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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundzwanzigste Homilie. Kap. VII, V.21-27.

4.

Solch ein Mensch war z.B. Achab; nicht aber war so Elias. Wir stellen da nur Tugend und Laster einander gegenüber, um den Unterschied besser zu erkennen. Der eine baute also auf Felsen, der andere auf Sand. Deshalb fürchtete sich auch dieser und zitterte vor dem Propheten, obgleich er König war, während der andere nur einen Mantel aus Ziegenfellen trug. So waren auch die Juden, nicht aber die Apostel. Deshalb haben sich auch diese so hart wie Felsen gezeigt, obgleich sie so wenige waren und dazu noch in Fesseln lagen. Jene dagegen, die zahlreich und bewaffnet waren, zeigten sich schwach wie Sand. Sie fragten sich: "Was sollen wir mit diesen Menschen machen?"1 Siehst du, wie ratlos sie sind, sie, die selbst nicht gefangen und gefesselt sind, sondern andere in ihrer Gewalt haben und sie in Fesseln schlagen? Gibt es wohl etwas so Unerhörtes wie das? Du hast die anderen in deiner Gewalt und weißt dir nicht zu helfen? Ja, so musste es auch sein. Da sie eben alles auf Sand gebaut hatten, waren sie auch schwächer als alle anderen. S. d345 Deshalb sagten sie auch ein anderes Mal "Was tut ihr denn? Wollt ihr das Blut dieses Menschen über euch bringen?"2 . Was? sage ich. Du teilst Geißelhiebe aus und fürchtest dich? Du begehst Unrecht und empfindest Angst? Du richtest und zitterst dabei? Ja, so schwach ist eben das Böse. Die Apostel hingegen waren nicht so; sondern wie antworten sie? "Wir sind nicht imstande, das nicht zu verkünden, was wir gesehen und gehört haben."3 Siehst du da ihre erhabene Gesinnung? Siehst du, wie dieser Fels der Wogen spottet? Siehst du, wie unerschütterlich das Haus dasteht? Was aber das wunderbarste daran ist, die Anfeindungen der Juden haben die Apostel nicht nur nicht wankend gemacht, sondern ihnen nur noch mehr Mut eingeflößt, jene dagegen in noch größere Angst und Verlegenheit versetzt. Wer auf einen Diamanten schlägt, verletzt sich eben nur selbst; und wer gegen den Stachel ausschlägt, wird selbst gestochen und schwer verwundet. Ebenso bringt sich selbst in Gefahr, wer den Tugendhaften Nachstellungen bereitet. Die Schlechtigkeit wird eben um so machtloser, je mehr sie sich der Tugend in den Weg stellt. Und wie einer, der das Feuer mit seinen Kleidern dämpfen will, nicht das Feuer auslöscht, sondern die Kleider in Brand steckt, so macht auch derjenige, der den Guten Schaden zufügt, sie einkerkert und in Fesseln schlägt, dieselben nur um so berühmter, sich selbst aber bringt er den Untergang. Je mehr du zu leiden hast ob deines rechtschaffenen Lebens, um so stärker wirst du. Denn je mehr wir die Tugend schätzen, um so weniger werden wir noch irgendein Bedürfnis empfinden; und je weniger wir bedürfen, um so mehr werden wir stark und über alle anderen erhaben sein. Solch ein Mann war z.B. Johannes4 . Deshalb konnte ihn niemand in Trauer versetzen, während er dem Herodes trübe Stunden verursachte. Ja, er, der gar nichts besaß, hat sich wider den Herrscher erhoben, und derjenige, der mit Krone, Purpur und S. d346 tausendfachem Glanze geschmückt war, zitterte und fürchtete sich vor dem, der nichts mehr hatte. Ja selbst das abgeschlagene Haupt vermag er nicht ohne Schrecken anzusehen. Dass er auch nach dem Tode des Johannes noch gewaltige Furcht empfand, kannst du aus seinen eigenen Worten ersehen: "Das ist jener Johannes", sagte er, "den ich getötet habe."5

