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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zwanzigste Homilie. Kap VI, V.16-23.

6.

Auch in diesem Leben tust du noch vieles, wovon du nicht für dich selbst Nutzen erhoffst. Wenn aber jemand dir deine Kinder und Kindeskinder vorstellt, so glaubst du einen hinreichenden Ersatz für deine überflüssigen Bemühungen gefunden zu haben. Wenn du im höchsten Alter noch prachtvolle Häuser baust, wo der Erbauer oft stirbt, bevor sie fertig sind, wenn du Bäume pflanzest, die erst nach vielen Jahren Früchte bringen, wenn du Anwesen und Ländereien erstehst, von denen du erst nach langer Zeit einen Nutzen hast, und dir viele ähnliche Mühen machst, deren Früchte du nicht selbst genießen kannst, so frage ich dich: Tust du dies deinetwegen oder deinen Nachkommen zuliebe? Wäre es also da nicht die größte Torheit in diesen Dingen gar nicht auf die Länge der Zeit zu achten, obwohl du infolge derselben keinen Entgelt mehr für deine Mühen erntest, auf der anderen Seite dagegen dich wegen der langen Zwischenzeit völliger Untätigkeit hinzugeben, obwohl dir diese Dinge viel größeren Vorteil bringen, und du diese Schätze nicht anderen zu hinterlassen brauchst, sondern die Gaben für dich selbst aufbewahrst? Doch hiervon abgesehen, der Aufschub ist auch gar nicht einmal so groß. Das Jenseits steht ja schon vor der Tür, und wir wissen nicht, ob nicht schon zu unseren Lebzeiten die ganze Welt ein Ende nehmen, und jener schreckliche Tag kommen wird, der uns das furchtbare und unparteiische Gericht enthüllen soll. Die meisten S. 380 Anzeichen haben sich bereits erfüllt, das Evangelium ist schon auf dem ganzen Erdkreis verkündet, die vorhergesagten Kriege, Erdbeben und Hungersnöte sind eingetroffen, und lange wird es nicht mehr dauern.

Aber du siehst keine Wunderzeichen? Gerade das ist das größte Wunder. Auch zu Noes Zeiten bemerkten ja die Leute die Vorzeichen jenes allgemeinen Verderbens nicht! Während sie tanzten, aßen, heirateten, ihren gewohnten Geschäften nachgingen, wurden sie von jenem schrecklichen Gerichte erfasst. Ähnlich ging es den Bewohnern von Sodoma; während sie der Lust frönten und unbekümmert waren um das, was vor sich ging, wurden sie von den herabgesandten Blitzen versengt. Das alles wollen wir uns also zu Herzen nehmen und uns vorbereiten auf den Heimgang aus dieser Welt. Denn, wenn auch der gemeinsame Tag der Vollendung noch nicht bevorsteht, das Ende eines jeden einzelnen steht doch vor der Tür, ob einer alt ist oder jung; und wer einmal aus diesem Leben geschieden ist, hat hinfort keine Möglichkeit mehr, Öl zu kaufen1 , noch auf seine Bitten hin Verzeihung zu erlangen, und wenn selbst Abraham, oder Noe, oder Job, oder Daniel für ihn einträten. Sorgen wir also, so lange es nicht Zeit ist, dass wir mit vollem Vertrauen dem Gericht entgegensehen können, sammeln wir fleißig Öl, setzen wir unsere ganze Rechnung auf den Himmel, damit wir zur rechten Zeit, wenn wir es am meisten nötig haben, alles gebrauchen können durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Anspielung auf die fünf törichten Jungfrauen ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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