• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunzehnte Homilie. Kap. VI, V.1-15.

2.

Nachdem also der Herr jene Heuchler genügend bloßgestellt und sie getadelt hat, um auch seine Zuhörer zu beschämen, geht er auch hier wieder an die Heilung der Seelen derer, die an dieser Krankheit leiden. Und S. 344 nachdem er gesagt hat, wie man es nicht machen soll, zeigt er auch, wie man es machen soll. Wie soll man es also machen?

V.3: „Deine Linke“, sagt er, „soll nicht wissen, was deine Rechte tut.“

Auch hier redet der Herr nicht eigentlich von den Händen, sondern erwähnt sie nur vergleichsweise. Er will sagen, wenn es möglich wäre, dass du selber nichts1 wüsstest, so müsstest du dies auf jede Art zu erreichen suchen und womöglich sogar das, deine Hände zu verbergen, die dir beim Almosengeben dienen; nicht aber, wie einige wollen, dass man die bösen Menschen verbergen soll. Er befiehlt ja hier allen, verborgen zu bleiben. Beachte dann auch, wie groß der Lohn dafür ist. Nachdem er die Strafe erwähnt hat, die auf das eine gesetzt ist, weist er auch auf die Ehre hin, die uns das andere bringt, regt sie auf diese Weise durch beides an und leitet sie hin zu seinen hohen Weisungen. Er will ihnen nämlich das Bewusstsein beibringen, dass Gott überall zugegen ist, dass mit unserem gegenwärtigen Leben nicht alles zu Ende ist, uns vielmehr bei unserem Hinscheiden ein sehr strenges Gericht erwartet, vor dem wir Rechenschaft ablegen müssen über alles, was wir getan, und das uns entweder Lohn oder Strafe zumisst; ja, dass gar nichts, weder das Kleine noch das Große, was einer getan, verborgen bleiben wird, wenn es auch den Menschen verborgen zu sein scheint. Auf all das hat Christus hingewiesen mit den Worten:

V.4: „Dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vor aller Welt vergelten.“

Damit hat er dem Almosenspender einen großartigen und erhabenen Schauplatz geschaffen und seinem Verlangen in überreichem Maße entsprochen. Was willst du, fragt er gleichsam? Doch wohl einige Zuschauer haben bei dem, was du tust? Nun, da hast du sie, nicht bloß Engel und Erzengel, sondern den Gott und Herrn aller Dinge! Willst du aber auch Menschen als S. 345Zuschauer haben, so erfüllt er auch dieses Verlangen zur rechten Zeit und zwar in noch reichlicherem Maße, als du verlangt hast. Wenn du hienieden gesehen werden willst, so kannst du dich höchstens vor zehn, zwanzig oder auch hundert Menschen zeigen; wenn du dich aber bemühst, jetzt verborgen zu bleiben, dann wird Gott selber dich bekannt machen im Angesichte der ganzen Welt. Also gerade dann, wenn du willst, dass die Menschen deine guten Werke sehen, sollst du sie hienieden verbergen, damit es für dich um so ehrenvoller ist, wenn sie drüben von allen gesehen werden, wo Gott sie bekannt macht und sie vor allen lobt und preist. Jetzt werden die Zuschauer dich sogar verurteilen als einen eitlen Menschen; wenn sie aber einmal den Siegeskranz auf deinem Haupte sehen, so werden sie dich nicht nur nicht verurteilen, sondern werden dich alle insgesamt bewundern. Wenn dir also die Möglichkeit geboten ist, nicht bloß belohnt zu werden, sondern auch noch größere Bewunderung zu ernten, falls du kurze Zeit warten willst, so bedenke, wie töricht es wäre, wenn du beidemal leer ausgingest, wenn du jetzt Menschen zusammenriefest, damit die deine Werke sehen, während du zu gleicher Zeit deinen Lohn von Gott erwartest, und Gott deine Werke sieht. Wenn du doch schon gesehen werden willst, so sollst du dich vor allem dem Vater zeigen, zumal der Vater auch Herr über Lohn und Strafe ist. Ja, selbst wenn es keine Strafe dafür gäbe, du dürftest doch nicht aus Verlangen nach Ruhm das himmlische Theater verlassen und es mit einem menschlichen vertauschen. Denn wer möchte so töricht sein, dass er den König, der eilends kommt, um seiner Aufführung zuzusehen, stehen ließe, und sich dafür vor armseligem Bettelvolk produzierte? Darum befiehlt also Christus nicht nur, sich nicht zu zeigen, sondern sich sogar Mühe zu geben, um verborgen zu bleiben. Es ist ja auch nicht das Gleiche, sich nicht bemühen, gesehen zu werden, und sich bemühen, nicht gesehen zu werden.

V.5: „Und wenn ihr betet, so sollt ihr nicht sein, wie die Heuchler; die gehen gerne in die Synagogen und S. 346 stehen an den Straßenecken, um zu beten. Wahrlich sage ich euch, sie haben ihren Lohn bereits empfangen.

V.6: Du aber gehe zum Gebet in dein Kämmerlein, schließ die Türe zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen2.“

Auch diese Leute nennt Christus wiederum Heuchler, und ganz mit Recht. Sie geben sich ja den Anschein, als beteten sie zu Gott, während sie sich doch nach Leuten umsehen und nicht das Schauspiel von Betern, sondern das von lächerlichen Menschen bieten. Wer um eine Gabe flehen will, der achtet auf niemand, sondern sieht nur auf den, der die Macht hat, seine Bitte zu gewähren. Wenn du den aber nicht beachtest, planlos umhergehst und deine Augen überall umherschweifen lässest, so wirst du mit leeren Händen ausgehen. So hast du es selbst gewollt. Darum sagte der Herr nicht, solche Beter werden keinen Lohn empfangen, sondern sie werden fortgehen, das heißt, sie werden zwar etwas empfangen, aber von denen, von denen sie es selbst verlangten. Nicht Gott wollte es so; er war vielmehr bereit, seinerseits den Bittenden die Gabe zu gewähren. Da aber diese ihren Lohn bei den Menschen suchen, so wäre es doch wohl nicht gerecht, dass sie einen solchen auch von dem erhielten, für den sie gar nichts getan haben. Du aber betrachte, wie groß die Liebe Gottes zu den Menschen ist, da er uns sogar dafür Lohn verheißt, dass wir ihn um Gaben für uns bitten. Nachdem also Christus diejenigen getadelt hat, die sich beim Gebete ungeziemender Weise benehmen, die nicht am, rechten Ort und nicht in der rechten Weise beten, und nachdem er gezeigt hat, wie töricht sie sind, so gibt er auch die beste Art zu beten an, verheißt auch dafür wieder seinen Lohn und sagt: „Geh hinein in dein Kämmerlein.“


  1. von deinem Almosen ↩

  2. sieht ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy