• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zwanzigste Homilie. Kap VI, V.16-23.

5.

Wie die Schauspieler, die ihre bekannten schlechten Künste erlernt haben, in diesen viele außerordentliche und gefährliche Dinge wagen, in den nützlichen und notwendigen Dingen dagegen eine ganz klägliche Rolle spielen, so machen es auch die Reichen. Wenn die Seiltänzer, die doch so großen Mut an den Tag legen, ihren Mut und ihre Mannhaftigkeit für etwas Notwendiges einsetzen sollten, so können sie derartiges nicht einmal fassen, geschweige denn ausführen. So sind auch die Reichen, die um Geld und Gut alles wagen, nicht imstande, für das Gute etwas zu ertragen, sei es klein oder groß. Und wie jene, die Schauspieler, ein unsicheres und nutzloses Gewerbe treiben, so bringen es auch diese trotz der vielen Gefahren und Klippen, denen sie sich aussetzen, zu keinem brauchbaren Ziel. Sie sind in eine doppelte Finsternis gehüllt; sie sind geblendet durch die Verderbnis ihres Verstandes, und in dichtes Dunkel gebannt ob ihrer trügerischen Sorgen. Deshalb können sie ohne Schwierigkeit nicht einmal mehr deutlich sehen. Wer in der Finsternis sitzt, wird von ihr nur befreit durch das Licht der Sonne; wer aber das Augenlicht verloren hat, nicht einmal dadurch. So geht es auch diesen. Sie folgen ja auch dann nicht, wenn die Sonne der Gerechtigkeit leuchtet und mahnt, weil ihnen der Reichtum die Augen verschlossen. Deshalb sind sie auch in doppelte Finsternis gehüllt, einmal durch sich selbst, und dann, weil sie ihrem Lehrmeister nicht gehorchen. Seien wir also recht gehorsam gegen ihn, damit wir wenigstens einmal, wenn auch spät, noch sehend werden. Aber wie kann man sehend werden? Dadurch, dass du lernst, wie du blind geworden bist. Wie bist du also blind geworden? Infolge der bösen Begierlichkeit. Wie schlechte Säfte, die in die reine Pupille fließen, so S. 378 erzeugt die Liebe zum Geld einen dichten Nebelschleier. Doch ist es auch leicht, diesen Schleier zu zerstreuen und zu zerreißen, wenn wir dem Lichtstrahl der Lehre Christi Einlass gewähren, sobald wir ihn mahnen und sagen hören: „Sammelt euch keine Schätze auf der Erde.“

Aber, so wendest du ein, was hilft es mir, diese Mahnung zu hören, wenn die Begierde mich gefangen hält? Ja, gerade das oftmalige Hören vermag die Begierde zu überwinden. Wenn du aber auch nachher noch von ihr erfasst bleibst, so bedenke, dass dies keine wirkliche Begierde mehr ist. Oder, welche Begierde könnte jemand haben, in elender Knechtschaft zu leben, der Willkür unterworfen zu sein, allseits in Fesseln zu liegen, in der Finsternis zu wandeln, voll Unruhe zu sein, nutzlosen Mühsalen sich zu unterziehen, und anderen, ja oft sogar seinen Feinden, ihre Schätze zu bewachen? Ist das der Mühe wert, dass man darnach Verlangen trägt? Sollte man nicht eher davor fliehen und davonlaufen? Welches Verlangen kann man haben, einen Schatz bei Dieben zu hinterlegen? Wenn du doch schon durchaus nach Reichtum verlangst, lege ihn wenigstens da, wo er sicher und unbeschadet bleiben kann. Was du aber jetzt tust, tut nicht einer, der nach Geld verlangt, sondern der Sklaverei, Schaden, Nachteil, immerwährende Pein sucht. Wenn dir jemand auf dieser Erde einen unverletzlichen Ort zeigt und dir sicheren Verwahr deines Geldes verhieße, du würdest, selbst wenn er dich in die Wüste führte, doch nicht zögern und dich nicht weigern, sondern ihm Glauben schenken und dein Geld dort niederlegen. Wenn aber Gott anstatt eines Menschen dir solches verspricht, und dir nicht die Wüste in Vorschlag bringt, sondern den Himmel, dann ziehst du das Gegenteil vor. Und doch, wenn auch dein Schatz in der Erde tausendmal in Sicherheit wäre, der Sorge kannst du niemals ledig werden. Denn wenn er dir auch nicht verloren geht, die Sorge, er könnte dir verloren gehen, wirst du nimmer los. Auf der anderen Seite wird dir nichts dergleichen begegnen. Ja, was noch mehr ist, du wirst das Gold nicht bloß in die Erde eingraben, es wird sogar S. 379 aufsprossen. Dasselbe ist nämlich zugleich Schatz und Same, ja noch mehr als beides. Der Same bleibt ja nicht, wie er ist; dieser Schatz dagegen bleibt ewig. Ebenso bringt der irdische Schatz keine Schößlinge hervor, der himmlische trägt ewigdauernde Früchte. Wenn du mir aber mit der Zeit kommst und sagst, es stehe noch lange an, bis du deinen Lohn erhältst, so kann auch ich dir zeigen und darlegen, wie viele Wohltaten du hienieden schon empfängst. Indes, auch davon abgesehen, werde ich versuchen, dich mit den zeitlichen Dingen selbst zu widerlegen und zu zeigen, dass dein Einwand nicht stichhält.

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy