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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundzwanzigste Homilie. Kap VIII, V.14-22.

2.

Wie kommt es nun, dass der Evangelist diese Worte auf Krankheiten bezieht? Entweder, weil er diese Beweisstelle im historischen Sinn versteht, oder um zu zeigen, dass die meisten Krankheiten von Sünden der Seele herrühren. Denn wenn die Hauptsache, der Tod selbst, in der Sünde seine Wurzel und seinen Ursprung hat, so ist dies noch viel eher bei der Mehrzahl der Krankheiten der Fall. Von der Sünde kommt es ja auch her, dass wir überhaupt leidensfähig sind,

V.18: „Als aber Christus sich von einer so großen Menge Volkes umringt sah, gab er Befehl, ans andere Ufer zu fahren.“

Siehst du, wie sehr er sich wieder aller Ruhmsucht abhold zeigt? Die anderen berichten, er habe den Dämonen befohlen, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei1 . Matthäus erzählt, er habe die Volksmenge abgewiesen. Das hat er darum getan, um uns zur Maßhaltung anzuleiten, den Neid der Juden zu schonen und uns die Lehre zu geben, nichts aus eitler Ruhmsucht zu tun. Er wollte ja nicht bloß Leiber heilen, sondern auch der Seele die rechten Bahnen weisen und so zur2 Weisheit anleiten. So hat er sich uns durch beides geoffenbart, durch Heilung der Krankheit und dadurch, dass er nichts der bloßen Schaustellung wegen getan. Das Volk war ihm eben vielfach sehr zugetan, war voll Liebe und Bewunderung für ihn und S. d386 wollte ihn sehen. Denn wer hätte auch fortgehen wollen, solange er solche Wunder wirkte? Wer hätte nicht den Wunsch gehabt, auch nur einfach sein Antlitz zu sehen und den Mund, der solche Machtworte sprach? Er war eben nicht bloß bewundernswert, solange er Wunder wirkte; schon seine bloße Erscheinung war voll Liebe und Huld. Das hat auch der Prophet geoffenbart mit den Worten: „Er übertrifft an Schönheit die Söhne der Menschen“3 . Wenn dagegen Isaias sagt: „Er besaß weder Gestalt noch Schönheit“4 , so meint er das entweder von der unaussprechlichen, unfassbaren Schönheit der Gottheit, oder will damit auf Ereignisse des Leidens hinweisen und auf die Erniedrigung, die er erfuhr, als er am Kreuze hing, sowie auf die Demut und Niedrigkeit, die er sein ganzes Leben hindurch in allem gezeigt hat.

Doch befahl der Herr, nicht früher über das Meer zu setzen, bevor er nicht alle geheilt hätte. Sonst hätten es ja die Leute vielleicht nicht einmal zugegeben. Auch oben auf dem Berge harrten sie nicht bloß aus, solange er predigte, sondern folgten ihm auch dann noch, als er bereits aufgehört hatte zu reden. Ebenso drängten sie sich auch hier nicht bloß solange um ihn, als er Wunder wirkte, sondern auch nachher noch, weil ihnen schon der bloße Anblick seines Antlitzes heilsam und nützlich war. Denn wenn schon Moses ein verklärtes Antlitz hatte, und Stephanus wie ein Engel anzusehen war, wie muss dann nicht unser Herr damals ausgesehen haben? Vielleicht ist jetzt in manchen schon der Wunsch entstanden, jenes Bild zu sehen. Doch, wenn wir wollen, können wir etwas viel Besseres sehen als das. Wenn wir unser irdisches Leben in der rechten Weise zubringen, dann werden wir ihm in den Wolken begegnen, ihm entgegengehen in einem unsterblichen, unverweslichen Leibe5 .Beachte auch, wie der Herr das Volk nicht so ohne weiteres verabschiedete, um die Leute nicht zu verletzen. Er sagt nicht einfach: S. d387 „Gehet fort“, sondern er hieß sie ans andere Ufer übersetzen und weckt so in ihnen die Erwartung, er werde sicher auch dahin kommen. Eine so große Liebe zeigte die Menge für ihn und folgte ihm mit der größten Anhänglichkeit. Einer aber aus ihnen, ein Sklave des Geldes, der ein ganz anmaßender Mensch war, ging auf den Herrn zu und sagte:

V.19: „Meister, ich will Dir folgen, wo immer Du hingehst.“

Seht ihr, wie aufgeblasen er war? Er wollte eben nicht zum gewöhnlichen Volke gerechnet werden, sondern zeigen, dass er über die große Menge erhaben sei; deshalb trat er zum Herrn hinzu. So ist eben das Judenvolk: voll ungehöriger Aufdringlichkeit. Eben so kam, nachher noch ein anderer auf den Herrn zu, während alle schwiegen, und sagte: „Welches ist das größte Gebot?“6 . Gleichwohl hat ihn der Herr ob seiner unangebrachter Zudringlichkeit nicht zurechtgewiesen, um uns dadurch zu zeigen, wie man auch derlei Menschen in Geduld ertragen müsse. Darum hat er auch diese beiden, die in böser Absicht kamen, nicht offen zurechtgewiesen; er gibt ihnen vielmehr eine Antwort, die ihrer Gesinnung entsprach und überließ es ihnen allein, den Tadel herauszufühlen, den sie erhielt. Dadurch hat er ihnen einen zweifachen Dienst erwiesen; er zeigte ihnen, dass er ihre Absicht gar wohl kenne, und nachdem er ihnen das gezeigt hatte, wollte er es doch geheimhalten und ihnen die Gelegenheit zur Reue bieten, falls sie dieselbe annehmen wollten. So machte er es auch bei diesem hier. Derselbe hatte die vielen Wunderzeichen gesehen und die große Menge, die herbeigeströmt war. Da dachte er, aus diesem Wunder Geld machen zu können. Deshalb wollte er so eilig dem Herrn folgen. Wie kann ich aber das beweisen? Durch die Antwort, die Christus gab und die nicht dem Wortlaut der Frage entsprach, sondern der Gesinnung des Fragenden: Wie, antwortet der Herr, erwartest du S. d388 durch meine Nachfolge reich zu werden? Siehst du denn nicht, dass ich nicht einmal ein eigenes Heim besitze? Nicht soviel, als selbst die Vögel haben!

V.20 „Die Füchse“, sagt er, „haben ihre Höhlen, und die Vögel des Himmels ihre Wohnungen, der Menschensohn dagegen hat nicht, wohin er das Haupt legen könnte“.

Das sagt der Herr nicht, um ihn abzuweisen, sondern um seine böse Gesinnung zu tadeln und ihm gleichwohl freizustellen, ihm, wenn er wollte, unter solchen Aussichten zu folgen. Dass er aber nicht in guter Absicht gekommen war, kannst du daraus erkennen, dass er auf diesen Tadel hin nicht sagte: Ich bin bereit, Dir zu folgen.


  1. Lk 4,41;Mk 1,34 ↩

  2. himmlischen ↩

  3. Ps 44,3 ↩

  4. Jes 53,2 ↩

  5. 1 Thess 4,17 ↩

  6. Mt 22,36 ↩

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