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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechzehnte Homilie. Kap V. V.17-26.

11.

Da gibt es nun einige, die behaupten, der Herr habe mit dem Widersacher den Teufel gemeint, und er wolle damit sagen, man solle nichts mit ihm gemein haben; dadurch zeige man gerade die rechte Gesinnung gegen ihn, denn nach unserem Hinscheiden aus diesem Leben sei ja eine Versöhnung nicht mehr möglich, da uns alsdann die unerbittliche Strafe erwartet. Ich bin dagegen der Ansicht, er rede hier von menschlichen Richtern, von dem Wege zum Gerichtsgebäude und von dem irdischen Gefängnis. Nachdem er uns nämlich mit dem höheren und zukünftigen Dingen versuchte, schreckt er uns auch noch mit denen des irdischen Lebens. So macht es ja auch der hl. Paulus. Er wirkt auf seine Zuhörer bald mit den zukünftigen, bald mit den irdischen Dingen. So z.B.,um vom Bösen abzuhalten, stellt er dem Übeltäter den bewaffneten Herrscher vor Augen und sagt: „Wenn du etwas Böses tust, so fürchte dich; nicht umsonst trägt er das Schwert; denn er ist der Stellvertreter Gottes“1 . Und da er befiehlt, dem zeitlichen Herrscher untertan zu sein, stützt er sich nicht bloß auf die Furcht vor Gott, sondern erinnert auch an die drohende Strafe und an die Maßnahmen jenes: „Es ist notwendig, untertan zu sein, nicht bloß wegen des Zornes, sondern auch um des Gewissens willen“2 . Solche Dinge, die man sehen und gleichsam mit den Händen greifen kann, pflegen eben, wie schon gesagt, die etwas Unempfindlichen eher auf den rechten Weg zu bringen. Darum erinnerte uns auch Christus nicht S. 299bloß an die Hölle, sondern auch an das irdische Gericht, an Hinrichtung und Gefängnis und an das ganze Elend, das dort herrscht. Durch all das will er dem Morde vorbeugen. Wer nämlich niemals einen anderen beleidigt, niemals Prozesse führt und keine Feindschaft hegt, wie sollte der je zu einem Mord kommen? Es ergibt sich also auch daraus klar, dass, was unserem Nächsten nützt, auch uns selber Vorteil bringt. Wer nämlich mit seinem Widersacher sich versöhnt, wird viel mehr sich selber nützen, da er auf diese Weise von Gericht und Gefängnis und all seinem Elend verschont bleibt.

So wollen wir also die Worte des Herrn befolgen, uns niemand widersetzen und mit niemand streiten, zumal da diese Gebote, auch abgesehen von dem Lohne, in sich selbst schon ihre Annehmlichkeit und ihren Nutzen haben. Sollten sie aber den meisten beschwerlich und mühevoll erscheinen, so bedenke, dass du dies um Christi willen tust, dann wirst du das Bittere süß finden.Wenn wir also in allem so denken, so wird uns nichts so schwer fallen, vielmehr werden wir in allen Dingen große Freude empfinden. Dann erscheint die Mühe nicht mehr als Mühe; im Gegenteil, je größer die Anstrengung ist, um so süßer und angenehmer wird sie sein. Wenn also die berückende böse Gewohnheit dich drängt, und die Sucht nach Geld, dann bekämpfe sie mit diesem Gedanken, dass wir großen Lohn empfangen werden, wenn wir die irdische Lust verachten; dann sprich zu deiner Seele: Bist du so ganz traurig, weil ich dir seine Freude versage? Freue dich vielmehr, da ich dir ja den Himmel erwerbe. Nicht um eines Menschen willen tust du es, nein, Gottes wegen. Gedulde dich also eine Weile, und du wirst sehen, wie groß der Lohn ist; sei stark in diesem Leben und du wirst unaussprechlichen Trost und Frieden erlangen! Wenn wir auf diese Weise mit unserer Seele reden, und nicht nur an das Beschwerliche der Tugendübung denken, sondern auch an den Himmelslohn, den wir durch sie verdienen, dann werden wir sie alsbald von jeglichem Bösen abbringen. Wenn der Teufel uns vorstellt, als wäre das Angenehme nur von kurzer Dauer, und das, was Pein verursacht, ohne Ende, und uns auf S. 300diese Weise bezwingt und über uns Herr wird, so kehren wir die Sache um und sagen: das Unangenehme geht schnell vorüber, während das, was angenehm und nützlich ist, auf ewig dauert. Welche Entschuldigung bleibt uns also da noch, wenn wir auf solche Ermutigung hin nicht der Tugend nachstreben? Es genügt uns ja, statt alles anderen die rechte Absicht bei unseren Leiden zu haben, und fest davon überzeugt zu sein, dass wir um Gottes willen all dies dulden. Wenn jemand den König zum Schuldner hat, so glaubt er für sein ganzes Leben genügende Bürgschaft zu besitzen! Da bedenke doch, wie hoch erst derjenige steht, der den liebevollen, ewigen Gott sich zum Schuldner gemacht hat für kleine und große Taten!

