• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfzehnte Homilie. Kap. V, V.1-16.

3.

S. 243Hier preist also der göttliche Heiland nur diejenigen selig, die in solcher Art trauern. Auch redet er nicht einfachhin von denen, die trauern, sondern von denen, die dies mit Ernst und Nachdruck tun. Deshalb sagt er auch nicht: die Betrübten, sondern: "die1 Trauernden". Denn auch in diesem Gebot liegt wieder der Inbegriff der ganzen Weisheit. Wenn schon diejenigen, die ihre Kinder, oder ihre Frau, oder sonst einen Verwandten verloren haben und deshalb in Trauer sind, keinerlei Verlangen nach Geld und leiblichen Genüssen tragen, solange ihr Schmerz dauert, nicht Ehren nachjagen, über Beleidigungen sich nicht erregen, keinen Neid empfinden, für kein anderes Leid zugänglich sind, sondern sich ganz ihrer Trauer überlassen, so beweisen jene, die ihre eigenen Sünden so bereuen, wie es sich gebührt, noch viel größere Einsicht und Weisheit.

Sodann, welchen Lohn werden sie dafür empfangen? Der Herr sagt: "denn sie werden getröstet werden".Aber sage mir, wo werden sie getröstet werden? Sowohl in diesem, wie im anderen Leben. Da nämlich sein Gebot sehr schwer und unangenehm war, so versprach er als Entgelt etwas, wodurch es recht leicht würde. Wenn du also getröstet werden willst, so traure!" Und glaube nicht, die Worte enthielten einen Widerspruch. Wenn einmal Gott tröstet, so bist du über alles erhaben, und würden die Leiden zahllos wie Schneeflocken über dich kommen. Der Lohn, den Gott gibt, ist eben weit größer, als die aufgewandte Mühe. So ist es auch hier der Fall. Der Herr preist die Trauernden selig, nicht wegen des Wertes der Trauer an sich, sondern wegen seiner Liebe zu uns. Die2 Trauernden bereuen ja ihre Sünden; diese sind aber zufrieden, wenn sie nur Verzeihung und Rechtfertigung erlangen. Da nun aber Gottes Liebe zu den Menschen sehr groß ist, so wollte er, dass sein Entgelt nicht bloß im Nachlass der Sündenstrafen bestehe, und in der Verzeihung der Sündenschuld, sondern er macht sie auch glücklich und lässt ihnen großen Trost zuteil werden. Indes befiehlt uns der Herr, nicht bloß über unsere eigenen Sünden zu trauern, sondern auch über S. 244die Sünden der anderen. So waren die Seelen der Heiligen gestimmt, eines Moses, Paulus, David; sie alle haben oft für fremde Sünden Buße getan.

V.4: "Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen."

Sage mir, welche Erde? Einige denken an eine geistige Erde. Das ist aber nicht richtig; in der Hl. Schrift finden wir nirgends eine geistige Erde. Was ist aber dann mit dem Wort gemeint? Der Herr verheißt damit einen irdischen Lohn, wie dies auch Paulus getan hat. Seinen Worten: "Ehre deinen Vater und deine Mutter" fügte er ja hinzu: "denn so wirst du lange leben auf Erden"3 . Ebenso sagt der Herr selbst zum Räuber: "Heute wirst du mit mir im Paradiese sein"4 . Er will uns eben nicht bloß mit den zukünftigen Belohnungen, sondern auch mit zeitlichen Wohltaten ermuntern, wegen der mehr irdisch gesinnten Zuhörer, denen die zeitlichen Güter mehr gelten, als die zukünftigen. Deshalb sagt er auch im Folgenden: "Sei nachgiebig gegen deinen Widersacher"5 . Dann setzt er auch die Belohnung fest für so weises Handeln, und sagt: "Auf dass dein Widersacher dich nicht dem Richter überliefere, und der Richter dem Henker"6 . Siehst du, wovon er dich abschrecken wollte? Von der Anhänglichkeit an die irdischen Dinge, an das, was du gerade unmittelbar rings vor den Augen hast. Ein andermal sagt der Herr: "Wer immer zu seinem Bruder sagt: Raka, wird dem Gerichte verfallen sein."

Indes auch der hl. Paulus verspricht uns gar häufig irdische Belohnungen und sucht uns durch zeitliche Beweggründe anzuregen. So z.B. wo er von der Jungfräulichkeit redet; da sagt er nichts vom Himmel, sondern sucht uns zunächst durch irdische Motive zu bewegen indem er sagt: "Wegen des dringenden S. 245Zwanges"7 , und: "Ich aber schone euch"8 , endlich: "Ich will, dass ihr ohne Sorge seid"9 . In derselben Weise hat also auch Christus natürliche und übernatürliche Motive verknüpft. Da nämlich die Leute glauben, ein Sanftmütiger werde all das Seine verlieren, so verspricht er das Gegenteil davon und sagt, gerade der werde ganz sicher irdischen Reichtum erwerben, der weder verwegen noch anmaßend ist; wer dies aber ist, wird oft sein ererbtes Vermögen mitsamt seiner Seele verlieren. Schon im Alten Testament sagt der Prophet immerfort: "Die Sanftmütigen werden die Erde zum Erbe erhalten"10 , und auch deshalb beginnt der Herr seine Rede mit diesen Worten, die seinen Zuhörern vertraut waren. Er wollte ihnen eben nicht lauter Dinge sagen, die ihnen ganz neu und fremd waren. So redet er aber nicht weil er als Entgelt nur Irdisches in Aussicht stellen will, sondern um ihnen dieses und das andere zu ermöglichen. Wenn er nämlich von Geistigem spricht, so will er das Irdische deshalb nicht ausschließen; verspricht er aber irdischen Lohn, so will er seine Verheißung auch nicht darauf allein beschränken. "Suchet das Reich Gottes", sagt er, "und dies alles wird euch drein gegeben werden"11 ; und an einer anderen Stelle: "Wer immer sein Haus oder seine Brüder verlässt, wird Hundertfältiges dafür in dieser Welt erhalten, und in der zukünftigen das ewige Leben erlangen"12 .

V.6: "Selig, die Hunger und Durst leiden nach der Gerechtigkeit."

Nach welcher Gerechtigkeit? Meint er diese Tugend überhaupt, oder nur insoweit sie der Habsucht entgegengesetzt ist? Er steht ja eben im Begriff, Vorschriften über das Almosen zu geben; er will also zeigen, wie man S. 246Almosen geben soll, nämlich nicht von dem, was man durch Raub oder Habsucht erworben hat. Darum preist er diejenigen selig, die nach Gerechtigkeit streben.


  1. aus Reueschmerz ↩

  2. wahrhaft ↩

  3. Eph 6,23 ↩

  4. Lk 23,43 ↩

  5. Mt 5,25 ↩

  6. ebd 22 ↩

  7. 1 Kor 7,26 ↩

  8. ebd 28 ↩

  9. ebd 32 ↩

  10. Ps 36,11 ↩

  11. Mt 6,33 ↩

  12. ebd 19,29; Mk 10,2930 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy