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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einunddreißigste Homilie. Kap. IX, V. 18-26.

3.

Wenn einmal ein Wunder geschehen ist, bleiben die meisten Menschen in der Regel ungläubig. Deshalb legte sie der Herr durch ihre eigenen Antworten zum voraus fest. So machte er es auch bei Lazarus und Moses. Zu Moses sagte er: „Was hast du da in deiner Hand?“1 . Denn wenn er nachher sähe, dass eine Schlange daraus geworden, so sollte er nicht vergessen, dass es früher ein Stab gewesen, sich vielmehr seiner eigenen Aussagen erinnern und das Wunderzeichen als solches anerkennen. Bei Lazarus fragte der Herr: „Wo habt ihr ihn hingelegt?“ Da gaben sie ihm zur Antwort: „Komme mit und sieh ihn“, und: „Er riecht, denn er liegt schon vier Tage im Grabe.“ Das musste deshalb geschehen, damit sie nachher nicht an der Tatsache zweifelten, dass er einen wirklich Toten auferweckte. Wie also der Herr die Zimbeln sah, und die Volksmenge, schickte er sie alle hinaus und wirkte das Wunder in Gegenwart der Eltern; sonst ließ er keine Seele herein; nur sie, die wirklich fortgegangen2 , rief er wieder zurück, und weckte sie auf, als hätte sie nur geschlafen. Er fasste sie aber bei der Hand, um die Zuschauer vollkommen zu überzeugen und um durch das, was sie sahen, dem Glauben an die Auferstehung den Boden zu bereiten. Der Vater hatte ihn ja gebeten: „Lege ihr die Hand auf.“ Er tut aber noch mehr; er legt sie dem Mädchen nicht nur auf, er fasst sie auch an und richtet sie empor, womit er zeigt, dass ihm alles untertan ist. Ja, er erweckte sie nicht bloß, er heißt sie auch Speise zu sich nehmen, damit niemand den Vorgang für eine S. d443 Sinnestäuschung halten könnte. Und nicht er selbst gibt ihr zu essen, sondern er heißt die anderen dies tun. Ebenso hatte er auch bei Lazarus befohlen: „Macht ihn frei und lasst ihn fortgehen“3 und dann setzte er sich mit ihm zu Tisch. Der Herr ist eben gewöhnlich auf beides bedacht, sowohl für den Tod, als auch für die Auferweckung den denkbar deutlichsten Beweis zu erbringen.

Du aber beachte nicht bloß die Tatsache der Auferweckung, sondern auch den Umstand, dass er befahl, niemand davon zu erzählen. Denn das war immer und vor allem sein Bestreben, das Beispiel der Demut und Bescheidenheit zu geben. Außerdem beachte auch, dass er die Trauergäste aus dem Hause fortschickte, und sie für unwürdig erklärte, einem solchen Schauspiel beizuwohnen. Du aber geh nicht hinaus mit den Flötenbläsern, sondern bleibe darin mit Petrus, Johannes und Jakobus. Denn wenn der Herr solche Leute schon damals fortschickte, dann um so mehr jetzt. Damals wusste man ja noch nicht, dass der Tod nur ein Schlaf sei; jetzt ist dies klarer als die Sonne. Aber, sagst du, er hat deine eigene Tochter jetzt nicht auferweckt. Aber er wird sie ganz gewiss auferwecken und zwar mit noch größerem Glanze. Jene wurde zwar auferweckt, aber sie starb dann wieder. Wenn aber deine Tochter aufersteht, so bleibt sie von da an unsterblich. Niemand soll also in Zukunft mehr trauern und wehklagen und das Heilswerk Christi nicht in Verruf bringen. Er hat ja den Tod besiegt. Was trauerst du also unnötigerweise: Der Tod ist ja zum Schlaf geworden. Was jammerst und weinst du? Es ist das schon lächerlich, wenn es die Heiden tun. Wenn sich aber selbst ein gläubiger Christ dessen nicht schämt, welche Entschuldigung hat der? Welche Nachsicht verdienen jene, die so töricht sind, und zwar jetzt, nachdem doch schon seit geraumer Zeit so klare Beweise der Auferstehung erbracht sind?

Du aber, als ob du dir eigens Mühe gäbest, deine Schuld noch zu vergrößern, bringst noch heidnische Frauen als Klageweiber daher, um die Trauer zu verringern und die Glut des Schmerzes zu entfachen, S. d444 und du hörst nicht auf dem hl. Paulus, der da sagt: „Was hat Christus mit Belial zu tun, und was hat der Glaube gemein mit dem Unglauben?“4 . Die Kinder der Heiden wissen nichts von der Auferstehung; aber trotzdem finden sie Trostgründe und sagen: „Trage es tapfer, du kannst das Geschehene doch nicht ungeschehen und mit Wehklagen nicht wieder gut machen.“ Du aber, der du weisere und bessere Dinge gelehrt worden bist, du schämst dich nicht, weniger Selbstbeherrschung zu zeigen als sie. Wir sagen nicht: Trage es tapfer, weil du das Geschehene nicht mehr ändern kannst, sondern: „Trage es tapfer, weil der Verstorbene ganz sicher wieder auferstehen wird; dein Kind schläft nur, es ist nicht tot, es ruht im Frieden, es ist nicht verloren. Es harrt seiner die Auferstehung und das ewige Leben, die Unsterblichkeit, das Leben der Engel.“ Hörst du nicht, was der Psalmist sagt: „Kehr ein, meine Seele, an den Ort deiner Ruhe, denn der Herr hat dir eine Wohltat erwiesen“5 . Eine Wohltat nennt Gott das Sterben, und du trauerst? Und was würdest du mehr tun, wenn du ein Gegner und Feind des Verstorbenen gewesen wärest? Wenn jemand Grund hat zu trauern, so muss der Teufel trauern. Er soll weinen, soll wehklagen, weil wir einem besseren Leben entgegengehen. Zu seiner Schlechtigkeit passt solches Klagegeschrei, nicht aber für dich, der du den Kranz der Unsterblichkeit erhalten und Ruhe finden sollst. Der Tod ist ja ein ruhiger Zufluchtshafen. Denn siehe nur, wie viele Leiden bringt nicht das Leben hienieden! Bedenke, wie oft du selbst das irdische Leben verwünscht hast! Das Leben wird ja immer schlimmer; schon von seinem Anfange an unterstehst du einem nicht geringen Fluch. „In Schmerzen“, heißt es, „wirst du Kinder gebären“ und „im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen“6 , und: „In dieser Welt werdet ihr Bedrängnis leiden“7 . Nichts dergleichen ist dagegen vom jenseitigen Leben gesagt worden, sondern S. d445 in allem das gerade Gegenteil. „Entflohen ist der Schmerz, die Trauer und das Seufzen“8 , und: „Vom Aufgange und vom Niedergange werden sie kommen, und ruhen werden sie im Schoße Abrahams, Isaaks und Jakobs“9 . Ja, ein geistig Brautgemach sei das andere Leben, ein glänzendes Licht, der Einzug in den Himmel.


  1. Ex 4,2 ↩

  2. die Tote ↩

  3. Joh 11,44 ↩

  4. 2 Kor 6,15 ↩

  5. Ps 114,7 ↩

  6. Gen 3,16-17 ↩

  7. Joh 16,33 ↩

  8. Jes 35,10 ↩

  9. Mt 8,11 ↩

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