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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreißigste Homilie. Kap. IX, V.9-17.

6.

Da weiß ich nun aber wirklich nicht, wie ich unvermerkt auf solche Dinge zu sprechen kam, und während ich andere ermahne, sie sollten ihre Angehörigen mit Sanftmut belehren, mich selbst in Zorn hineingeredet habe. Kehren wir also um und kleiden wir unsere Ermahnung in mildere Form; ertragen wir alle die weiblichen Schwächen, um die Besserung zu erreichen, die wir wünschen. Oder siehst du nicht, wie wir das Geschrei der Kinder ertragen, die man der Mutterbrust entwöhnen will; wie wir alles mit Geduld hinnehmen, nur um sie dazu zu bringen, die frühere Nahrung nicht mehr zu verlangen? So wollen wir es auch in unserem Falle machen. Ertragen wir alles andere, um nur diesen einen Punkt zu bessern. Wenn einmal das erreicht ist, dann wirst du auch noch das andere sich bessern sehen; dann kannst du dich auch an die Goldgeschmeide wagen und auf die gleiche Weise auch von ihnen reden. So wirst du langsam, dem Bilde deiner Frau die richtige Form geben, wirst dich als vorzüglicher Maler S. d434 bewähren, als getreuer Diener, als ausgezeichneter Sämann. Daneben erinnere sie auch an die Frauen des Alten Bundes, an Sara und Rebekka, an die Schönen und an die Unschönen, und zeige ihr, wie alle in gleicher Weise maßvoll und klug waren. So hat auch die Lia, die Frau des Patriarchen, sich nicht veranlasst gesehen, derartige Schönheitsmittel zu ersinnen, obgleich sie nicht schön, sondern sogar hässlich war und von ihrem Gemahl nicht sonderlich geliebt wurde. Aber sie dachte nicht an solche Schminken und hat ihr Gesicht nicht verunstaltet, sondern bewahrte ihr natürliches Aussehen, und das, obgleich sie von Heiden erzogen worden. Du aber, die Christin, deren Haupt Christus ist, du kommst uns mit derlei teuflischen Künsten daher? Du denkst nicht an das Taufwasser, das dein Gesicht benetzte, an das Opfer, das deine Lippen schmückte, an das Blut, das deine Zunge gerötet? Wenn du an all das dächtest, dann könntest du noch so gefallsüchtig sein, du würdest es nicht wagen noch ertragen, diesen Staub und solche Asche auf dein Gesicht zu bringen. Wisse, dass du für Christus geschmückt worden bist, und lass ab von solch schändlichem Treiben. Er freut sich nicht an diesen Farben, er will eine andere Art von Schönheit, nach der er gar sehr verlangt, nämlich die der Seele. Um diese Schönheit hieß dich auch der Prophet dich bemühen, indem er sprach:„Und der König wird Verlangen tragen nach deiner Schönheit“1 .

Erlauben wir uns also keine überflüssigen Ungehörigkeiten! Von den Werken Gottes ist ja keines so unvollkommen, dass es deiner bessernden Hand bedürfte. Wenn das Bild des Kaisers aufgestellt würde und sich jemand erlaubte, nach eigenem Befinden daran herumzukorrigieren, so würde ihm sein Unterfangen nicht sehr gut bekommen; er würde sich vielmehr der größten Gefahr aussetzen. Nun wohl, was ein Mensch gemacht, daran rührst du nicht; was Gott gemacht, das willst du verbessern. Denkst du denn nicht an das höllische Feuer? Nicht an die Vernachlässigung deiner Seele? Gerade deshalb ist ja sie vernachlässigt, weil du deine S. d435 ganze Aufmerksamkeit an deinen Leib verschwendest. Und was rede ich nur von deiner Seele? Auch an deinem Leibe selbst erreichst du gerade das Gegenteil von dem, was du beabsichtigt hast. Sieh nur! Du willst schön erscheinen? Gerade das macht dich hässlich! Du willst deinem Manne gefallen? Eben das missfällt ihm nur noch mehr. Und nicht nur von ihm, auch von Außenstehenden ziehst du dir Tadel zu. Du willst jung erscheinen? Das gibt dir schnell ein altes Aussehen. Du willst schöner werden? Das macht dich nur unschön. Ja, eine solche Frau bringt nicht bloß ihre Standesgenossinnen in Verlegenheit, sondern selbst ihre Mägde, die darum wissen, und ihre Hausgenossen, die sie sehen, in erster Linie aber macht sie sich selber Schande. Jedoch, wozu brauche ich denn das alles zu sagen? Gerade das Schlimmste habe ich jetzt übergangen, dass du nämlich Gott beleidigst, die Sittsamkeit untergräbst, den Brand der Eifersucht entfachst und die Huren nachahmst, die unter dem Stadttor sitzen. Das alles beherzige also, verachte die Eitelkeit des Satan und die Künste des Teufels; lasst ab von derlei Zier oder vielmehr Unzier, und bemüht euch um die Schönheit eurer eigenen Seele, die selbst den Engeln liebwert ist, Gott wohlgefällig und den Ehegatten angenehm, auf dass ihr die zeitliche und ewige Herrlichkeit erlanget, deren wir alle mögen teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!


  1. Ps 44,12 ↩

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