst dir, o Gottesfurcht, und allen deinen heiligsten Kirchen einen unversöhnlichen Krieg angekündigt und selbst in Rom fehlte es nicht an solchen, die sich über so großes öffentliches Unglück freuten. Bereitet war auch das Schlachtfeld. Du aber tratest heran und hast dich überliefert, gestützt auf den Glauben an Gott, und die Grausamkeit gottloser Sterblicher, die einem Feuer gleich ununterbrochen alles verzehrte, hat dir einen wunderbaren und für alle Zeiten preiswerten Ruhm eingebracht. Denn Staunen ergriff darob alle, die es schauten: die Henker folterten die Leiber der Heiligen, bis sie selber ermüdeten, und waren doch bei ihrer schrecklichen Arbeit nur unglücklich; die Fesseln lösten sich und selbst die Folterwerkzeuge versagten, und die angelegten Feuerbrände verloren ihre Kraft, während die Diener Gottes unerschütterlich fest blieben gegenüber den Martern und auch nicht für einen Augenblick in ihrem freimütigen Bekenntnisse wankten.
Was hast du nun mit solch verwegenem Frevel erzielt, du Ausbund der Gottlosigkeit? Was war denn die Ursache deiner Geistesverblendung? Du sagst vielleicht, du habest das getan, deine Götter zu ehren. Welche Götter? Oder welche Vorstellung hast du überhaupt von dem göttlichen Wesen, die seiner würdig S. 265wäre? Wähnst du, die Götter seien jähzornig wie du? Waren sie aber so, dann hätte man sich wahrlich über ihren Willen wundern müssen, nicht aber ihren schamlosen Befehlen Gehorsam leisten dürfen, wenn sie gegen alle Gerechtigkeit aufforderten, gerechte Menschen zu ermorden.
Du sagst vielleicht, du habest so gehandelt wegen des Glaubens deiner Vorfahren und der Meinung der Leute. Da will ich dir gern Nachsicht gewähren; es ist ja auch in der Tat dieser Glaube ganz ähnlich deinen Handlungen und er zeigt von ein und derselben Torheit. Du glaubtest wohl, es wohne den von den Bildhauern und sonstigen Künstlern verfertigten Gebilden von Menschengestalt eine besondere Kraft inne. Darum hast du sie also so sehr verehrt und ihnen alle Sorgfalt zugewendet, daß sie nicht etwa beschmutzt würden; denn es bedürfen ja diese großen und ausgezeichneten Götter menschlicher Pflege!
-
Maxentius, der auch im Folgenden im Vordergrunde bleibt, obwohl erwähnt wird, daß die Verfolgung von mehreren Tyrannen ausgegangen ist. Maximin, der im Kapitelindex erwähnt wird, tritt höchstens insofern hervor, als manche Angaben auf seine Verfolgung passen. ↩
-
Konstantin will nicht der Schandtaten des Maxentius an sich gedenken, wohl aber insoferne sie der christlichen Religion Gelegenheit gegeben haben sich zu bewähren. ↩