Den Ausdruck: "Ich habe getötet" gebraucht er nicht aus Überhebung, sondern um seine Angst zu beschwichtigen und weil er seinem verwirrten Gemüt in Erinnerung bringen wollte, dass ja er selbst es war, der ihn hatte töten lassen. So groß ist eben die Macht der Tugend, dass sie selbst nach dem Tode noch stärker ist als die Lebendigen. Deshalb kamen ja auch schon zu Lebzeiten des Johannes die Reichen zu ihm und fragten: "Was müssen wir tun?"6 Also ihr seid reich und wollt von dem, der gar nichts hat, wissen, auf welchem Weg ihr glücklich werden könnt? Die Reichen kommen zu den Armen! Soldaten zu dem, der nicht einmal ein Obdach hat! Ein solch tugendhafter Mann war auch Elias. Deshalb sprach auch er mit demselben Freimut zu dem Volke. Johannes sagte: "Ihr Vipernbrut"7 , er ruft: "Wie lange werdet ihr noch auf euren beiden Knien hinken?"8 Ebenso sprach Elias: "Du hast getötet und zu dir genommen"9 , Johannes dagegen: "Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben"10 . Siehst du da den Felsen? Siehst du den Sand, wie leicht er fällt, wie er im Unglück nachgibt? Wie er zunichte wird, auch wo es sich um Könige handelt, oder um eine Volksmenge, oder um Machthaber? Er macht eben alle zu schwach, die auf ihn bauen. Auch ist es mit dem bloßen Einsturz nicht genug; meistens geschieht dabei noch ein großes Unglück.

S. d347

V.27: "Denn", sagt der Herr, "sein Fall war groß."

Es ist ja auch nichts Geringes, was hier in Gefahr schwebt; es handelt sich um die Seele und um den Verlust des Himmelreiches mit seinen ewigen Gütern. Aber auch schon vorher muss der, der dem Bösen nachgeht, ein ganz elendes Leben führen in steter Begleitung von Furcht, Mutlosigkeit, Sorgen und Kämpfen. Das hat auch ein weiser Mann angedeutet mit den Worten: "Der Gottlose flieht, ohne dass ihn jemand verfolgt"11 . Solche Leute zittern vor Schatten, sind voll Argwohn gegen Freunde, Feinde, Diener, Bekannte und Unbekannte, und leiden schon hienieden die schwersten Strafen, noch bevor sie von denen im Jenseits betroffen werden. Alles das hat uns Christus geoffenbart in den Worten: "Und sein Fall war groß." Damit hat er seiner herrlichen Ermahnung ein passendes Ende gegeben, und selbst die ganz Ungläubigen durch den Hinweis auf die gegenwärtigen und sichtbaren Dinge dazu angeregt, das Böse zu meiden. Denn wenn er auch mehr vom Jenseits redete, auf die Hartherzigen macht doch gerade dies noch am meisten Eindruck und ist am ehesten geeignet, uns vom Bösen abzuhalten. Deshalb hat er auch damit geschlossen, auf dass sie dies noch frisch in Erinnerung und so auch Nutzen davon hätten. Lasst uns also dies alles in Erwägung ziehen, das Zeitliche und das Ewige, und fliehen wir das Böse, streben wir nach Tugend, damit wir uns nicht umsonst abmühen, sondern sowohl auf dieser Welt in Ruhe und Sicherheit leben, als auch die Herrlichkeit der anderen Welt erlangen, deren wir alle teilhaft werden mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Apg 4,16 ↩

  2. Apg 5,28 ↩

  3. ebd 4,20 ↩

  4. der Täufer ↩

  5. Lk 9,9 ↩

  6. ebd 3,10 u.12 ↩

  7. Mt 3,7 ↩

  8. 3 Kön 18,21 ↩

  9. ebd 21,19 ↩

  10. Mt 14,4 ↩

  11. Spr 18,1 ↩

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