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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunzehnte Homilie. Kap. VI, V.1-15.

8.

Es ist ja nicht nötig das Meer zu durchfahren, eine lange Reise zu machen, Bergeshöhen zu übersteigen, Geld auszugeben, den Leib abzumühen; es genügt, einfach zu wollen und alle Sünden sind verschwunden. S. 361 Wenn du aber nicht nur selbst nicht verzeihst, sondern sogar noch Gott um Unheil für deinen Feind bittest, welche Hoffnung auf dein eigenes Heil bleibt dir da noch; wenn du gerade dann Gott beleidigst, da du zu ihm betest und ihn versöhnen willst, wenn du in der Haltung eines Bittstellers kommst, und schreist, wie ein wildes Tier, und so die Pfeile des Bösen nur gegen dich selbst abschießest? Darum hat auch der hl. Paulus bei Erwähnung des Gebetes nichts so eindringlich verlangt, als gerade die Beobachtung dieses Gebotes. „Erhebet“, sagt er, „heilige Hände, frei von Zorn und Hader“1. Wenn du nicht einmal da von deinem Zorne lassen willst, wo du doch selbst des Erbarmens bedürftig bist, sondern im Gegenteil erst recht auf Rache denkst, obgleich du weißt, dass du das Schwert gegen dich selber richtest, wie solltest du da Nächstenliebe erlangen und das verderbliche Gift dieser Sünde ausspeien können? Solltest du aber die Größe dieser Torheit noch immer nicht einsehen, so denke dir die Sache unter Menschen geschehen, dann wirst du das Übermaß deines Frevels wohl erkennen. Wenn zu dir, der du ein Mensch bist, jemand käme und dich um Mitleid anflehte und, während er noch am Boden liegt, seinen Feind erblickte, alsbald auf seine Bitte vergäße und auf den anderen losschlüge, würde dein Unwille sich nicht noch weit mehr gegen ihn steigern? Das gleiche wende nun auch auf Gott an. Auch du flehst ja Gott an, unterbrichst aber zwischen hinein deine Bitten und schlägst auf deinen Feind mit Worten los, verhöhnst auf diese Weise die Gebote Gottes, weil du denjenigen anrufst, der uns geboten, aller Feindschaft gegen unsere Beleidiger zu entsagen, und weil du zu gleicher Zeit von ihm verlangst, er solle etwas tun, was seinen eigenen Vorschriften zuwider ist? Glaubst du denn, es sei nicht genug Ursache zur Bestrafung, dass du das Gebot Gottes übertrittst, muss du auch ihn noch bitten, das gleiche zu tun? Hat er vielleicht seine eigenen Vorschriften vergessen? Ist es etwa ein Mensch, der sie gegeben hat? Nein, es ist Gott, der alles weiß, und der will, dass all seine Satzungen S. 362 aufs genaueste beobachtet werden, der so weit entfernt ist, das zu tun, was du ihm zumutest, dass er sich im Gegenteil von dir, der du solches redest, und bloß weil du so redest, sich abwendet und dich hasst, und dir die schwerste Strafe auferlegen wird! Wie kannst du also das von ihm verlangen, wovon er dir gerade mit besonderer Eindringlichkeit abzulassen befahl? Ja, es gibt sogar Leute, die so unvernünftig geworden sind, dass sie nicht bloß um Unheil für ihre Feinde beten, sondern auch deren Kinder verfluchen und, wenn sie könnten, auch von deren Fleisch zehren möchten, ja auch wirklich zehren. Da sage mir nur nicht, du habest ja doch den Leib deines Beleidigers nicht mit den Zähnen bearbeitet! Du hast noch etwas viel Schlimmeres getan, soweit es auf dich ankam; du hast gebeten, es möchte der Zorn des Himmels über ihn kommen, er möchte ewiger Pein überantwortet und mit seinem ganzen Hause vernichtet werden! Ist das nicht zehnmal schlimmer, als ein Biß, viel herber als ein Pfeil? Nicht das ist es, was Christus dich gelehrt. Er hat dich nicht geheißen, in dieser Weise deinen Mund mit Blut zu besudeln. Jawohl, solche Zungen sind noch schlimmer als der Mund, der sich mit dem Blute von Menschenfleisch befleckt hat. Wie kannst du also2 deinen Bruder umarmen3 , wie kannst du am Opfer teilnehmen? Wie kannst du das Blut des Herrn genießen, während du so viel Giftstoff in deinem Herzen trägst? Wenn du zu Gott sagst: Zerreiße ihn, vernichte sein Haus, richte alles zugrunde, und deinem Feinde tausendfaches Verderben wünschest, so unterscheidest du dich in nichts von einem Menschenmörder oder vielmehr von einem Menschenfressenden wilden Tiere.


  1. 1 Tim 2,8 ↩

  2. bei solcher Gesinnung ↩

  3. beim hl. Meßopfer gab sich die ganze Gemeinde den Friedenskuß mit Umarmung ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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