• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundzwanzigste Homilie. Kap.VI, V.24-27.

4.

Bilden wir uns also nicht ein, diese Vorschriften könne man nicht halten. Viele gibt es ja, die sie auch heutzutage beobachten. Wenn du sie nicht kennst, so brauchst du dich darüber gar nicht zu wundern. Auch S. d289 Elias glaubte ja allein zu sein; gleichwohl musste er hören: „Ich habe mir siebentausend Männer vorbehalten“1 . Es ist also klar, dass auch jetzt noch viele das apostolische Leben führen, wie einst jene Dreitausend und jene Fünftausend. Wenn wir es aber nicht glauben wollen, so ist der Grund davon nicht der, dass es niemand gäbe, der diese Lebensweise führte, sondern der, dass wir selbst sehr weit von derselben entfernt sind. Ein Trunkenbold wird ja auch nicht leicht davon zu überzeugen sein, dass auch nur ein Mensch existiert, der selbst das Wasser nicht kostet, und doch haben dies in unseren Tagen viele Mönche geübt. Wer unzählige Male Unzucht treibt, wird schwerlich glauben wollen, dass es leicht sei, jungfräulich zu leben; so wenig wie der, der anderen das Ihrige nimmt, glauben kann, dass jemand leichten Herzens sein Eigentum hingeben wird. Gerade so können auch diejenigen, die sich selbst Tag für Tag mit tausend Sorgen abquälen, unser Gebot nicht ohne Schwierigkeit annehmen.

Dass es also viele gegeben hat, die so lebten, dafür könnten uns gerade zu unseren Lebzeiten diejenigen als Beweis dienen, die jetzt ein solches Leben führen. Doch ist es vorläufig für euch genug, wenn ihr gelernt habt, nicht mehr habsüchtig zu sein, und dass das Almosen ein gutes Werk ist, und wenn ihr euch bewusst seid, dass man von seinem Eigentum anderen mitteilen soll. Wenn ihr erst einmal das übt, Geliebte, dann werdet ihr schnell auch zum anderen fortschreiten. Für jetzt also wollen wir wenigstens den überflüssigen Luxus ablegen, zufrieden sein mit dem, was uns genügt, und wollen lernen, durch entsprechende Anstrengung all das zu erlangen, was einst unser Eigen sein soll. Auch der selige Johannes2 hat ja im Gespräche mit den Zöllnern und Soldaten dieselben ermahnt, sich mit ihrem Solde zu begnügen3 . Er wollte sie eben zu einer anderen höheren Lebensweise emporführen; nur weil sie hierfür noch nicht reif waren, gibt er ihnen das Geringere an. S. d290 Hätte er etwas Höheres verlangt, so würden sie dieses nicht erreicht und das andere verloren haben.

Deshalb suche ja auch ich euch in den leichteren Dingen zu üben; denn ich weiß, dass euch vorläufig noch die Last der freiwilligen Armut zu schwer ist, und dass jene hohe Auffassung euch so fern liegt wie der Himmel der Erde. Halten wir also wenigstens die allereinfachsten Gebote; auch das ist schon ein großer Trost4 . Freilich haben es sogar unter den Heiden einige fertig gebracht, auf all ihr Eigentum zu verzichten, wenn sie es auch nicht in der rechten Absicht taten. Wir sind aber schon zufrieden mit euch, wenn ihr nur reiches Almosen gebt. Wenn wir das tun, werden wir schnell auch zum anderen Ziele gelangen. Wenn wir aber nicht einmal so viel tun, welche Nachsicht verdienen wir dann noch, wenn wir, die wir die Gerechten des Alten Bundes übertreffen sollten, selbst hinter den heidnischen Philosophen zurückstehen? Was werden wir wohl sagen, wenn wir statt Engel und Kinder Gottes zu sein, nicht einmal unsere Menschenwürde bewahrt haben? Rauben und habsüchtig sein, verträgt sich ja nicht mit der Zahmheit von Menschen, sondern passt mehr zur Wildheit der Tiere. Ja noch schlimmer als wilde Tiere sind die Menschen, die fremdes Eigentum angreifen. Denn die Tiere haben dies so von Natur; wir hingegen sind mit der Vernunft begabt! Welche Nachsicht werden wir also da finden, wenn wir so unter die Würde unserer Natur herabsinken? Denken wir also recht daran, welch hohes Maß von Tugend wir besitzen sollten; dann werden wir vielleicht wenigstens die Hälfte davon erreichen, der zukünftigen Strafe entgehen und fortschreiten auf diesem Weg, um so die höchsten Güter zu erlangen, deren wir alle teilhaft werden mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. 3 Kön 19,18 ↩

  2. der Täufer ↩

  3. Lk 3,14 ↩

  4. für mich ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy