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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierunddreißigste Homilie. Kap. X, V.23-33.

3.

Also nicht einmal über den Leib sind die Verfolger eigentlich Herr geworden, vielmehr haben sie diese Macht nur von der Natur. Wenn du dich aber davor fürchtest, so ist es weit besser, das zu fürchten, was schlimmer ist, vor dem Angst zu haben, was die Seele S. d499 und den Leib ins höllische Feuer stürzen kann. Auch sagt der Herr nicht klar und deutlich, dass er es sei, der Seele und Leib verderben könne; doch hat er dies schon oben zu verstehen gegeben, wo er sich selbst als den Richter hinstellt. In Wirklichkeit nun machen wir es gerade umgekehrt; den, der die Seele verderben, d.h. strafen kann, fürchten wir nicht; dafür zittern wir vor denen, die uns das leibliche Leben nehmen können. Und doch straft der eine nicht nur die Seele, sondern auch den Leib; diese hingegen können nicht bloß die Seele, sondern auch nicht einmal den Leib strafen; und wenn sie ihm auch tausend Peinen zufügen sollten, sie verschaffen ihm dadurch nur mehr Glanz und Ruhm. Siehst du jetzt, weshalb Jesus die Kämpfe als so leicht hinstellt? Der Tod besaß eben noch gewaltige Macht über ihre Gemüter und flößte ihnen immer noch Furcht ein, weil er bisher noch niemals leicht zu bekämpfen gewesen, und weil diejenigen, die ihn in Zukunft verachten sollten, die Gnade des Heiligen Geistes noch nicht empfangen hatten. Nachdem also der Herr ihnen die Furcht und Angst benommen, die ihre Seele erschütterten, so flößte er ihnen im Folgenden auch wieder Mut ein, vertreibt die eine Furcht durch eine andere und zwar nicht bloß durch Furcht, sondern auch durch die Hoffnung auf größeren Lohn; ja, er droht ihnen mit ganzer Macht, und treibt sie durch beides an, für die Wahrheit offen und männlich einzutreten. Deshalb fährt er fort:

V.32: "Wer immer also in mir vor den Menschen das Bekenntnis ablegt, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist.

V.33: Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater verleugnen, der im Himmel ist."

Der Herr will nicht nur durch Verheißung von Gutem auf seine Jünger einwirken, sondern auch durch das Gegenteil; deshalb bleibt er zunächst bei dem Unheil stehen. Beachte auch die Genauigkeit des Ausdruckes. Er sagt nicht: mich, sondern: "in mir". Er wollte damit zeigen, dass derjenige, der ihn bekennt, ihn nicht S. d500 aus eigener Kraft, sondern durch die Hilfe der Gnade von oben bekennt. Dagegen sagt er von dem, der ihn verleugnen werde, nicht: in mir, sondern: "mich". Denn ihn verleugnet nur, wer die Gnade verscherzt hat. Wie kann man aber dann, fragst du, dem einen Vorwurf machen, der nur deshalb verleugnet, weil er verlassen worden ist? Weil eben der, der verlassen wird, selbst schuld daran ist, dass er verlassen wurde. Weshalb begnügt er sich aber nicht mit dem innerlichen Glauben, sondern verlangt auch das mündliche Bekenntnis? Weil er uns zur Freimütigkeit, zu größerer Liebe und Hingabe erziehen, und weil er uns zur erhabenen Höhe führen will. Deshalb wandte er sich auch an alle ohne Unterschied. Auch bedarf er nicht nur der Person der Jünger; denn nicht bloß sie, sondern auch die Jünger seiner Jünger will er zu edler Gesinnung heranbilden. Denn wer das gelernt hat, der wird nicht bloß furchtlos lehren, sondern wird auch alle Leiden leicht und mutig ertragen. Der Umstand hat in der Tat den Aposteln viele Seelen zugeführt, dass sie auf dieses Wort des Herrn vertrauten. Denn bei uns ist sowohl für das Böse die Strafe größer, wie für das Gute der Lohn. Der Gute bereichert sich mit der Zeit, der Böse glaubt durch den Aufschub der Strafe etwas zu gewinnen. Deshalb hat der Herr ein Gegengewicht geschaffen oder vielmehr einen weit größeren Vorteil in Aussicht gestellt, denn er fügt noch die Belohnung hinzu. Du hast den Vorteil, will er sagen, zuerst mich hienieden bekannt zu haben. Dafür werde auch ich dir einen Vorteil zuwenden, und dir noch mehr geben, ja unaussprechlich mehr, ich werde dich dort1 bekennen.

Siehst du da, wie das Gute und das Böse im Jenseits aufgespeichert wird? Was bist du also so eilig und drängst so sehr? Warum willst du schon hienieden belohnt sein, wo doch die gute Hoffnung zu deinem Heile genügt? Wenn du also auch etwas Gutes tust und den Lohn dafür nicht schon hienieden erhältst, verliere die Fassung nicht; der Lohn erwartet dich in noch erhöhtem Maße in der zukünftigen Welt. Wenn du dagegen etwas Böses tust und keine Buße dafür leistest, so S. d501 wiege dich nur nicht in falscher Sicherheit; die Strafe wird dich drüben erwarten, falls du nicht umkehrst und dich besinnst. Bleibst du dagegen ungläubig, so schließe doch nur von den Dingen dieser Welt auf diejenigen in der anderen. Wenn die Bekenner Christi schon zur Zeit des Kampfes so herrlich glänzen, so denke doch, wie sie sein werden, wenn sie einmal mit den Siegeskränzen geschmückt sind. Wenn schon die Feinde hienieden Beifall klatschen, wie wird dich dann nicht erst der bewundern und preisen, der dich mehr liebt als alle Väter es tun könnten! Dort erhalten wir ja den Lohn für das Gute, wie auch Strafe für das Böse. Wer also Christus verleugnet, der wird hienieden und drüben den Schaden haben; hienieden, weil er ein schlechtes Gewissen durch das Leben trägt; und wenn er auch nicht gleich stirbt, sterben wird er doch; drüber aber wird er dann die schwerste Strafe zu erdulden haben. Die anderen dagegen gewinnen hienieden und drüben; sie ziehen schon hienieden aus dem Tode Nutzen, weil sie dadurch mehr Ehre erlangen als die Lebenden, und in der anderen Welt genießen sie unaussprechliches Glück. Gott ist eben nicht bloß zum Strafen bereit, sondern auch zum Belohnen, ja zu diesem noch mehr als zum anderen. Weshalb hat aber der Herr dieses letztere nur einmal erwähnt, das andere dagegen zweimal? Weil er wusste, dass wir so eher gebessert werden können. Deshalb sagte er zuerst: "Fürchtet den, der die Seele und den Leib ins höllische Verderben stürzen kann" und fügt dann noch hinzu: "auch ich werde ihn verleugnen". Der hl. Paulus machte es ebenso; auch er sprach fortwährend von der Hölle.


  1. vor meinem himmlischen Vater. ↩

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