Komme mir also nicht mit Mühen und Anstrengung! Gott hat ja die Tugendübung nicht bloß durch die Hoffnung auf die zukünftige Welt, sondern auch noch auf andere Weise erleichtert, indem er uns auch selbst überall hilft und unterstützt. Wenn du also nur ein wenig guten Willen mitbringen möchtest, so würde alles andere sich von selbst ergeben. Gerade darum will ja Gott, dass auch du dich ein wenig abmühest, damit es dann auch wirklich dein Sieg sei. Auch ein irdischer König lässt ja seinen eigenen Sohn in der Schlachtreihe stehen und will, dass er da gesehen wird, um dann ihm den Sieg zuschreiben zu können, obwohl er alles selbst tut. Gerade so macht es auch Gott im Kampfe gegen den Teufel. Nur dies eine verlangt er von dir, dass du dem Teufel offen und ehrlich Feind seiest; wenn du Gott hierin willfährst, so nimmt er im übrigen den ganzen Kampf auf sich. Da mag der Zorn in dir entbrennen oder die Habsucht, oder sonst eine tyrannische Leidenschaft; er eilt dir alsbald zu Hilfe, wofern er dich nur gegen den Feind gerüstet und bereit findet; er macht dir alles leicht und rettet dich aus dem Feuer der Versuchung, so wie er damals die Jünglinge aus dem Feuerofen von Babylon errettet hat. Auch die hatten ja weiter nichts als den guten Willen mitgebracht. So wollen denn auch wir hienieden jeden Feuerbrand ungeordneter Lust auslöschen, um dafür im Jenseits der Hölle zu entgehen. Das wollen wir Tag für S. 301Tag anstreben, erwägen und praktisch üben, und wollen durch gute Vorsätze und eifriges Gebet die Gnade Gottes auf uns herabziehen. Auf diese Weise wird dann auch das, was uns jetzt unerträglich vorkommt, gar leicht, mühelos und angenehm. Solange wir noch den Leidenschaften unterworfen sind, kommt uns die Übung der Tugend schwer, lästig und mühselig vor, das Böse gingen anziehend und süß; sobald wir uns aber der Gewalt der Leidenschaften auch nur ein wenig entziehen, so erscheint uns jenes hässlich und unschön, dies leicht, angenehm und anziehend. Das kann man leicht an denen ersehen, die ein gutes Leben geführt haben. Höre nur, wie der hl. Paulus auch nach seiner Bekehrung sich noch seiner Leidenschaften schämt: „Was nützten euch seinerzeit die Dinge, deren ihr euch jetzt schämt?“3 . Von der Tugendübung dagegen sagt er, sie sei nach der anfänglichen Anstrengung sogar leicht; ja, nennt Mühsal und Trübsal vorübergehend und geringfügig, freut sich mitten im Leiden, frohlockt über die Heimsuchungen, und schätzt sich glücklich ob der Wunden, die er um Christi willen empfangen. Damit also auch wir uns ebenso verhalten, wollen wir uns jeden Tag das, was ich gesagt habe, zur Richtschnur nehmen, wollen vergessen, was hinter uns liegt, und nur nach dem streben, was vor uns ist. So wollen wir stets den Kampfpreis unserer himmlischen Berufung im Auge behalten, dessen wir alle teilhaft werden mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Herrschaft gebührt in alle Ewigkeit. Amen.


  1. Röm 13,4 ↩

  2. ebd 5 ↩

  3. Röm 6,21 ↩

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